Feldafing:Bauen oder verkaufen

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Feldafinger Gemeinderat sorgt sich um das denkmalgeschützte Anwesen Carl

Von Otto Fritscher, Feldafing

Es geht um eines der schönsten Ensembles, das es am Starnberger See noch gibt: die Villa Carl in Feldafing, ein Bau des Münchner Architekten Richard Riemerschmid aus dem Jahr 1910, umgeben von einem großzügigen, schönen Park. Bewohnt wird die Villa an der Höhenbergstraße von den Eltern von Wolfgang Schmidt, dem Urenkel des ersten Besitzers.

Die Villa gehört inzwischen einer Erbengemeinschaft, und wie Wolfgang Schmidt vor dem Gemeinderat erklärte, müsse diese Erbengemeinschaft ausgezahlt werden. "Andernfalls wären wir gezwungen, die Villa an einen hochpotenten Investor zu verkaufen." Um das nötige Kapital für die Ausgleichszahlung zu bekommen, soll ein Teil des Grundstücks herausgelöst, mit einem mehrgeschossigen Gebäude mit mehreren Wohnungen bebaut und dann verkauft werden. Falls dazu keine Genehmigung erteilt wird, müsse das gesamte Villen-Gelände veräußert werden.

Und das scheint im Gemeinderat niemand so recht zu wollen, die Villa soll in Familienbesitz bleiben. Auf der anderen Seite ist gar nicht klar, ob auf dem Areal überhaupt etwas gebaut werden kann. "Wir sind echt in der Zwickmühle. Es ist das schönste Ensemble, das wir haben, und es ist mir wichtig, dass es in Familienbesitz bleibt", sagte etwa Karin Bergfeld (Frauenliste). Allerdings hat der Feldafinger Ortsplaner einen Neubau schon als "gravierenden Fall" bezeichnet, was nicht gerade positiv klingt. Er werde keinen Auftrag annehmen, um den Bebauungsplan weiter zu entwickeln. Bei einer Begehung des Areals wollte sich Kreisbaumeister Christian Kühnel nach Aussage von Feldafings drittem Bürgermeister Roger Himmelstoß (CSU) aber nicht festlegen, was möglich ist. Ein Baurecht sei "nicht auszuschließen", habe Kühnel vage gesagt.

Himmelstoß selbst sieht "die ganz große Gefahr, in das Ensemble einen massiven Baukörper reinzupflanzen". Er ziehe es vor, das Bebauungsplanverfahren nicht weiterzubetreiben, denn: "Wir können von der Gemeinde her erbrechtliche Auseinandersetzungen nicht subventionieren, so leid mir das tut." Auch Evi Klug (AUF) kündigte an, "auf keinen Fall zuzustimmen", und Nandl Schultheiß (CSU) erinnerte daran, "dass wir der Familie schon mit einer anderen Baurechtsausweisung entgegengekommen sind". Das Landesamt für Denkmalpflege werde einer Bebauung wohl kaum zustimmen, mutmaßte Himmelstoß. Für Bürgermeister Bernhard Sontheim (Bürgergruppe) ist die Sache indes klar: "Wir müssen sehr wohl Baurecht im unteren Teil des Grundstücks schaffen." Dass die Villa denkmalgeschützt sei und freigestellt erhalten werden solle, ist auch für ihn klar. "Aber manchmal halte ich den Denkmalschutz schon für übertrieben." Der Gemeinderat wird sich erneut mit der Villa befassen.

© SZ vom 24.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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