Aufkirchen:Gastgeber Berg

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Mehr als 250 Bürger kommen zur Info-Veranstaltung zum Thema Asyl, bei der Bürgermeister Rupert Monn betont, den Aufenthalt der Flüchtlinge so erträglich wie möglich zu gestalten. Angesichts des Andrangs wird es einen zweiten Info-Abend geben

Von Sabine Bader, Aufkirchen

Der große Saal im Gasthof zur Post in Aufkirchen ist voll wie selten. Mehr als 250 Berger sitzen, stehen und drängen sich - trotz Ferienzeit. Ähnlich ist die Szenerie auch draußen vor der Tür. Die Leute passen nicht mehr rein. "Mit solch einem Ansturm haben wir nicht gerechnet", gibt Bergs Bürgermeister Rupert Monn gleich vor Beginn unumwunden zu. Kein Wunder, denn die Berger haben sich an Veranstaltungen orientiert, die in anderen Landkreisgemeinden schon zum Thema Asyl stattfanden.

Für Monn ist das große Interesse ein Beweis dafür, dass sich die Bürger der Herausforderung stellen wollen, "den Gästen den Aufenthalt in Berg so erträglich wie möglich" zu machen. "Wir wollen gute Gastgeber sein", sagt er. "Fremdenfeindlichkeit hat bei uns nichts zu suchen." Natürlich weiß auch er, dass es nicht nur Nächstenliebe ist, die die Berger an diesem Abend aus dem Haus gelockt hat. Es kommt auch eine gehörige Portion Unsicherheit hinzu, denn keiner der künftigen Nachbarn der geplanten Zeltstadt am Huberfeld weiß so recht, was ihn erwartet.

In der nächsten Woche wird die Zeltstadt am Berger Huberfeld aufgebaut. Zuvor muss das Gelände noch vorbereitet werden. (Foto: Thiel)

Schließlich gilt für die Gesamtsituation: Was heute Tatsache ist, kann morgen schon wieder anders sein. Das bekommen die Mitarbeiter im Starnberger Landratsamt fast täglich zu spüren. Vizelandrat Georg Scheitz berichtet, dass der Landkreis derzeit wöchentlich 38 Personen aufnehmen muss. Momentan leben 1100 Flüchtlinge im Fünfseenland - Tendenz steigend. Die Folge laut Scheitz: "Wir müssen größere Wohnmöglichkeiten schaffen." Und da es fast unmöglich ist, Containerunterkünfte zu bekommen, ist man in drei Gemeinden im Landkreis zu Zeltstätten übergegangen. Neben Berg sind es Tutzing und Krailling. Die Zelte in Tutzing stehen bereits, die in Berg werden in der kommenden Woche aufgestellt. In dieser Woche hat man dafür die Vorarbeiten gemacht, Wege asphaltiert und das Gelände geebnet. Die acht Unterkunftszelte sollen insgesamt 128 Menschen Platz bieten. Hinzu kommen noch drei Küchenzelte, je zwei Sozial- und Waschzelte, wie Stephan Hinze und Stefan Derpa vom Ordnungsamt das Landkreises erläuterten. Bis Freitag nächste Woche soll die Berger Zeltstadt stehen. Die ersten Flüchtlinge werden dann am Donnerstag in der Woche darauf erwartet. Dann werden auch täglich acht Stunden sogenannte Objektbetreuer auf dem Gelände anwesend sein, und rund um die Uhr ein Sicherheitsdienst.

Einen Helferkreis mit Iradj Teymurian an der Spitze gibt es bereits in Berg. Er ist allein in den vergangenen Tag von acht auf 35 Mitglieder angewachsen. Und täglich kommen neue hinzu. Teymurian, der selbst aus dem Iran stammt, weiß, wovon er redet. Denn vor Jahrzehnten dürfte der Neustart in Deutschland auch für ihn nicht leicht gewesen sein. Zu den wichtigsten Aufgabe des Helferkreises zählt neben den alltäglichen Hilfen auch der Deutschunterricht. Etliche Lehrer, die Sprachkurse anbieten wollen, haben sich bereits gemeldet. Und auch Mitarbeiter der Schön-Klinik wollen Deutschkurse geben.

Das Interesse der Berger an den neuen Nachbarn ist groß. Mehr als 250 sind zum Infoabend nach Aufkirchen gekommen. (Foto: Bader)

Bergs Vizebürger Andreas Hlavaty hat es übrigens auch nicht beim Lippenbekenntnissen belassen. Er hat eine Dreizimmerwohnung nicht auf dem freien Markt vermieten wollen, sondern sie dem Landratsamt für Asylbewerber angeboten. Ein Vorbild, das in Berg Schule machen könnte, schließlich stehen hier etliche Wohnungen und Häuser leer. Angesichts des Andrangs findet am kommenden Mittwoch, 9.September, um 19.30 Uhr ein zweiter Infoabend statt.

© SZ vom 05.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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