Berg:Frei und ungebunden

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Grenzgänger zwischen musikalischen Kulturen: Matthias Schriefl und seine "Six Alps & Jazz" präsentieren "Sinfonisches Alpenglühen". (Foto: Gerhard Richter/oh)

Das dritte "Echolot"-Festival in Schloss Kempfenhausen lädt zu einer Entdeckungsreise in die Tiefen der "Neuen Musik" ein. Dabei steht die klangliche Experimentierfreude im Vordergrund

Von Peter Haacke, Berg

Unter dem Motto "Frei - gebunden - frei" findet vom 20. bis 22. Juli das nunmehr dritte "Echolot"-Festival in Schloss Kempfenhausen statt: Das Publikum ist eingeladen auf eine Entdeckungsreise, um die "Tiefen der Neuen Musik" als sinnliches Gesamterlebnis zu erforschen. Das 500 Jahre alte Schloss am Starnberger See wird dabei zu einem Gesamtkunstwerk durch Klanginstallationen, Videoprojektionen und Performances.

Neue Musik als Sammelbegriff für unterschiedlichste Strömungen der komponierten, mitteleuropäisch geprägten Musik von etwa 1910 bis zur Gegenwart ist zweifelsfrei eine Sache für Liebhaber. Sie entzieht sich teils auf besonders radikale und anarchistische Art herkömmlichen Hörgewohnheiten - und polarisiert damit: Während Kenner die Erweiterung der klanglichen, harmonischen, melodischen und rhythmischen Mittel unter Aufgabe von Harmonik und Tonalität bis hin zur Zwölftontechnik auf der Suche nach neuen Klängen, neuen Formen oder neuartigen Verbindungen schätzen, empfinden Unbedarfte dagegen es oft als willkürlich anmutende Aneinanderreihung schräger Töne.

Die "Echolot"-Macher - Veranstaltungsleiterin Elisabeth Carr (Kunsträume am See), Künstlerischer Leiter Gunter Pretzel und Performerin Manuela Hartl (Video- und Lichtinstallation) - künden das Festival als "frei und ungebunden, lustvoll und vital, atmosphärisch dicht und intensiv" im Sinne eines Festes für alle Sinne an.

Den Auftakt machen am Freitag, 20. Juli, Musiker von internationalem Rang: Im Rittersaal des Schlosses spielen die aus St. Petersburg stammende Pianistin Dina Ugorskaja mit dem Improvisations-Trio Kimmig, Studer, Zimmerlin an Violine, Bass und Cello. Das Publikum erwartet ein Wechselspiel von Komposition und Improvisation in der gegenläufigen Vorgabe von Bindung und Freiheit. Einen anderen Stil prägt der Allgäuer Multi-Instrumentalist Matthias Schriefl als Grenzgänger zwischen musikalischen Kulturen: Der virtuose Jazz-Anarchist präsentiert am Samstag, 21. Juli, im Schlosshof sein "Sinfonisches Alpenglühen" - Six Alps & Jazz. Auf Instrumenten von Alphorn bis Schlegel vermischt die Kombo globale Rhythmen aus dem Himalaya, der Türkei und Afrika mit Liedgut in alpinem Stil und Jazz. Zum Abschluss am Sonntag, 22. Juli, gibt es einen musikalischen Dreiklang: Zunächst spielen Komponist Johannes X. Schachtner und Trompeter Matthew Sadler. Im Anschluss wird die persische Sängerin Golnar Shahyar den Schlosshof mit atmosphärisch dichten, intensiv vorgetragenen Klängen füllen - erweitert durch "handgemachte" elektronische Klänge des Duos "tonic train", das unter anderem Chips von Glückwunschkarten aneinander gelötet hat. Bei gutem Wetter will Videokünstlerin Manuela Hartl den mit Klanginstallationen verschönten Baumbestand im Schlosspark mit Videoinstallationen verzaubern.

Einlass ist jeweils um 19 Uhr, weitere Infos finden sich im Internet unter der Adresse http://www.echolotfestival.de

© SZ vom 12.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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