Bürgerversammlung:Ärger um "Haus Buchendorf"

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Nach Ansicht der Nachbarn werden zwei Häuser in dem Gautinger Ortsteil zweckentfremdet und als unangemeldetes Arbeiterwohnheim genutzt. Behörden sehen sich bislang außerstande, dagegen vorzugehen

Von Blanche Mamer, Buchendorf

Für die Buchendorfer ist es schon lange klar, doch nicht für die Behörden: Vor allem die Nachbarn haben den Eindruck, dass in zwei Reihenhäusern am Ortseingang Wohnraum gewerblich genutzt wird, dass dort Betten an Monteure und Arbeiter aus Südeuropa vermietet werden. Aber die Häuser seien nicht als Pension angemeldet, sagte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger in der Bürgerversammlung am Montag. Außerdem fehlen ausreichend Parkplätze. "Wir kennen das Problem, aber wir haben keinen Nachweis, dass das so ist", sagte Kössinger.

Die beiden Reihenhäuser sind als "Haus Buchendorf" im Internet zu finden. Bis Dienstagvormittag waren die Preise für die Übernachtungen in Zwei-, Drei- und Mehrbettzimmern einzeln aufgelistet. Für ein Einzelzimmer waren nach dieser Liste 25 Euro fällig, für ein Doppelzimmer 15 Euro pro Bett, eine Wohnung für sechs Personen war mit jeweils 20 Euro gelistet.

Zudem stand dort, dass die Mieter "für die Dauer der Geschäftsbeziehung (Anbahnung, Lieferung, Rechnungslegung, Bezahlung) inklusive einer eventuellen Gewährleistungszeit eine temporäre Zugehörigkeit zum Königreich Deutschland besitzen. Sie unterliegen damit der Verfassung, den Gesetzen und der Gerichtsbarkeit des KRD, die sie bei Rechtsstreitigkeiten erstrangig zu wählen haben". Das klingt sehr nach dem Sprachgebrauch sogenannter Reichsbürger.

Rechtlich könne die Gemeinde nichts unternehmen, sagte Kössinger, die selbst Juristin ist. Sie habe bereits mehrfach beim Landratsamt in Starnberg deswegen nachgehakt. Ein Baukontrolleur der Kreisbehörde habe sich Haus Buchendorf angeschaut, jedoch nichts beanstanden können, sagte sie. Er habe sich allerdings vorher anmelden müssen. Einige der Bewohner, die länger dort wohnten, seien im Einwohneranmeldeamt angemeldet. Ein Pensionsbetrieb habe bisher nicht nachgewiesen werden können. Als Kössinger die Betreiberin in der Bürgerversammlung direkt ansprach, ob sie ein Gewerbe betreiben, sagte diese nur "nein".

Jeder Eigenheimbesitzer müsse einen Stellplatznachweis erbringen, für dieses Arbeiterwohnheim gelte das offensichtlich nicht, monierte ein Anwohner. Nicht nur der Gautinger Weg, sondern auch die Nebenstraßen wie Stockdorfer Weg und Baumgartner Weg seien vollgeparkt mit Autos aus Rumänien, Polen, Bulgarien und Tschechien. Es sei doch lächerlich, davon auszugehen, dass das alles private Besucher seien, sagte eine Nachbarin. Man müsse doch nur ins Internet schauen, wo die Zimmer ganz offen angeboten werden.

Doch auch das ist nun nicht mehr so einfach. Am Tag nach der Bürgerversammlung war die Internetseite verändert. Vom "Königreich Deutschland" ist dort nichts mehr zu lesen, ein Verein mit dem Namen "Dach Bildungswerk" firmiert dort jetzt als Vermieter. Nun heißt es: "Zeitweilige Überlassung von voll ausgestatteten Zimmern im Sinne des Vereinszwecks, zur Förderung des friedlichen Zusammenlebens, der Völkerverständigung, Friedensarbeit und zur Förderung deutschen Kulturguts". Die Fotos der Zimmer und die Mobilnummer sind jedoch dieselben wie auf der früheren Seite.

Die Werbung allein sei noch kein Nachweis, dass es sich um einen Pensionsbetrieb handele, hieß es aus dem Gautinger Rathaus. "Wir werden dem nachgehen und die Sache gründlich untersuchen", sagte Landratsamssprecherin Barbara Beck. Der Eigentümer der Immobilie, der selbst bei der Bürgerversammlung war, sagte dazu kein Wort, lachte nur höhnisch. Für eine Stellungnahme war er am Dienstag für die SZ nicht zu erreichen.

© SZ vom 18.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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