Dießen:Renovierung mit Rückschlägen

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Der Kirchenmaler und Restaurator Markus Pfister aus Egling an der Paar hat die Lüftlmalereien an und im Dießener Bahnhof aufgefrischt. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der Umbau der ehemaligen Sommerhalle im Bahnhof Dießen ist abgeschlossen, jetzt geht es im Nordteil des Baus weiter

Von Armin Greune, Dießen

Am Donnerstag hat die Touristeninformation ihr neues Quartier in der ehemaligen Sommerhalle des Bahnhofs bezogen, die Dießener Postagentur ist schon seit sechs Wochen nebenan zu finden. Im Nordteil des Gebäudes sind die Umarbeiten freilich noch im vollen Gange: Im früheren Stellwerk und in der Schalterhalle präsentieren sich Decken und Böden im Rohzustand, Mauern sind durchbrochen und ein Durchgang ist zugemauert worden. Dabei mussten auch einige denkmalgeschützte Fliesen abgenommen werden, eine Fotodokumentation stellt sicher, dass die zum Teil mit Vogelmotiven bemalten Tafeln wieder an Ort und Stelle zurückkehren.

Die Schalterhalle soll künftig als Mehrzweck- und Veranstaltungsraum genutzt und vom angrenzenden Café aus versorgt werden. Der Gastronomiebereich nimmt künftig den Nordostteil des Bahnhofs ein, neben Café und Küche ist auch ein Kiosk mit Fenster zum Bahnsteig und Busbahnhof vorgesehen. In der jüngsten Bauausschusssitzung entschied sich eine Mehrheit der Gemeinderäte dafür, im Bistrobereich ein Eichenparkett verlegen zu lassen. Architekt Matthias Krapf hofft, dass die Arbeiten bis Juli abgeschlossen werden können: "Ein bisserl sind wir gegenüber dem Plan im Rückstand." Wie häufig bei Altbausanierungen tauchen immer wieder unliebsame Überraschungen auf: Zuletzt war es ein Wasserschaden in der Erdgeschossdecke. Zuvor hatte man zwölf 17 Meter lange Betonpfähle in den Boden gebohrt, weil sich herausgestellt hatte, dass die Fundamente zu schwach sind, um die Schalterhalle zu stützen. Entgegen den ursprünglichen Plänen musste auch das Dach im Mittelbau komplett erneuert werden. So stiegen die zunächst auf 900 000 Euro geschätzten Baukosten stetig an: Inzwischen rechnet Krapf mit 1,3 Millionen inklusive Planungskosten.

Und immer wieder gilt es, neue Rückschläge zu verkraften: Jüngstes Ärgernis ist das in der Nacht zu Sonntag angebrachte Schriftzug "JöK" auf dem Wandgemälde im Zentrum des Gebäudes. Die Polizei fahndet immer noch nach den Tätern, die auf einer Tour von der Mädchenrealschule bis zum See mit ihren Sprühdosen insgesamt 13 Sachbeschädigungen anrichteten. Dabei war das Bild von Fischerei und Töpferei im Bahnhof gerade erst frisch renoviert worden. Zwei Wochen lang war Markus Pfister mit drei Kollegen beschäftigt, die Lüftlmalereien im Bahnhofsinneren und an der Fassade zu erneuern. Nun erstrahlt das Fischerpaar, das den Eingang säumt, in neuem Glanz. Wann das Original entstanden ist, vermag auch der Restaurator und Kirchenmaler Pfister nicht zu sagen: "Es kommen zwei Jahreszahlen infrage: 1939 oder 1957". Peter Wirsching erinnert sich daran, dass sein Vater Sebastian Mitte der 1950er Jahre an den Wandgemälden gearbeitet hat - ist sich aber nicht sicher, ob es sich damals nicht schon um eine Restaurierung des Originals handelte.

An der nördlichen und südlichen Fassade sind die Holzfassaden teilweise erneuert und braun gestrichen worden, auch die Fensterläden zeigen nun wieder das ursprüngliche Grün. Die Verwendung der Originalfarben gehört zu den Auflagen des Denkmalschutzes. Auch in der alten Sommerhalle mussten Natursteinplatten an der Wand und die grob gehobelte Holzdecke erhalten bleiben. Darunter wurden mit von Stahl eingerahmten Glaskonstruktionen die Postagentur mit Schreibwarenladen und die Tourist-Info abgeteilt, so dass dieser vormals offene Wartebereich nun völlig eingehaust ist. Automatische Türen erleichtern den Zugang zur Postannahmestelle. Und im seewärts angrenzenden Tourismusbüro können Besucher durch die thermische Glasfassade auf Bahngleise, Seeanlagen und das Wasser blicken.

Mit dem vor drei Jahren abgeschlossenen Einbau von Toiletten hat die Gemeinde am Ende 950 000 Euro in die Renovierung und den Ausbau des Bahnhofs gesteckt, den sie 2011 für nur 106 000 Euro erworben hat. Zudem steuert die Städtebauförderung mehr als 500 000 Euro bei.

© SZ vom 24.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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