Wegen großer Nachfrage:Mini-Brauerei soll wachsen

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Der Stoff, den Claus Bakenecker (links) und Martin Hug brauen, findet in Dießen reißenden Absatz. Deshalb wird ihr Bierausschank nun ausgebaut. (Foto: Georgine Treybal)

Das Bier von "Craft Bräu" hat seit dem vergangenen Sommer in Dießen viele Liebhaber gefunden. Nun werden ein Verkaufsraum und ein Probierstüberl eingerichtet - und die Abfüllanlage stößt an ihre Grenzen.

Von Armin Greune, Dießen

Vor genau 100 Jahren musste die vorletzte Brauerei in der einstigen Biermetropole Dießen schließen. Die Ursache war kriegsbedingter Mangel an Malz, doch auch danach konnte sich in der Marktgemeinde kein einschlägiger Betrieb mehr etablieren - bis Martin Hug und Claus Bakenecker vor einigen Monaten damit begannen, in einem Hinterhof der Mühlstraße wieder Bier zu produzieren. Ihr naturtrüber "Craft Bräu" hat offenbar rasch viele Freunde gewonnen: Die beiden Nebenerwerbs-Brauer sind bereits damit beschäftigt, den Betrieb auszubauen.

In einer bisher an ein Architekturbüro vermieteten Halle entstehen ein Nassbereich für die Reinigung von Flaschen und Fässern, ein Verkaufsraum sowie ein Stehausschank. Seit einigen Wochen sei man damit beschäftigt, die Böden zu betonieren und mit Fliesen oder Holzdielen zu belegen, sagt Bakenecker. Der vordere Bereich der Halle soll künftig als Verkaufsraum und zur Abgabe von Leergut genutzt werden. Im Spülraum dahinter könnten auch selbstkühlende Tanks untergebracht werden, falls die Brauer die Lagerkapazitäten erweitern wollen. Mit einer Glas- und Stahlkonstruktion wird der Ausschankraum vom Nassbereich abgeteilt: Dort sollen die Kunden künftig das Bier mit Blick auf die Produktionseinrichtungen probieren können. Für die Dekoration des Schankstüberls hat Herwig Stuckenberger von den Dießener Heimatforschern - den Bakenecker zu seinen Stammkunden zählt - Fotos und Pläne von historischen Braustätten im Ort zur Verfügung gestellt. Am 8. und 9. Mai sollen die neuen Räume mit den Kunden eingeweiht werden.

Der Ausbau ist auch nötig, um die hygienischen Anforderungen des Gesundheitsamtes zu erfüllen. Die Vorschriften verlangen, dass Verkaufsort und Ausschank von den rein zu haltenden Produktionsbereichen abgetrennt sein müssen. Den provisorischen Ausschank im Hinterhof hatte die Behörde nur befristet und ausnahmsweise geduldet: "Im Winter sind wir oft draußen im Schnee gestanden", sagt Bakenecker. Bislang wurde das "handgemachte" Bier nur dienstags angeboten. In Zukunft soll der Gassenschank dreimal wöchentlich für mehrere Stunden geöffnet sein. Mit größerem Verkehrsaufkommen sei deswegen nicht zu rechnen, da nur Six-Packs und kleine Fässer verkauft werden. Außerdem spielt Bakenecker mit dem Gedanken, ein E-Bike mit Anhänger für den Transport anzuschaffen, das im Innenhof abgestellt werden kann.

Seit er und Hug den Ausschank von "Craft Bräu" eröffneten, fand das Getränk vor allem auf Festen wie der Musiknacht und "Dießen leuchtet" reißenden Absatz. Im Winter sei die Nachfrage zwar etwas zurückgegangen, doch mit der Sonne wird der Durst wieder zunehmen, erwartet Bakenecker. Seit den Anfängen hatten die Brauer noch einige zusätzliche Investitionen zu stemmen: So schafften sie einen zweiten Gärbottich und zwei weitere Lagertanks an, jetzt können sie bis zu 4000 Liter Bier vorhalten.

Der bernsteinfarbene Stoff soll bald durch eine zweite Sorte ergänzt werden: "Heller, schlanker, nicht so malzig", umschreibt Bakenecker die neue Geschmacksrichtung. Zunächst aber muss ein anderes Problem angepackt werden: Den Brauern geht das Glas aus. Trotz eines Pfands von 50 Cent "sind unsere 4500 Bügelflaschen fast völlig verschwunden", klagt Bakenecker. Er holt jetzt mit dem Autoanhänger Nachschub aus Coburg. Sollte der Umsatz weiter wachsen, ließe sich das Abfüllen mit der Dießener Mini-Anlage bald nicht mehr bewältigen. Bakenecker hat daher schon einmal Verhandlungen mit einer Abfüllfirma in Mindelheim aufgenommen.

© SZ vom 15.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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