Andechs:Integration braucht Hilfe

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Andechser Helferkreis berichtet auf Info-Veranstaltung über seine Arbeit

Von Ute Pröttel, Andechs

Die Herausforderungen, die in den örtlichen Helferkreisen zu bewältigen sind, werden nicht weniger. Doch sie verändern sich. Seit vor einem Jahr eine große Anzahl an Flüchtlingen nach Deutschland kam, gilt es in den Wohnanlagen vor Ort Probleme zu lösen, die es so vorher nicht gab. Der Helferkreis Asyl-in-Andechs lud nun zu einem Informationsabend ein, um seine Arbeit und auch seine Probleme der Öffentlichkeit näherzubringen.

Dabei ging es unter anderem darum, wie mit der Tatsache umzugehen ist, dass in der Wohnanlage ein junger Exhibitionist lebte. Der 26-jährige Afghane hatte im Sommer in der S-Bahn mehrmals junge Frauen sexuell belästigt. Ende Oktober ist er in seine Heimat zurückgekehrt. Eine Entscheidung, an der wohl auch der Helferkreis maßgeblich beteiligt war. In der Gemeinde selbst wurde darüber nur hinter vorgehaltener Hand getuschelt, nach außen wurde der Fall nicht kommuniziert. Auch in der Bürgerversammlung ist er dem Leiter von Asyl-in-Andechs, Manfred Boll, nur einen knappen Satz wert. Er spricht von einem jungen Mann, der mit seinem Testosteronspiegel nicht klar kam und sich "blöd" benommen habe. Bei den Bürgern, die an diesem Abend in den Saal des Klostergasthofes gekommen sind, ist es tatsächlich kein Thema mehr. Eine Zuhörerin kommentiert, auch unter Deutschen gebe es schwarze Schafe.

Fakt ist, dass derartige Einzelfälle schlecht sind für das Image der Wohnanlagen und den Schutzsuchenden schaden, die sich korrekt verhalten und sich bemühen, in der deutschen Gesellschaft Fuß zu fassen. Wie etwa eine junge Irakerin, die seit September im Starnberger Klinikum ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert, oder die fünf Asylsuchenden, die an diesem Abend vor das Mikrofon im Saal des Klosterwirtes treten. Da ist der 20-jährige Shammu, der mit seiner Schwester aus dem Irak floh. Er arbeitet bei der Bäckerei Benedikter auf 450-Euro-Basis. Oder Waisullah aus Afghanistan, der in Starnberg in die Berufsschule geht und ziemlich flüssig spricht. Er bekommt begeisterten Applaus. Zachiadat aus Afghanistan kann sogar von einer Festanstellung beim örtlichen Orgelbauunternehmen Eisenschmid berichten und nutzt die Gelegenheit, zu erzählen, dass er eine Wohnung suche. Ihr Deutsch ist noch gebrochen und die drei vier Sätze, die sie sprechen, haben sie mit den Helfern eingeübt, doch sie vermitteln zweierlei: Das Bemühen der Asylsuchenden sich zu integrieren und die Notwendigkeit, dabei von ehrenamtlichen Helfern unterstützt zu werden.

© SZ vom 09.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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