Breitbrunn:Dreifaches Jubiläum auf dem Königsberg

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Der Herrschinger Ortsteil erinnert in einem Festakt an den Bau der Europakapelle vor 25 Jahren, die Geburtstagsfeier von König Ludwig I. vor 180 Jahren und die urkundlich gesicherte Erwähnung ´Preitbrunnens` vor 750 Jahren

Von Patrizia Steipe, Breitbrunn

Grillen zirpten, es duftete nach frisch gemähtem Gras, auf dem Ammersee schaukelten Segelboote, dahinter reihten sich im Licht der untergehenden Sonne die Bergkette der Alpen. Und um die Europakapelle am 617 Meter hohen Jaudesberg hatten sich zum "Dreijubiläumsfest" zahlreiche Gläubige versammelt. Die Blaskapelle Herrsching spielte, und aus unzähligen Kehlen klang - begleitet von Vogelgezwitscher aus dem Wald - ein "Lobe den Herren". Perfekter hätte kein Heimatfilmer die Szenerie arrangieren können.

Vor 25 Jahren wurde dem Jaudesberg - auch Königsberg genannt - mit der Europakapelle "eine würdige Krone aufgesetzt", lobte der emeritierte Abtprimas Notker Wolf in der Eucharistiefeier. Schon damals hatte das Ehrenmitglied des Kapellenbauvereins das Bauwerk zur Einweihung gesegnet. Es wurde den Europa-Schutzpatronen Benedikt von Nursia und den Slawenaposteln Methodius und Kyrill gewidmet. Im Vorjahr kamen die drei Schutzpatroninnen Birgitta von Schweden, Katharina von Siena und Edith Stein dazu.

Anlässlich der Dreijubiläumsfeier wurde in der Breitbrunner Europakapelle ein Gottesdienst zelebriert. (Foto: Georgine Treybal)

Die rustikal wirkende Kapelle mit Holzschindeldach, geschnitzten Heiligenfiguren und Bänken, die zum Rasten einladen, sind ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer. Vor 25 Jahren sah es auf dem Jaudesberg eher trist aus. "Die Stürme Vivian und Wiebke hatten den Wald verwüstet. Der Königsberg war kahl", berichtete Hans Ulrich Greimel, Vorsitzender des Kapellenbauvereins. Nach einem schwierigen Genehmigungsverfahren durch das Landratsamt konnte der neu gegründete Verein in Eigenregie endlich die kleine Kirche errichten. "Man kann verstehen, dass König Ludwig I. hier seinen Geburtstag feierte", schwärmte Greimel. Vor 180 Jahren hatte der Monarch anlässlich seines Geburts- und Namenstags am 25. August 1838 eine große Festgesellschaft auf den Hügel oberhalb Breitbrunns eingeladen. "Seit dem heißt der Jaudesberg auch Königsberg", erklärte Greimel. Eigentlich hätte der König an diesem Ort gerne ein Landschloss errichtet. Doch an dem Tag als ein passender Standort gefunden werden sollte, herrschte wegen schlechten Wetters keine schöne Aussicht. "Deswegen haben wir heute kein Schloss", sagt Greimel.

Dritter Anlass für das "Dreijubiläumsfest" ist die erste urkundlich gesicherte Erwähnung "Preitbrunnens" vor 750 Jahren. Die wechselvolle Geschichte des heutigen Ortsteils der Gemeinde Herrsching ist in dem 2016 erschienen "Breitbrunn - Ein Heimatbuch" des Inninger Heimatforschers Robert Volkmann aufgezeichnet. Beim Fest lag der dicke Band zum Verkauf aus, neben Erinnerungen von Creszentia Breitenberger (1981): Die Nachfahren der Mesnerin hatten die Erinnerungen ans Dorf, seine Bewohner und ihre Geschichten unter dem Titel "Unser Heimatort Breitbrunn" herausgegeben und mit 180 teils unveröffentlichten Fotos ergänzt. Die Lektüre lässt alte Zeiten aufleben: "Wenn Bauern Grund verkaufen konnten, ist ihnen das nicht schwer gefallen, trotz der unvorstellbar niedrigen Bodenpreise. Erst wurden im Dorf Besitze mit großen Gärten gekauft, wenn auch oft mit abbruchreifen Häusern ( . . . ). Dann wurden Seeufergrundstücke spottbillig abgegeben, darauf kleine Häuschen oder Hütten gebaut und während der Sommermonate bewohnt". Heute sind Grundstücke mit Seeblick unbezahlbar, und Bauern werden immer weniger.

Unter den Teilnehmern waren auch (v.li.) Hans-Ulrich Greimel, Johann Kaindl (hinten), Hermann Breitenberger, Zweiter Bürgermeister Hans-Jürgen Böckelmann (hinten), Erzabt Notker Wolf, Pfarrer Simon Rapp, Altbürgermeister Adolf Wexlberger sowie Landrat Karl Roth. (Foto: Georgine Treybal)

Notker Wolf bat die Breitbrunner, "immer mal wieder zur Europakapelle raufzugehen und für eine gute Zukunft Europas zu beten". Einer, der dies regelmäßig tut, ist der ehemalige Gemeinderat und Bauunternehmer Johann Kaindl. Ein schmaler Trampelpfad zieht sich über den Hügel, denn der 87-Jährige geht zweimal täglich zur Kapelle, seinem Kraftort, hinauf. Zum Jubiläum wurden die Gäste, die nicht so gut zu Fuß waren, mit einem Shuttle-Bus hochgefahren. Nach der Messe gab es Getränke, die Brotzeit hatten sich die Breitbrunner nach guter alter Biergartentradition selbst mitgebracht.

© SZ vom 28.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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