Dießen:Geliehenes Glück

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Ausstellung zur Geschichte der Dießener Büchereien

Von armin greune, Dießen

Vor 25 Jahren ist die Albert-Teuto-Bücherei des katholischen Sankt Michaelsbundes in den Rinkhof in der Dießener Hofmark eingezogen. Dieses Jubiläum hat Gemeindearchivarin Elke Ahrens-Ratz zum Anlass genommen, im Rathaus eine Ausstellung zum Thema "Erste Leihbüchereien in Dießen" zusammenzustellen. Vor etwa 100 Jahren konkurrierten noch einige private Geschäfte um die Gunst der Leser: Meist wurden dort auch Zeitschriften, Tabak, Papier- oder "Galanteriewaren" verkauft. Ahrens-Ratz ist sich ziemlich sicher, dass diese Läden zum nicht geringen Teil von Druckerzeugnissen lebten, die seinerzeit als sittlich nicht ganz einwandfrei galten und deshalb unter dem Tresen aufbewahrt wurden.

1922 richtete auch die Kirche wieder eine Leihbücherei in Dießen ein, nachdem bereits im 19. Jahrhundert ein "Katholischer Bücherverein" die Bürger mit tugendsamer Lektüre versorgt hatte, der sich aber 1912 wieder auflöste. Die Ortsgruppe des katholischen "Preßvereins" veranstaltete Volksbildungsabende und betrieb eine Bibliothek im Pfarrhof, bis 1932 hatte sich ein Bestand von 600 Büchern angesammelt. 1941 wurde die Pfarrbücherei aufgelöst, vermutlich 1950 wieder erneuert. 1984 erhielt sie den Namen Albert-Teuto-Bücherei.

Für die Ausstellung im Foyer und im ersten Stock des Rathauses hat Ahrens-Ratz vor allem alte Zeitungsinserate durchforstet. 1913 empfahl etwa der Buchdrucker und Zeitungsverleger August Bogenberger "meine für Dießen, St. Georgen und Umgebung eingeführte Leihbibliothek einem sehr verehrten Publikum" und versprach, dass "auch der verwöhnteste Lesefreund und -Freundin befriedigt werden". Aus dem Januar 1919 stammt eine Anzeige, in der Marie Steer für die Bücherei in ihrem Papier-, Buch-, Andenken und Geschenkartikelladen in der Hofmark wirbt: Für eine Mark Monatsbeitrag wird "oftmaliger Umtausch" garantiert, 300 Bände seien vorrätig. Im Dezember des selben Jahres preist Steer bereits einen Bestand von 2000 Bänden an. 1928 machte ihr auch Charlotte Neuper mit einer Leihbibliothek im Kaufhaus Heilrath Konkurrenz. 1947 begann dann Konrad Weiß im Gasthaus "Alte Post" mit der Ausleihe in seiner "Dießener Bücherstube".

© SZ vom 28.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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