Andechs:Kulinarisches Erwachen

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David Hauer möchte mit seinem "va béne" von Fischen nach Andechs umziehen. Noch braucht es einige Genehmigungen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Wer im Andechser Ortsteil Erling gut essen und trinken will, muss auf den Heiligen Berg. Das wird sich ändern. Ein Café öffnet an Ostern, und bald soll es neben der Kaffeerösterei ein neues Restaurant geben

Von Astrid Becker, Andechs

Wer in diesen Tagen in Erling spazieren geht, könnte fast den Eindruck bekommen, es handele sich um einen mehr als verschlafenen Ort. Da mögen zwar Touristen vom Parkplatz oder von Herrsching aus durch den Wald zum Kloster Andechs pilgern, der Ortskern selbst wirkt aber dennoch so, als seien seine Bewohner aus dem Winterschlaf noch nicht ganz erwacht. Doch dieser Eindruck täuscht - denn hinter den Fassaden wird längst eifrig an seiner Belebung gearbeitet. Zumindest in kulinarischer Hinsicht könnte sich so einiges ändern.

Dabei sah es lange Zeit nicht so aus, als würde sich in Sachen Gastronomie in der Gemeinde noch groß etwas bewegen. Als vor zwei Jahren beschlossen wurde, die Dorfwirtschaft Erlinger Hof zu schließen und in das Pfarramt St. Vitus umzubauen, schien es so zu sein, als ob kulinarischen Genüsse künftig nur mehr im Klostergasthof und im Bräustüberl Genüge geleistet würde. Auch das Café nebst Restaurant, das zu dieser Zeit in der alten Molkerei Scheitz gegenüber dem Rathaus untergebracht war, hatte keine große Zukunft - trotz hausgemachter Kuchen. Auch die Nachfolger, die dort nebst Café noch einen Laden mit Filz- und Woll-Accessoires eröffnet haben, hielten nicht lange durch. Monatelang hatte beides geschlossen. Doch nun ist alles anders, das Geschäft hat bereits wieder geöffnet, das Café soll, so verrät es ein Schild an der Tür, an Ostern erneut seinen Betrieb aufnehmen.

Längere Zeit hieß es auch, nur ein paar Häuser weiter vorne, kurz nach der Dorfschmiede, sollte ein Gebäude entstehen, in dem nicht Platz für Wohnungen, sondern auch für Gewerbe und ein Café sein sollte. Der Bauwerber zog diesen Antrag, dem der Gemeinderat zugestimmt hatte, aber wieder zurück. Nun entstehen dort doch nur Wohnungen, wie es aus dem Rathaus heißt.

Dennoch sieht die Zukunft der Gastronomie in Erling alles andere als düster aus. Direkt neben der Andechser Kaffeerösterei, die seit Juli des vergangenen Jahres an der Herrschinger Straße besteht, soll nun noch das "va béne" aus Fischen einziehen. Zwar liegen dem Vernehmen nach noch nicht alle Genehmigungen dafür vor, aber auf der Internet-Seite des Betreibers David Hauer ist es bereits zu lesen: " Am Heiligen Berg, in einer romantischen Location, wird das va béne die Küche und den Weinkeller wiedereröffnen." David Hauer hatte im Restaurant "va béne" im historischen Gebäude des Kupfermuseums in Fischen vor sieben Jahren zu arbeiten begonnen, von 2010 an war er dort der Küchenchef. Als sich die bisherige Betreiberin zurückgezogen hatte, habe er das Lokal 2012 übernommen und etwa ein halbes Jahr später auch noch das "Mercantino" direkt nebenan dazu gepachtet. Beides lief sehr gut, im Restaurant war ohne Reservierung selten ein Platz zu finden. Doch dann war am 1. März plötzlich Schluss. Hauer will nicht darüber reden, es heißt aber, er habe andere Vorstellungen über die Zukunft des Lokals gehabt als der Eigentümer des Gebäudes. Einer seiner Gäste vermittelte Hauer dann an Georg Scheitz senior. Dessen Frau hatte eine Immobilie an der Herrschinger Straße geerbt und den dortigen Anbau bereits an die Kaffeerösterei vermietet. Nun soll David Hauer gleich nebenan in den Stadel und in das Haupthaus mit seinem Restaurant einziehen. Die Gaststube und der Raum im Stadl sollen etwa 50 Plätze fassen, und mit viel Holz "urig gemütlich" gestaltet werden, sagt der 33 Jahre alte Hauer, der dort, wie in Fischen auch, mit einer kleinen, aber feinen, mediterran-italienisch ausgerichteten Karte seine Gäste verwöhnen will. Denkbar seien auch noch ein paar Pensionszimmer in dem Haus, meint er. Auch von Sitzplätzen und Tischen draußen im Garten träumt Hauer. Doch wann sich dieser Traum erfüllen wird, ist derzeit noch offen. Es fehlen noch ein paar Genehmigungen und der unterzeichnete Mietvertrag. Fest steht derzeit für ihn nur eines: Sein "Mercantino" in Fischen wird er definitiv noch weiterführen. Sein Vertrag dort läuft noch bis Ende 2016.

Doch er ist nicht der einzige in Erling, den ehrgeizige gastronomische Pläne umtreiben. Auch bei der Familie Hemberger im Hotel Post Garni ist einiges im Umbruch. Tochter Monika hat gerade ihr eigenes Geschäft "Tracht & Zeitlos" in Herrsching eröffnet. Sohn Eugen Maximilian hat längst seine Kochlehre abgeschlossen, hängt noch seinen Hotelbetriebswirt an und geht jetzt erst mal in den Schwarzwald. Genauer gesagt: in die berühmte, mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnete "Traube Tonbach". Dann aber soll er zurückkommen - um in Erling das vor mehr als 20 Jahren geschlossene Gasthaus Post wieder mit neuem Leben zu erfüllen.

© SZ vom 04.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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