Dießen:Flüchtlingsbetreuer gesucht

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Helferkreis, Kirchen und Verbände fordern Unterstützung

Von Peter Bierl, Dießen

Die Gemeinde Dießen soll einen eigenen Koordinator einstellen, der sich um die Betreuung von Asylbewerbern kümmert und Kontakte vermittelt, etwa bei der Job- und Wohnungssuche. Das ist das wichtigste Ergebnis des Runden Tisches zum Thema Flüchtlinge, der am Dienstag erstmals stattfand. Der Bürgermeister hatte dazu Vertreter der Ratsfraktionen, der ehrenamtlichen Helfer, von Kirchen und Verbänden sowie das Landratsamt eingeladen. Über den Vorschlag wird der Gemeinderat befinden müssen. Es wäre die erste Stelle dieser Art, die in einer Landkreis-Kommune geschaffen wird.

Über zwei Stunden dauerte dieses erste Treffen im Sitzungssaal des Rathauses mit weit über einem Dutzend Teilnehmern. "Die Stimmung war konstruktiv", berichtete Michaela Kanzler vom Helferkreis. Man habe erkannt, dass die Suche nach Wohnungen und Arbeit wichtig sei, um die Flüchtlinge zu integrieren. Das Landratsamt fühle sich aber nicht zuständig. Die Hilfe, die das Jobcenter anbiete, reiche keinesfalls aus, erklärte Rainer Michler, ebenfalls seit zwei Jahren als Freiwilliger im Einsatz.

"Ich wäre sehr glücklich, wenn ein Koordinator eingestellt wird, der bei der Vergabe von Wohnungen und Jobs hilft", sagte Pfarrer Josef Kirchensteiner. Er begrüßte den Runden Tisch als wichtiges Forum, um sich von Zeit zu Zeit auszutauschen. Die katholische Kirche in Dießen stellt Räume für Sprachkurse zur Verfügung und war am vergangenen Freitag Gastgeber eines Musikfestivals von Amnesty International im Traidtcasten, zu dem über 500 Besucher kamen.

Von einem gelungenen Auftakt sprach Erich Schöpflin, SPD-Gemeinderat und Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt in Dießen. Die AWO erwägt, eine auf zwei Jahre befristete Stelle für Sozialberatung oder Integration einzurichten, zusätzlich zu den Stellen des Landratsamtes. Eine Entscheidung fällt nach der Sitzung des Gemeinderates, sagte Schöpflin.

Am Runden Tisch saßen außerdem Vertreter des Gemeinderatsfraktionen, mit Ausnahme der Freien Wähler und der Bayernpartei, wie Teilnehmer berichteten. Bürgermeister Herbert Kirsch wollte sich auf Nachfrage der SZ nicht äußern, weil er erst den Gemeinderat informieren will. Vertreter des Landratsamtes, des Roten Kreuzes, das für die Sozialberatung zuständig ist, sowie der Ehrenamtlichen-Koordination waren eingeladen, erschienen aber nicht. Der Pressesprecher der Kreisbehörde sprach bei Nachfrage von Terminüberlastung und Krankheitsfällen.

Der Runde Tisch ist eine Reaktion auf Kritik der ehrenamtlichen Helfer an der Betreuung der Flüchtlinge durch das Landratsamt und das Rote Kreuz. Die Freiwilligen fühlen sich überlastet und im Stich gelassen. Obendrein stehen die Kommunen in der Pflicht, wenn anerkannte Asylbewerber die Unterkünfte verlassen müssen und keine Wohnung finden. Der Pressesprecher des Landratsamts in Landsberg hatte der SZ erklärt, dass nun jede Woche bis zu 25 Flüchtlinge im Landkreis ihre Anerkennung bekommen werden.

Der Helferkreis sucht dringend Verstärkung, vor allem für die großen Unterkünften in Bischofsried und im evangelischen Weggenossenheim in Riederau mit jeweils an die 60 Flüchtlinge. Das Hausmeisterehepaar, das im Auftrag des Landkreises zusätzlich die soziale Betreuung von 130 Menschen leisten soll, sei überfordert, sagen Freiwillige.

© SZ vom 04.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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