Bauvorhaben:Ein Haus mit goldfarbenen Dachziegeln

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Der Neubau ist neben der Stadtbücherei an der Starnberger Hauptstraße geplant. Die Pläne entfachen einen Sturm der Entrüstung unter den Stadträten.

Von Peter Haacke, Starnberg

Der geplante Neubau eines Hauses mit goldfarbenen Dachziegeln an der Starnberger Hauptstraße 12 neben der Bücherei (Altes Rathaus) hat in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses eine konträre Debatte hervorgerufen. Das Gremium zeigte sich bei der Beurteilung des Vorhabens, das sich mit Ausnahme der Stellplatzregelung und der Tiefgarageneinfahrt exakt an die Vorgaben des Bebauungsplans hält, tief gespalten: Während die einen die Gestaltung als "hässlich" bezeichneten und sich wegen einer möglichen Blendwirkung um den Emissionsschutz sorgten, würdigten andere den Mut der Architekten. Die Entscheidung wurde daraufhin vertagt und ein Ortstermin am 22. Februar vereinbart.

Selten zuvor war sich der Bauausschuss so uneins wie bei der Beurteilung eines Projekts wie beim geplanten Neubau an der Hauptstraße. Das seit geraumer Zeit leer stehende Gebäude soll abgerissen und durch einen viergeschossigen Neubau auf 240 Quadratmeter Grundfläche nebst einer per Aufzug erreichbaren Tiefgarage ersetzt werden. Im Untergeschoss sind Ladengeschäfte vorgesehen. Stadtbaumeister Stephan Weinl lobte die Sorgfalt und Hochwertigkeit des Entwurfs für das nicht leicht zu bebauende Grundstück und rückte die Vorteile des Neubaus in den Vordergrund, darunter ein auf vier Meter verbreiterter Gehweg, weil die Sockelmauer entfällt. Laut Weinl sei "ein sehr gutes Ergebnis" mit dem Bauwerber erzielt worden.

Einen Sturm der Entrüstung aber entfachte die Fassadengestaltung des geplanten Neubaus: Insbesondere die Metall-Dachschindeln in einem matten Goldgelb, die Weinl als "Besonderheit" bezeichnete, trafen offensichtlich nicht den Geschmack der meisten Mandatsträger. Angelika Kammerl (Parteifreie) bezeichnete das Dach als "Goldklumpen", Gerd Weger (CSU) empfand die Gestaltung als "Katastrophe", sein Fraktionskollege Ludwig Jägerhuber fand den Entwurf "misslungen", Otto Gaßner (UWG) erkannte gar "ein besonderes Stück Hässlichkeit". Günther Picker (WPS) lehnte die goldfarbene Dachfläche wegen ihrer potenziellen Blendwirkung ab, Klaus Huber (WPS) dagegen befürchtete Verkehrsbelastungen durch den Bau.

Die beiden Architektinnen Annette von Czettritz (Grüne) und Iris Ziebart (FDP) dagegen hegten Sympathie für die ungewöhnliche Gestaltung. "Was hätte denn stattdessen da entstehen sollen?", fragte Czettritz, "es gibt Schlimmeres". Auch Ziebart erinnerte an die vielen "langweiligen 08/15-Fassaden" in Starnberg und fragte: "Sollen wir etwa den Bebauungsplan ändern, nur weil uns die Fassade nicht gefällt?" Diesen Vorschlag hatte Jägerhuber eingebracht.

Einer Anregung von Czettritz folgend, die Wert auf "gute Gespräche und eine gute Baukultur" legt, will sich der Bauausschuss der Stadt vor seiner nächsten Sitzung am Donnerstag, 22. Februar, im Rahmen einer Ortsbesichtigung erneut mit dem umstrittenen Bauvorhaben in der Hauptstraße befassen.

© SZ vom 06.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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