Doppelmord in Krailling:Ein paar Spuren, noch kein Verdacht

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Die Polizei hat erste verwertbare Hinweise auf den Mörder der Kraillinger Mädchen gefunden. Bei den Bewohnern des Ortes liegen die Nerven blank.

C. Deussing und S. Wimmer

Fünf Tage sind vergangen, fünf Tage lang hat die Polizei Spuren gesichert, Personen befragt und Computerdaten auswertet. Doch auch fünf Tage nach dem grausamen Mord an den beiden Kindern in Krailling scheint die nach der Straße benannte Soko "Margarete" auf der Stelle zu treten. "Kein konkreter Tatverdacht", sagt Oberstaatsanwalt Ken-Oliver Heidenreich kurz und knapp. Inzwischen haben Privatpersonen die Belohnung aufgestockt: 10500 Euro sind für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung des Mörders führen.

Trauer vor dem Haus, in dem die beiden Mädchen ermordet wurden. (Foto: dapd)

"Betreiben Sie Kampfsport, besitzen Sie Hanteln", das wollen die Ermittler meist zuerst bei ihren Befragungen wissen. Ein Gast des "Schabernack", der Kneipe, in der sich die Mutter der getöteten Mädchen in der Mordnacht aufhielt, musste der Kripo seine Hanteln zeigen, die verstaubt in der Ecke lagen. Die Kriminaler machten ein Foto und gingen.

Es gibt ein Messer, das wohl als Tatwaffe in Frage kommt, und es gibt eine Hantel, die in der Wohnung lag und für die Tat relevant sein könnte. Hat der Täter DNS-Spuren in der Wohnung an der Margaretenstraße hinterlassen? Wenn ja, dann scheint diese Spur bislang zu keinem Verdächtigen zu gehören. Das vermutliche Tatmesser und alle gesicherten DNS-Spuren werden im Institut für Rechtsmedizin ausgewertet. Es liegen erste Ergebnisse vor, teilt die Polizei mit. Welche, das sagt sie allerdings nicht.

Experten werten auch die Internet-Verbindungsdaten der Mädchen aus. Die elfjährige Sharon und die achtjährige Chiara surften gerne im Netz, tauschten sich mit Freunden in Foren aus und stellten Fotos von sich ein. Längst sind in dem Fall auch Profiler eingebunden, um sich ein Bild von dem Täter zu machen, der mit "großer Intensität über das Töten hinaus" seine wehrlosen Opfer umgebracht habe, wie ein Fahnder anmerkte.

Sehr angespannt wirken die Bewohner von Krailling. Bei manchen liegen die Nerven blank. "Der Täter muss sich gut ausgekannt haben. Ich bin überrascht, dass die Polizei offenbar so wenig Anhaltspunkte hat", sagt Edmund Emberger. Der Rentner steht gegenüber der Hauswand, wo immer mehr Kerzen, Gedenkbriefchen und Plüschtiere abgelegt werden.

Auf der Homepage der Musikkneipe "Schabernack" sind unzählige Beileid-Mails eingegangen. Freunde, Bekannte und Fremde wünschen Kraft in der "unmenschlichen Situation, dieses unendliche Leid zu ertragen". Und eine Frau fragt: "Welche Bestie hat das getan?"

Das könne "kein Mensch gewesen" sein, sagt der Inhaber der kleinen Änderungsschneiderei an der Straßenecke. Ein Stockwerk höher befindet sich die Wohnung, in der sich das grausame Verbrechen abgespielt hat. Der Geschäftsinhaber spricht leise. Im Hinterhof des Gebäudes, über den der Mörder in die Wohnung eingedrungen ist, hatte seine Tochter oft mit Chiara und Sharon gespielt. Er könne sich kaum noch auf seine Arbeit konzentrieren, sagt er. An diesem Dienstag wird in der Kirche St. Elisabeth um 18 Uhr in Planegg ein Ökumenischer Trauergottesdienst abgehalten. Die Beerdigung der Schwestern wird nicht vor kommender Woche stattfinden.

© SZ vom 29.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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