Berg:Muren in Mörlbach

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Regen spült die mit Dünger und Herbiziden belastete Erde aus der Monokultur eines Münchener Fleischunternehmens auf das Grünland eines Farchacher Biobauerns - und das nicht zum ersten Mal.

Armin Greune

Erneut ist zwischen Farchach und Mörlbach aus einer landwirtschaftlichen Monokultur großflächig Mutterboden ausgeschwemmt worden. Auf dem abgeernteten Acker blieb teilweise nur noch Geröll zurück, die mit Dünger und Herbiziden belastete Erde spülten die Regenfälle unter anderem auf das Grünland eines Farchacher Biobauerns. Schon im Juni vergangenen Jahres hatte eine ähnliche Mure für Ärger zwischen den Nachbarn gesorgt - deren Art, Landwirtschaft zu betreiben, kaum unterschiedlicher sein könnte.

Mörlbach Schlamm Erosion Mörlbach, Feld nach der Ernte - Schlamm-Lavine und Steine, mit Gerd Jäger. Foto: Georgine Treybal (Foto: Georgine Treybal)

Während die Familie Mayer vom Paulihof nach den strengen ökologischen Richtlinien des Demeter-Verbands vor allem Milchvieh hält, arbeitet die Gutsverwaltung Brandl mit Sitz in Wadlhausen für die Erben der Münchener Fleischfirma Vinzenz Murr. Auf der gar nicht so steilen Kuppe zwischen den Berger Ortsteilen Farchach und Mörlbach wird im großen Maßstab auf etwa 20 Hektar Mais, Weizen oder Raps im jährlichen Wechsel angebaut. Bei der Bodenbearbeitung und bei der Ernte kommen schwere Maschinen zum Einsatz, die den Untergrund so stark verdichten, dass Niederschlagswasser kaum mehr einsickern kann, kritisiert der Farchacher Naturschützer Gerd Jäger. Herbizideinsatz und die großflächige Bewirtschaftungsweise führten dazu, dass der Ackerboden immer wieder blank liegt und dann bei heftigen Regenfällen weggespült wird. "Seit 30 Jahren weiß man, dass so die Erosion gefördert wird", sagt Jäger, der diese Art des Ackerbaus "fast schon kriminell" findet.

Anfang Juni 2011 war nach einem Unwetter schon eine Mure abgegangen, die Schlamm auf eine von Mayers Viehweiden ergoss. Auf dem Brandl'schen Acker oberhalb war Mais für die Biogaserzeugung angebaut worden, der aber seinerzeit noch zu jung war, um den Boden zu halten. Nach einem Gespräch zwischen den Nachbarn beschloss man, den Acker heuer mit Weizen zu bestellen, um besser gegen die Erosion gewappnet zu sein. Doch wie zum Hohn ist jetzt der Boden vom Weizenfeld noch großflächiger abgetragen worden als im Vorjahr. 150 Meter weit reicht ein Keil aus Erde und Geröll in Mayers Weide, selbst kiloschwere Steine sind vom Wasser mitgespült worden. Auch auf der Ostseite der Kuppe wurde Erdreich aus dem Acker abgetragen, der Schlamm reicht an einer Stelle bis zum Ortsrand von Mörlbach. Teile des Ackers auf dem Hügel sind nun fast völlig ohne Erdreich, an der Bodenoberfläche ist nur der sogenannte Skelettanteil verblieben: Kies, Steine und Blöcke - man fühlt sich an eine Geröllwüste erinnert.

Kein erfreulicher Anblick, erst recht nicht für Raimund Niedermeier, Betriebsleiter der Gutsveraltung Brandl. "Das ist Naturgewalt gewesen", sagt er auf Nachfrage: In der Nacht zum Dienstag sei um Farchach extrem viel Regen gefallen. Er selbst habe 65 Liter pro Quadratmeter gemessen - mehr als die Hälfte des durchschnittlichen Monatsniederschlags. Den von ihm bearbeiteten Acker habe es "zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt" erwischt. Etwa drei Wochen zuvor sei der Weizen dort abgeerntet worden, auf dem danach blanken Boden hatte Niedermeier just am Tag vor dem Unwetter Raps angesät. Der sei nun in weiten Bereichen der Fläche wohl dahin, eine aufwendige Nachbearbeitung werde nötig: "Allein das Saatgut kostet einen Haufen Geld", ärgert sich Niedermeier. Der Weizen werde übrigens nicht als Biogas verheizt, sondern als Brotgetreide gemahlen. Und auch der Raps sollte an eine Ölmühle geliefert werden.

Im Moment ist auch Niedermeier etwas ratlos, wie man dem Erosionsrisiko auf der Kuppe begegnen soll. Der jährliche Fruchtwechsel im Rhythmus Mais-Weizen-Raps-Weizen-Mais reicht allein aber offensichtlich nicht aus, um den Boden auf Dauer zu stabilisieren.

© SZ vom 25.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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