Andechs:Mit Pauken und Trompeten

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Die Orff-Festspiele im Kloster Andechs sind zwar seit 2015 Geschichte, doch in der Dießener Orff-Stiftung wird eifrig über eine Neuauflage diskutiert. Der Wille ist da, das Geld nicht

Von Gerhard Summer, Andechs

Erst kam der Kladderadatsch, dann die Hoffnung auf einen Neustart und bald wieder das Aus: Der Füssener Kulturveranstalter Florian Zwipf-Zaharia ist mit seinem Plan, die nach 18 Jahren eingestellten klösterlichen Orff-Festspiele Andechs im Juli 2017 in neuer Form zu beleben, vorerst gescheitert. Kurz vor dem geplanten Start des Kartenvorverkaufs musste er für seine Cultus Produktion GmbH Insolvenz anmelden. "Es ist total verhext", findet Ute Hermann vom Vorstand der Dießener Orff-Stiftung. Die Hüter des Nachlasses wollten das neue Festival als Berater unterstützen und wie bisher mit 150 000 Euro fördern.

Ob aus dem Projekt doch noch etwas werden könnte? Die Andechser Rathauschefin Anna Neppel sieht die Sache "eher pessimistisch". Es sei immer schwierig, "an etwas anzuknüpfen, das gut gelaufen" und dann mit großem Krach beendet worden ist, sagt sie. Barbara Beck, Kulturreferentin des Landratsamts Starnberg, ist der Ansicht: "Wenn das Kloster dahinter stünde und das organisieren würde, hielte ich das für realistischer. Solche Produktionen kosten ja wahnsinnig viel Geld." Klostersprecher Martin Glaab wiederum glaubt, dass sich die Probleme "nicht von heute auf morgen lösen lassen, da wird noch eine Menge Wasser die Isar runterfließen". Schließlich sei auch viel Zeit vergangen, bis sich aus einem Wochenende mit Musik von 1998 an der jährliche Zyklus der Festspiele entwickelt habe. Aus Glaabs Sicht ist das nicht so arg: "Wir sind nicht unter Zeitdruck." Ohnehin haben sich die Benediktiner ganz auf die Rolle der Vermieter zurückgezogen, die lediglich den Florianstadel zur Verfügung stellen.

Aus besseren Tagen: Zu den Orff-Festspielen 2013 war im Florianstadel des Klosters Andechs Carl Orffs berühmte Carmina Burana aufgeführt worden. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Kuratorium und Vorstand der Orff-Stiftung wollen Ende November beratschlagen, wie und ob es weitergeht mit Orff. Die Ausgangslage sei nicht einfach, sagt Hermann. Würde der Neustart 2018 anvisiert, müsste man jetzt langsam mit den Planungen beginnen. Dazu kommt, dass die Lücke zwischen der letzten klösterlichen Festspiel-Saison 2015 und dem möglichen Neustart immer größer wird. Was der Dießener Bürgermeister Herbert Kirsch, der dem achtköpfigen Kuratorium angehört, allerdings für vernachlässigbar hält: "Wenn man da was Solides auf die Beine stellt, hätte das Erfolg", meint er. Im Übrigen ist er wie der Stiftungsvorsitzende Wilfried Hiller der Ansicht, dass der Veranstalter in spe das Risiko eingehen sollte, dem Publikum auch die unpopulären Werke Orffs nahezubringen. "Gerade der Komponist Orff hat es verdient, dass man seine weniger bekannten Sachen spielt", findet Kirsch. Zwipf-Zaharia selbst hat sein Vorhaben trotz der finanziellen Nöte noch nicht aufgegeben. "Ich bin ein zuversichtlicher Mensch", sagt er, "wir sitzen schon zusammen und sprechen darüber, wir wollen, dass Orff gepflegt wird". Anfang 2017 soll die Entscheidung fallen, ob Stiftung und Veranstalter die Festspiele Andechs & Ammersee noch mal ansteuern oder nicht.

Klar ist dabei: Der Landkreis wird wieder mit im Boot sein, aber nicht selbst das Ruder in die Hand nehmen. "Ich bin schon sehr traurig, dass es die Festspiele des Klosters nicht mehr gibt", sagt Landrat Karl Roth, der auch in Andechs lebt. Schließlich "ist das eine tolle Bereicherung für die ganze Region" gewesen. Doch erstens sei das geplante neue Fest nicht als eine regelrechte Fortsetzung der Orff-Festspiele zu sehen, denn es gehe jetzt um einen privaten Veranstalter, der auch andere Wirkungsstätten des Komponisten am Ammersee einbeziehen wollte, so Barbara Beck. Und zweitens könne der Landkreis so ein Festival nicht selbst wieder beleben. Martin Glaab sagt es ganz ähnlich: Das Kloster habe eine Verpflichtung Orff gegenüber, doch es sei nicht seine "vorderste Aufgabe, Festspiele zu veranstalten".

Anna Neppel zufolge wäre es eine gute Idee, das Festival stilistisch weiter zu fassen. "Orff gehört auf jeden Fall dazu", aber denkbar wären auch Werke anderer klassischer Komponisten, Pop und Rock. "Damit spricht man vielleicht junge Leute an."

© SZ vom 27.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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