Bebauung:Kontrolle ist besser

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Krailling will seine Planungshoheit nicht aus der Hand geben. Im Rahmen eines Bebauungsplanverfahrens gemeinsam mit Gauting hofft die Gemeinde, Einfluss auf die Pläne von Webasto nehmen zu können

Von Christiane Bracht, Krailling

Für die Firma Webasto bleibt es spannend. Ob sie ihre Neubaupläne an der Würm verwirklichen kann, ist weiterhin offen. Der Gautinger Gemeinderat hat dem Konzept zwar zugestimmt, schließlich ist Webasto der größte Steuerzahler im Ort, doch das Kraillinger Gremium, das die Planungshoheit über rund 2000 Quadratmeter des Firmenareals hat, will sein Mitspracherecht nicht so einfach aufgeben. Der von Gauting angebotene Gebietstausch kommt für die nördlichen Nachbarn zumindest vorerst nicht in Frage. Sie wollen lieber mit den Gautingern über eine Änderung der Bebauungspläne diskutieren, Einfluss auf die Baudichte nehmen und vielleicht den ein oder anderen Vorteil für die Bevölkerung herausschlagen. Das zeigte sich am Dienstag im Gemeinderat.

"Wir haben eine Ortsentwicklungsplanung, wonach die Flächen an der Würm in den Ort integriert und für alle erlebbar gemacht werden sollen", erinnere Imme Kaiser (Grüne). Deshalb müsse der Gemeinderat darauf hinwirken, dass das Ufer renaturiert und öffentlich zugänglich gemacht wird, forderte sie. Bei der Baudichte, die Webasto anstrebe, sei dies jedoch nicht möglich. Die Gemeinde sollte schon deshalb nicht ihren Einfluss einfach aufgeben, sondern darauf bestehen, dass auf dem Areal westlich der Würm weniger gebaut wird.

Erika Harder (SPD) beklagte, dass der kleine Weg, der seit Anfang der 1990er Jahre von der Talangerstraße zur Würm führt, am Fluss einfach endet. "Es wäre gut wenn er über die Würm führen würde", sagte sie. "Das kann man doch regeln." Der Weg gehört der Gemeinde Krailling, ebenso wie ein etwa fünf Meter breiter Uferstreifen. Allerdings ist dieser sehr steil und noch dazu mit Sträuchern zugewachsen. Der Bauhof kümmere sich zwei Mal im Jahr darum, habe aber Schwierigkeiten ihn zu pflegen, erklärte Bauamtsleiter Helmut Mayer der SZ. Deshalb ist er praktisch nicht zugänglich. Eine Brücke hinüber auf die andere Würmseite wünschen sich mehrere im Gemeinderat. So gäbe es nämlich eine zusätzliche Querverbindung für Fußgänger vom Stockdorfer Bahnhof über die Würm zur Staatsstraße. Allerdings müsste Webasto das zulassen. Die Brücke würde nämlich direkt auf das Firmengelände führen und das ist für Fremde bislang nicht zugänglich.

Rudolf Heidrich (FBK) warnte vor einem Präzedenzfall. "Es wird Gelüste geben, mit einer ähnlichen Dichte zu bauen", prophezeite er. Doch Bauamtsleiter Mayer sagte, dass die Gemeinde die Planungshoheit habe und bestimmen könne, wie viel gebaut wird. Seitens der CSU klang es versöhnlicher: "Eine Wohnbebauung ist sicher eine bessere Lösung als lärmendes Gewerbe in der Nachbarschaft zu haben", sagte Hans Wechner im Hinblick auf die Proteste der Anwohner in der Talangerstraße. Laut derzeitigem Bebauungsplan ist nämlich auf dem Gelände Gewerbe vorgesehen. Durch die Bäume am Rand des Areals sei die Sicht der Nachbarn nicht beeinträchtigt. Auch Eleonore Zwißler (CSU) befand die Webasto-Pläne als verträglich. Der Abstand zu den Kraillinger Häusern sei mehr als 40 Meter und damit ziemlich groß, sagte sie. Wert legt sie jedoch darauf, dass die Wohnungen in den Neubauten an den Betrieb gekoppelt werden.

Günther Hammerschmid von Webasto entschuldigte sich im Gemeinderat, dass er Krailling nicht rechtzeitig in die Planungen involviert und auch nicht zur Informationsveranstaltung im Juli eingeladen hatte. "Mir war nicht bewusst, dass Kraillinger Flur tangiert ist", erklärte er.

Architekt Frank Müller-Diesing arbeitet nun einen Bebauungsplanentwurf für beide Gemeinden aus.

© SZ vom 02.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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