Ausstellung in Dießen:Mehr oder minder blau

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Fünfzig Maler, Fotografen, Bildhauer und Objektkünstler aus der Ammerseeregion zeigen ihre Variationen zum Thema Blau. Zu den Exponaten gehören kühne Filzkugeln genauso wie ein Alabasterwürfel

Von Katja Sebald, Dießen

"Blau ist eine geheimnisvolle Farbe. Sie kommt in der Natur kaum vor und dennoch sind wir ständig von dieser Farbe umgeben - sie ist die Farbe des Himmels, der Meere und der Seen, aber auch der tiefen Abgründe", schrieb der Kunsthistoriker und Künstler Hajo Düchting aus Dießen vor einigen Jahren in seinem Buch über Farbe in der Malerei. Im Mai 2017 starb Hajo Düchting nach langer Krankheit. Blau war für ihn die "Farbe des Wunderbaren und Unergründlichen, des Begehrens und der Erkenntnis, aber auch der Schwermut und Melancholie". Jetzt ist seine Papierarbeit "Blaues Haus" noch einmal in der Ausstellung "Blau II" zu sehen - im "Blauen Haus" in Dießen, wo denn auch sonst.

Die Montage "Digital - Potsdamer Platz 2085" von Fred-Jürgen Rogner. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Insgesamt sind es bei der zweiten Auflage dieser Themenausstellung fünfzig Künstler aus der Ammerseeregion, die der Einladung von Christiane Graf als Kuratorin und Christian Wahl als Organisator gefolgt sind und Arbeiten eingereicht haben, die mal mehr und mal weniger mit der Farbe Blau zu tun haben.

Eine Vielzahl von ihnen vertritt malerische Positionen. Aber auch Arbeiten aus den Bereichen Fotografie, Bildhauerei und Objektkunst sind zu sehen. Entstanden ist eine opulente, abwechslungsreiche und zugleich ungemein harmonische Ausstellung. Einen spektakulären Auftritt verschaffte die Dießener Textilkünstlerin Nani Weixler am vergangenen Freitag, dem Vernissagenabend, der Farbe Blau im nächtlichen Himmel und im Licht des Vollmondes mit ihrer Installation aus schimmernden Seidenorganza-Fähnchen, die wie aus einer anderen Wirklichkeit kommend vor der Fassade des Blauen Hauses zu schweben schienen.

Die „Medusa“ aus Filz von Trine Pesch. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Merkwürdig und geheimnisvoll wirken auch die medusenartigen Filzobjekte von Trine Pesch und die nestartigen, mit blauen Federn ausgekleideten Schalen, die Cornelia Rapp als Bodeninstallation zeigt und als "Blue Protection", als "Hort des Schutzes", verstanden wissen will.

Voller Merkwürdigkeiten und Ungereimtheiten erscheinen die Fotomontagen von Jürgen Rogner - und gleichsam entrückt der runde Würfel aus zart bläulichem brasilianischen Alabaster von Ulrike Schroeter.

Das transparente Ensemble „Durchschaun“ von Nani Weixler. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Zu einem Blick ins "Jenseits" oder doch zumindest "himmelwärts" haben sich Elke Jordan und Christoph Franke inspirieren lassen, während Kathleen Canady aus dem All auf "Terra Nostra" zurückschaut und Silvia Großkopf ihre Landschaften gleichsam aus der Vogelperspektive gestaltet. Der Fotograf Harry Sternberg blickte durch eine Türe in eine geheimnisvolle dunkelblaue Leere. Und Oswald Müller fotografierte im ehemaligen Gaswerk in Augsburg eine perfekte Inszenierung von Blau.

Nicht nur der Himmel, auch das Wasser findet sich in einer Vielzahl von blauen Bildern: einfach als Welle bei Carmen Kubitz, als Mann mit Boot bei Martin Burger und als Badende im blauen Bikini am blauen "Lago" bei Agnese Martori. Für Aloisia Fischer ist die Farbe Blau Anlass für tiefgründige, beinahe meditative Bilder von Bewegung und Innehalten.

Fest auf dem Boden der Tatsachen hingegen steht der "Blaue Mann" von Josef Lang: Mit seinen großen Füßen, den schweren Händen des Arbeiters und seiner beinahe schüchtern wirkenden Haltung ist er weit mehr als ein Abbild, er ist ein Innenbild, Sinnbild des Menschen in seinem Tun und seiner Sehnsucht.

Reduziert und dabei kraftvoll sind auch die großen Bergpanoramen von Christian Wahl, die stärksten Bilder in dieser Ausstellung aber stammen von Burkhard Niesel. Er verdichtet dunkle Felsformationen, verschneite Gipfel und das blau-weiße Spätnachmittagslicht nämlich zu intuitiven, weitgehend abstrakten Kompositionen.

Die Ausstellung "Blau II" im Blauen Haus an der Prinz-Ludwig-Straße 23 in Dießen ist noch bis zum Montag, 20. November, jeweils von Mittwoch bis Sonntag in der Zeit von 10 bis 18 Uhr zu sehen.

© SZ vom 06.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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