Dießen:Beschwingt durch die Gassen

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Die erste Dießener Musiknacht ist ein einzigartiger Erfolg - Tausende kommen und feiern ausgelassen

Armin Greune

Dießen- Wer nicht dabei war, hat allen Grund, es zu bereuen: Die Premiere der Dießener Musiknacht am Samstagabend war ein überwältigender Erfolg. Ein hochkarätiges Musikprogramm mit 14 Ensembles, ließ keine Wünsche offen und zog mehrere tausend Besucher an, die noch weit nach Mitternacht beschwingt durch die Gassen bummelten. Auch wenn die Eintrittsbändchen schon nach einer Stunde ausverkauft waren und der unerwartete Publikumsansturm die meisten Lokale an die Grenze des Fassungsvermögens brachte - die Stimmung war einfach überall großartig. In der "Cine Bar" etwa war schon kurz nach dem Start um 20.30 Uhr kaum noch ein Stehplatz zu ergattern. Mit Azucar Cubana hatte Wirtin Heidi Rahmel drei Vollblutmusiker gewonnen, die ihre elektrisch verstärkte Melange aus Salsa, Latin, Jazz und Pop auf höchstem professionellen Niveau servierten. Bandlleader und Sänger Yanet Hernandez hat in seiner karibischen Heimat ein Musikstudium absolviert und lange als Bandleader gearbeitet. In Dießen begeistert er mit seinen Soli an der Headless Guitar, deren Saiten er so smooth streicheln kann wie Carlos Santana. Und bei Klassikern des Son cubano wie "Chan Chan" scheint die ganze Bar mitzuwippen - und irgendwie findet sogar ein Salsa-Paar Platz für eine Showeinlage auf dem Parkett.

Ein Kontrastprogramm bietet sich gleich gegenüber im Eiscafé "Venezia" an, wo sich mit etwas Glück auch ein Sitzplatz findet. Tengoramos sorgen mit Klassikern der Popgeschichte für Gänsehaut- und Lagerfeueratmosphäre: Tengiz spielt Gitarre, seine Frau Ramona singt dazu - und bei Cat Stevens' "Wild world" stimmt das ganze Lokal mit ein. Mit Cole Porters "Summertime" noch im Ohr geht es zum nächsten Szenenwechsel: Im Hotel "Zum See" intoniert Markus Minarik mit rauem Timbre "When Autumn Leaves Start to Fall". Noch mehr als seine markante Stimme beeindruckt seine Fingerfertigkeit auf dem E-Piano, sein Trio Bourbon Street widmet sich Blue Notes und Hard Bopt.

"Summertime" und "Autumn Leaves": Beides passt zu dieser lauen Oktobernacht, in der sich der Nebel erst allmählich ausbreitet und Hunderte animiert plaudernd unterwegs sind. Dichte Trauben stehen vor dem "Unterbräu", wo die Root Bootleg Band klassischen Rock'n'Roll zelebriert und der Saal selbst in der Pause noch so brechend voll ist, dass keine Hoffnung besteht, bis in die Nähe der Bühne vorzudringen.

Die größte Menge aber hat sich aber vor dem kleinen "Markttreff" angesammelt, wo Toddy & Iris mit ihrer Karaoke-Anlage und bemerkenswerten Stimmvolumina vielleicht nicht unbedingt für die beste, aber sicher für die ausgelassenste Stimmung sorgen. Zu CCR-Titeln oder "Hard Rock Café" tanzen nicht nur die Baby Boomer, sondern auch deren Kinder. Und nicht weit entfernt, im "Café Vogel" rocken die Nachwuchsbands The Crowd und The Outset - während an den Tischen zum Teil Leute sitzen, die als Großeltern der Musiker durchgehen könnten.

Auch im "Schützengarten" auf dem Augustiner-Berg fällt ins Auge, wie die Musiknacht alle Generationen und musikalische Fanlager vereint. Gruba spielen und im Gewühl vor Bühne findet sich der zünftige Herr in authentischer Tracht mit Wadlstrümpfen direkt neben dem Punk mit Irokesenschnitt. Miene Grubers famose Pop- und Ska-Combo zieht das ganz junge Publikum ebenso an wie junge Eltern und Althippies. Längst ist der doch recht enge Nebenraum so überfüllt, dass Grubers Mikrofonstimme unterzugehen droht und zeitweilig nur noch Bass und Posaune durch den Soundbrei dringen. Doch das tut der allgemeinen Begeisterung keinen Abbruch: Glückliche Gesichter überall und selbst die etwa 40-Jährige, die Minuten braucht, um sich durch die jubelnde Menge zehn Meter weit bis zur Toilettentür zu kämpfen, hat noch ein breites Lachen auf dem Gesicht als sie meint, dies sei "die tollste Party, die Dießen je erlebt hat" .

© SZ vom 23.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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