Ausstellung in Dießen:Auf Stufen zum Himmel

Lesezeit: 2 min

Die "Gelbe Schwebetreppe" von Peter Augustin und ein Bild "Ohne Titel" von Angela Preis. (Foto: Georgine Treybal)

Im Dießener Taubenturm stellen Angela Preis und Peter Augustin gemeinsam aus. Eine Verbindung zwischen ihrer Malerei und seinen Skulpturen lässt sich allerdings nicht finden

Von Katja Sebald, Dießen

In den oberen Stübchen des Taubenturms fühlt man sich dem Himmel ohnehin ein Stückchen näher. Man könnte sich also durchaus vorstellen, von dort aus noch eine Treppe höher zu steigen, auf einem "Stairway to Heaven" wie in dem Led-Zeppelin-Song oder gar das Fenster zu öffnen und sich mit Hilfe des "Flügelobjekts" in die Lüfte zu schwingen. Die Malerin Angela Preis und der Bildhauer Peter Augustin haben den Turm beim Dießener Marienmünster zu einem Ort "Zwischen Himmel und Meer" gemacht - so der Titel ihrer ersten gemeinsamen Ausstellung, die noch am kommenden Wochenende (Samstag und Sonntag von 12 bis 18 Uhr) zu sehen ist.

Angela Preis aus dem ganz und gar nicht maritimen Dorfen bei Erding beschäftigt sich in ihren Öl- und Acrylbildern mit Wasser- und Himmelsflächen. Sie gibt scheinbar beliebige Ausschnitte wieder, deren Unendlichkeit man sich über die Bildränder hinaus vorstellen darf. Die Bandbreite reicht von Wolkenformationen, die in lichtes Zartrosa getaucht sind, bis zu einer Serie von kleinformatigen, minimalistischen Schneelandschaften aus zwei verschiedenen Grauflächen, die mittig von einer "Horizontlinie" getrennt werden. Dazwischen gibt es sehr unterschiedlich gestaltete Wasserflächen, sich kräuselndes Wellengeflimmer, einen Blick übers Meer bis zum weit entfernten Horizont oder eine beinahe geometrische "Anordnung" von Lichtreflexen auf grünlich-grauer Fläche. Allen Motiven gemeinsam ist die aus der Weite und Leere der Motive resultierende meditative Ruhe. Je mehr sich diese Bilder vom Wasser in seinen diversen Aggregatszuständen auf den Weg in die Abstraktion wagen, je reduzierter und je weniger "stimmungsvoll" sie sein wollen, desto überzeugender sind sie.

Peter Augustin arbeitet als Architekt und hat ein Bildhaueratelier in München. Es ist wohl kein Wunder, dass ihn die verwinkelte Architektur des Taubenturms zu einer Reihe von Arbeiten inspiriert haben, die sich mit Treppensituationen und Stufen beschäftigen. Es gibt neben der "Großen Treppe - Stairway to Heaven" auch eine "Gelbe Schwebetreppe" und eine "Kleine Würfeltreppe". Sie werden mit grobem Werkzeug aus Hartholz geschnitten, manche von ihnen behalten ihre rohen Oberflächen, einige bekommen zusätzlich einen farbigen Überzug, der ihnen eine freundliche Fernwirkung verleiht. Andere Architekturformen werden wie Studien in Gips ausgeführt: Da gibt es Stege und Brücken, ein fragmentarisches Viadukt und wieder verschachtelte Treppenhäuser. Sie alle sind mit viel Gespür für den Raum platziert, als wollten sie dem Betrachter in verdichteter Form vor Augen führen, was er sich gerade beim Treppensteigen "erklettert" hat - oder was ihn auf dem Weg nach oben als nächstes erwartet.

Und so ist wohl auch eine weitere Werkgruppe zu verstehen: Auch der "Ikarus" und die "Ariadne" sind mit ihren geschundenen Oberflächen, Verletzungen und manchmal auch Flickstellen Sinnbilder für menschliches Erleben. Auf der Einladungskarte ist das schwere "Flügelobjekt" mit großer Leichtigkeit zwischen einem Meeres- und Himmelsbild montiert. In der Ausstellung funktioniert das Miteinander von Malerei und Skulptur leider nicht annähernd so gut - es bleibt eher bei einem Nebeneinander.

© SZ vom 01.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: