Feldafing:Altmeisterlich

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Feodora Hohenlohe steht vor den Bildern "Der weiße Reiter" und "Marmorbildnis". (Foto: Georgine Treybal)

Die Malerin Feodora Prinzessin zu Hohenlohe-Oehringen stellt ihre Stillleben in Garatshausen aus

Von Katja Sebald, Feldafing

Vernissagenreden schieben sich oftmals sperrig zwischen Sekt und Häppchen. In der Garatshausener Galerie Starnberger See war das anders: Thomas Goppel, unter anderem ehemaliger bayerischer Wissenschaftsminister und CSU-Generalsekretär, hielt eine höchst unterhaltsame und durchaus geistreiche Rede, die nicht nur das Vernissagengedrängel, sondern auch die ausgestellte Kunst weit überstrahlte. Zu sehen gab es dann unter dem Titel "Heller Sinn für das Gegenständliche" Ölgemälde von Feodora Hohenlohe.

Als Motivationsgrund für den Vernissagenbesuch unterstellte Goppel den zahlreich erschienenen Gästen gleich einmal zu Anfang: "Bestimmt haben Sie sich gedacht, mal sehen, ob die Hohenlohe so ist, wie ich mir das vorgestellt habe." Die "Hohenlohe" ist nämlich eine Prinzessin zu Hohenlohe-Oehringen. Zu ihren bevorzugten Motiven gehören Blumen, die sie in Vasen und mit allerhand Nippes zu Stillleben arrangiert. Weil sich auf den Bildern Marmorskulpturen und Porzellanfigürchen, antike Möbel vor drapierten Vorhängen in Rosétönen, Silbertabletts und auch eine Golftasche mit Schlägern finden, kann man sich auch gleich vorstellen, wie es bei der Prinzessin zu Hause aussieht. Immerhin gibt sie auf ihrer Vita als Stationen "Ateliers in München sowie Schloss Ippenburg und Schloss Hühnefeld in Bad Essen" an. Seit 1997 gibt es ein weiteres "Atelier am Schiffbauerdamm in Berlin".

Über ihre Ausbildung sagte die Künstlerin einmal in einem Interview: "Die Großen sind alle zu einem Meister gegangen." In ihrer Vita findet sich deshalb der Hinweis, sie sei acht Jahre lang "Meisterschülerin bei Peter Schermuly" gewesen - wobei sie freilich die doch nicht unwesentliche Tatsache außer Acht lässt, dass ein Meisterschülerstudium an deutschen Kunstakademien oder Musikhochschulen diejenigen Studenten beginnen können, die das reguläre Studium mit überdurchschnittlichen Leistungen absolviert haben. Vielleicht hätte es also schon gereicht, die Vita der Hohenlohe zu lesen, um zu wissen, wie sie so ist. Aber natürlich ging es in Garatshausen um die Kunst an den Wänden, nicht um die Kunst, eine klangvolle Künstlerbiografie zu schreiben. Und hier muss man nun sagen, dass Feodora Hohenlohe mit wirklich großer Sorgfalt und Detailgenauigkeit Blüten von Pfingstrosen, Malven, Mohn, Tulpen und auch Kapuzinerkresse zu malen weiß. Auch die marmorne Oberfläche eines weiblichen Rückenakts gibt sie in ihrer weißen Kühle ebenso gelungen wieder wie das wollige Fell eines beinahe lebensgroßen Schafs.

Zu dieser sozusagen "altmeisterlichen" Herangehensweise gesellt sich allerdings eine gewisse Naivität, um nicht zu sagen: Unbeholfenheit im Umgang mit Perspektive und räumlicher Tiefe, sodass manch ein antikes Tischlein oder manch ein Arrangement auf dem Silbertablett geradezu aus dem Bild zu fallen scheint. Bei einigen Arbeiten behilft sich die Künstlerin, indem sie die Blüten einfach ohne Bezug zum Raum vor einem vagen graugrünen Nichts darstellt. Erwähnenswert sind auch noch die extrem breiten Rahmen, die bisweilen mehr Gewicht haben als das Bild, das sie einfassen.

Der launige Vernissagenredner jedenfalls erzählte den einen oder anderen Witz, empfahl den Besuchern, die anderen Besucher und ihre Reaktionen vor den Bildern zu beobachten oder sie zu ihrer Meinung zu befragen. Ausstellungen seien vor allem Gelegenheiten, anderen Menschen zu begegnen. "Ich glaube, dass heute Abend viele da sind, die noch was lernen können", sagte er abschließend. Ob damit auch die Künstlerin gemeint war, ließ er freilich offen.

Die Ausstellung "Heller Sinn für das Gegenständliche" von Feodora Hohenlohe ist noch bis zum 2. April 2016 jeweils freitags von 15 bis 18 Uhr und samstags von 11 bis 14 Uhr in der Galerie Starnberger See (Weylerstraße 6) in Garatshausen zu sehen.

© SZ vom 06.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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