Bauprojekt:Misstöne zum Spatenstich

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Schwungvoller Spatenstich: Pöckings Bürgermeister Rainer Schnitzler (Mitte) schaufelt am eifrigsten. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Kostensteigerungen trüben die Freude über das künftige Haus der Bürger und Vereine in Pöcking

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Seit Jahrzehnten wünschen sich die Pöckinger einen Bürgersaal. Nach langem Ringen ist es so weit: Die Baugenehmigung für das Haus der Bürger und Vereine ist erteilt, Anfang April sind die Bagger neben dem Sportpark angerückt. Bürgermeister Rainer Schnitzler hat zum symbolischen ersten Spatenstich am Freitag eingeladen. Gekommen sind unter anderem auch Altbürgermeister Konrad Krabler, Gemeinderäte und die Planer.

Die Grünen waren der Veranstaltung wegen der Kostenüberschreitung von etwa zwei Millionen Euro demonstrativ ferngeblieben. Zudem hatte es wegen einer erneuten Kostensteigerung am Donnerstag im Gemeinderat Unmut gegeben. Auch Teile der CSU dagegen stimmten. Wie Wolfram Staufenberg erklärte, war jedoch ein Fernbleiben bei der Feier nie ein Thema. Er mache sich aber Sorgen um die Folgekosten, sagte er.

Bei den anwesenden Gemeinderäten überwog allerdings die Erleichterung. "Der Spatenstich ist für Pöcking ein Grund zum Feiern", erklärte Schnitzler. Die Zeit drängt, denn der Verein "Die Wildschützen" will im kommenden Jahr in dem Haus sein hundertjähriges Bestehen feiern. Laut Architekt Thomas Frank muss der Bau in 14 Monaten fertig sein. In seinem Rückblick ging Bürgermeister Schnitzler darauf ein, dass der Wunsch nach einem Treffpunkt für die Bürger besteht, seit der Saal im Gasthof Zur Post in den Achtzigerjahren in Fremdenzimmer umgewandelt worden ist. Unter Altbürgermeister Krabler war dafür das Areal neben dem Sportpark erworben worden und 2002, kurz bevor er sein Amt an Schnitzler abgab, gab es einen ersten Architekturwettbewerb. Die Planung wurde jedoch von dem damals neu gewählten Gemeinderat gekippt. Bereits damals wurde vor den Folgekosten gewarnt, und diese Kritik besteht noch heute, insbesondere von CSU und den Grünen. 2009 gab es einen neuen Wettbewerb, den das Architekturbüro Frank und Probst gewann. Doch die Kosten stiegen und stiegen, zuletzt auf 14,5 Millionen Euro. Eine eigene Arbeitsgruppe setzte den Rotstift an, und die Gesamtkosten sind auf acht Millionen Euro gedeckelt worden. Dann wurde erneut diskutiert, geplant und wieder verworfen. "Es ging rauf und runter", wie sich Schnitzler erinnerte. Der Betonbau wurde umgeplant in eine Holzkonstruktion, die zudem mit einem nachhaltigen Energiekonzept ausgestattet wurde. Zusätzlich soll im Haus der Vereine bezahlbarer Wohnraum entstehen. Die derzeitigen Kosten sind mit 10,5 Millionen Euro angesetzt.

Die Kritiker im Gemeinderat befürchten allerdings, dass das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist, und in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats fühlten sie sich bestätigt. Wie Projektsteuerer Helmut Grepmair erläuterte, gibt es Probleme mit der Versickerung. Er geht davon aus, dass der Keller des Vereinshauses mit einer Wanne ausgestattet werden muss. Über die Höhe der Mehrkosten konnte er noch keine Angaben machen. Positiv sei, dass die Kostenberechnungen derzeit noch 480 000 Euro unter den Gesamtkosten von 10,5 Millionen Euro liegen. Man habe noch einen Puffer, sagte er.

Verärgert waren Gemeinderäte auch über den PWG-Antrag von Liegenschaftsreferenten Klaus Eppinger, anstatt des geplanten Estrichbodens Parkett zu verwenden. Die Mehrkosten von knapp 20 000 Euro netto wurden nach kontroverser Debatte mehrheitlich befürwortet. "Das Paket ist wieder aufgeschnürt, die Schleusen sind geöffnet", monierte Ute Nicolaisen-März (CSU).

© SZ vom 21.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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