Buchendorf:Riskante Spekulation

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Immobilienhändler findet genügend Käufer für Ackerland

Von Michael Berzl, Buchendorf

Das Geschäftsmodell von Johann Strein lebt von der Hoffnung seiner Kunden auf satte Zugewinne irgendwann in der Zukunft. Der Immobilienhändler aus Waakirchen im Landkreis Miesbach bietet Grundstücke am Rand von Buchendorf zum Kauf an und wirbt mit dem Slogan: "jetzt günstig kaufen, später bauen". Die angebotenen Parzellen liegen aber im Außenbereich, es handelt sich um Ackerland, Baurecht existiert dort nicht. Ob sich das jemals ändert, ist fraglich. Trotzdem laufen die Geschäfte gut, am Freitag wurde der vorerst letzte Verkauf beim Notar verbrieft.

Allein die Aussicht auf eine satte Wertsteigerung reicht wohl aus, um dem Grundstücksspekulanten jetzt schon lukrative Geschäfte zu ermöglichen. Alles, was diese Aussicht trübt, stört da nur. Und so scheut Strein auch nicht vor dem Versuch zurück, die Gautinger Rathausverwaltung etwas unter Druck zu setzen, um missliebige Aussagen zu unterbinden. Wie Bürgermeisterin Brigitte Kössinger im Gemeinderat berichtete, wollte sein Anwalt Mitarbeiter der Bauabteilung per Unterlassungserklärung daran hindern, dass sie Kaufinteressenten erklären, dass auf den angebotenen Grundstücken nie Häuser gebaut werden dürfen. "Da wird mit allen Bandagen gekämpft, um uns mundtot zu machen", sagte Kössinger. Dabei ist ihre Gemeindeverwaltung ohnehin sehr vorsichtig und vermeidet zumindest in schriftlichen Stellungnahmen rechtlich verhängnisvolle Formulierungen. Die Unterlassungserklärung hätten sie daher nicht unterschrieben.

"Wir warnen lediglich davor, sich in der Hoffnung zu wiegen, dass das irgendwann Bauland wird", erklärte eine Rathaussprecherin in einer Mitteilung. Ihrer Ansicht nach handelt es sich um ein "Geschäft mit Risiko". Mit Risiko und mit erheblichen tatsächlichen und möglichen Gewinnspannen. Der Grundstücksspekulant Strein realisiert jedenfalls schon einmal die tatsächlichen Gewinne. Die Bodenrichtwerte für einen Quadratmeter Ackerland in der Umgebung von Buchendorf liegen nach Feststellungen des Gutachterausschusses im Starnberger Landratsamt unter sechs Euro. Der aktuellste Wert für Bauland liege dort bei 670 Euro, teilt der Ausschussvorsitzende Dieter Sinning mit. In Stockdorf werden für ein Grundstück gerade 1260 Euro pro Quadratmeter verlangt.

Strein verlangt 60 Euro. Das ist ein Schnäppchenpreis, wenn es sich um Bauland handeln würde; völlig überteuert, wenn es Ackerland bleibt. Es mag eine riskante Spekulation sein, doch haben sich schon etliche Käufer darauf eingelassen. Die meisten Grundstücke bei Buchendorf, die in den vergangenen Monaten auf dem Markt waren, haben schon einen neuen Eigentümer. Am Donnerstag war der Immobilienhändler schon wieder beim Notar, am Freitag wollte er den vorerst letzten Verkauf in Buchendorf besiegeln. Dann sind zwölf Parzellen verkauft, fünf wollte er selbst behalten. "Ich will ja auch dabei sein", sagte er, als rechnete er selbst damit, eines Tages selbst von einer Wertsteigerung für die Fläche profitieren zu können. Strein sieht in seinem Angebot eine "Chance für junge Familien mit Kindern". Auf Unterstellungen, diese Chance läge nahe Null, reagiert er ziemlich sauer.

Am Ende der Forstenrieder-Parkstraße liegt der Acker, der nun zum Spekulationsobjekt geworden ist. Insgesamt 15 000 Quadratmeter groß ist die Fläche im Außenbereich, die Strein im vergangenen Herbst gekauft hat und nun vermarktet. Dabei gehe alles mit rechten Dingen zu, beteuert er. In den Urkunden sei ausdrücklich vermerkt, dass es auf den verkauften Flächen derzeit kein Baurecht gebe.

Ein Stück östlich davon schafft die Gemeinde gerade Baurecht. Diese Flächen zwischen den Straßen Am Koppanger und Am Weiher sind flankiert von Wohnhäusern. Die Baulandausweisung auf diesen Grundstücken hat aber nichts zu tun mit der Entwicklung am Ortsrand im Westen. Und doch kommt es offenbar zu Verwechslungen.

© SZ vom 18.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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