Andechs:Über den grünen Klee gelobt

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Biomilch schmeckt, davon konnte sich Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt in Andechs überzeugen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Landwirtschaftsminister Christian Schmidt besucht die Biomolkerei Scheitz in Andechs

Von Christine Setzwein, Andechs

Die Gelegenheit, mit einem echten Minister ins Gespräch zu kommen, bietet sich ja nicht jeden Tag. So kamen am Donnerstag Landwirte und Milchbauern, ob bio oder konventionell, zahlreich nach Andechs in die Biomolkerei Scheitz, wo Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt angekündigt war - quasi als Wahlkampfhelfer für den CSU-Bundestags-Direktkandidaten Michael Kießling. Das Gespräch mit den Gästen fiel dann eher kurz aus, weil der Minister zum einen fast 40 Minuten zu spät kam, dafür seine Rede aber etwas länger ausfiel. Entsprechend enttäuscht waren die Zuhörer, vor allem die Milchbauern hatten sich mehr erhofft, die Abordnung des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter aus dem Kreis Landsberg kam nicht einmal dazu, die mitgebrachten Plakate hochzuhalten. "Markt-Verantwortung statt Milchpulver-Wahnsinn" stand darauf. Dabei sei doch die CSU die Partei, die die Landwirte unterstütze, sagte Kandidat Kießling, der sich als "Noch-Bürgermeister" von Denklingen vorstellte.

Keine Frage, dass Schmidt die Bauern über den grünen Klee lobte. Landwirt sei kein Beruf, sondern eine Berufung, und ohne die Familienbetriebe in Bayern sei die Agrarstruktur, wie sie sich die CSU vorstelle, nicht machbar. Aber: Die Landwirtschaft sei in der Gesellschaft an den Rand gedrängt worden. Wohin sie wieder muss, war klar: in die Mitte.

Über Wertschätzung ging es auch bei Molkereichefin Barbara Scheitz, die ihren Betrieb vorstellte. 15 Millionen Euro wurden in den Umbau und die Erweiterung des Unternehmens an der Biomilchstraße 1 - "diese Adresse gibt es nur einmal in Deutschland" - investiert. Die Andechser Molkerei, Pionier der ökologischen Landwirtschaft, hat mittlerweile 15 Produkte mit dem Siegel "Bioqualität aus Bayern". 15 bis 20 Cent mehr pro Kilogramm Milch als konventionelle Molkereien zahlen die Andechser ihren Biobauern. Scheitz: "Davon kann man leben und die nächste Generation mitnehmen." Aber der Anteil der Biolandwirtschaft in Deutschland von 6,7 Prozent sei noch viel zu niedrig. "Wir sind gerade dabei, die Gräben zwischen Öko-Landbau und konventionellem Anbau zuzuschütten", meinte der Minister. Die Koexistenz müsse so sein, dass der eine den anderen nicht stört. "Ich werde mehr Geld in den Ökolandbau stecken", versprach er.

Ziemlich verärgert sind die Bauern über die Managementpläne für die FFH-Gebiete. Dass sie als Grundstücksbesitzer von der Vorstellung der Pläne nur über die Presse erfuhren, sei unmöglich, schimpfte der Friedinger Georg Zerhoch. Die Begründung der Regierung: Wenn mehr als 100 Eigentümer betroffen seien, komme eine persönliche Einladung zu teuer. "Eine blanke Sauerei", schimpfte Zerhoch.

"Das nehme ich auf", sagte Schmidt, "und Sie bekommen eine Antwort." Viel versprechen sich die Landwirte in Starnberg und Landsberg davon nicht mehr. Sie hoffen, das war deutlich zu vernehmen, dass es in der neuen Bundesregierung einen anderen Landwirtschaftsminister gibt, der die Bauern unterstützt und ihnen das Leben nicht noch schwerer macht. Wie zum Beispiel mit einer neuen Gülleverordnung, die sie zwingt, neue größere Gülletanks zu kaufen, wo doch der Viehbestand ohnehin immer mehr zurückgehe.

© SZ vom 08.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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