Berg:Betrügerischer Pferdekauf

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Amtsgericht: Paar aus Soltau prellt Bergerin um Wallach

Von Christian Deussing, Berg

Das Pferd hatte das Pärchen aus Soltau im Internet entdeckt, der Wallach sollte für 20 000 Euro verkauft werden. Die jungen Leute fuhren zur Pferdewirtin nach Berg, die das Tier angeboten hatte. Es wurde ein Kaufvertrag unterzeichnet und vereinbart, dass der Preis inklusive 1500 Euro Transportkosten in Soltau zu bezahlen ist. Allerdings verfügte das Paar überhaupt kein Geld und hatte laut Anklage in Berg nur vorgegeben, aufgrund einer Erbschaft mit Erlös aus dem Verkauf einer Firma "genügend Geld auf dem Konto zu haben". Doch das war längst gesperrt. Wegen des Betrugs wurde der 33-jährige Kraftfahrer vom Amtsgericht Starnberg zu einer achtmonatigen Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Überdies muss er der geprellten Bergerin 2400 Euro zu zahlen, die auf Tierarzt- und Transportkosten sitzen geblieben war.

Der Fall hatte sich vor zwei Jahren abgespielt. Das verschuldete Paar ist inzwischen getrennt, die mitangeklagte Frau war mehrfach nicht zum Prozess erschienen, entkam daher nur knapp einem Haftbefehl. Jetzt sagte die 30-jährige Arbeitslose zunächst als Zeugin aus und erzählte davon, dass ihr Ex-Freund ihr damals das Pferd "zum Geburtstag schenken wollte". Er habe ihr davon berichtet, durch den Verkauf einer Transportfirma bald 200 000 Euro auf seinem Konto zu haben - das aber "unberechtigter Weise" gesperrt worden sei. Die Zeugin berichtete, dass ihr Ex-Partner deswegen Geld von seinem Bruder leihen wollte, nachdem die Bank einen Kredit von 21 000 Euro nicht gewährt habe.

Ähnliche Geschichten tischten die beiden Norddeutschen auch der 61-jährigen Pferdewirtin auf, die mit Lügen, Ausflüchten und einer möglichen Anzahlung hingehalten wurde. Sie habe ständig SMS und Versprechungen erhalten, sagte die betrogene Frau. "Ich fühlte mich beschissen." Die Bergerin stornierte den Kaufvertrag und holte ihren Wallach, der sich im "furchtbaren Zustand" befunden habe, in Niedersachsen ab. Sie sei zuerst zu gutgläubig gewesen, meinte die Anbieterin. Sie entdeckte auch im Internet, dass ihr Pferd für 10 000 Euro weiterverkauft werden sollte.

Das Pärchen wollte vor der Kaufaktion in Berg schon woanders ein Pferd für 1900 Euro erwerben. Das war aber ebenso gescheitert. Es kam zudem heraus, dass die Stallmiete für den Wallach nicht bezahlt worden war. Die Staatsanwältin sprach von einer "kriminellen Energie" des Angeklagten, dessen Ex-Gefährtin sich bald auch wegen Betrugs vor dem Gericht verantworten muss.

© SZ vom 21.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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