Altes Gebäude wird abgerissen:Endstation für den Bahnhof Gauting

Lesezeit: 3 min

Aus und vorbei - der Gautinger Bahnhof wird abgerissen. Es gibt auch schon Pläne, wie das Umfeld künftig aussehen soll.

Michael Berzl

Sehr ansehnlich ist der Gautinger Bahnhof schon länger nicht mehr. In absehbarer Zeit wird dieser Anblick verschwinden und der erste Eindruck für Bahnreisende sich gründlich verändern. Der Gemeinderat hat am Dienstag beschlossen, das mehr als hundert Jahre alte Haus und die Nebengebäude abzureißen und das Umfeld umzugestalten. Dieser Radikallösung wird auch ein kleines pittoreskes Backsteinhäuschen in Richtung Parkplatz zum Opfer fallen.

Der Gautinger Bahnhof wird komplett abgerissen - das hat das Gemeinderat beschlossen. (Foto: Georgine Treybal)

Ein hohes, transparentes Dach soll nach ersten Entwürfen über dem Eingangsbereich zu den Gleisen errichtet werden; daneben sind Café und Läden vorgesehen. Den Bau eines Parkdecks hat eine knappe Mehrheit abgelehnt. Nach groben Schätzungen des Architekten Manfred Brennecke belaufen sich die Gesamtkosten für die Umgestaltung auf rund 1,5 Millionen Euro. Allerdings darf die Kommune mit erheblichen Zuschüssen aus verschiedenen Förderprogrammen rechnen.

Seit Ende 2006 gehört der Bahnhof mit Umfeld und Parkplatz der Gemeinde; knapp zwei Millionen Euro hat die Immobilie damals gekostet. Nun soll wieder Geld hereinkommen, nachdem schon seit Jahren im Haushalt immer wieder ein Posten von 600.000 Euro für den Verkauf veranschlagt wird. Es war aber ein langer und mühsamer Weg, eine Entscheidung über die künftige Nutzung der Flächen herbeizuführen.

In zahlreichen Sitzungen einer Arbeitsgruppe hat das jetzt beschlossene Konzept Form angenommen. Im März waren Ergebnisse der Rahmenplanung in einer Bürgerversammlung vorgestellt worden. Schließlich hat der Birnbacher Architekt Brennecke seine Alternativkonzepte zur Abstimmung gestellt. Mehrheiten votierten dann im Sinne des Verwaltungsvorschlags.

Gerade über die Frage, ob der Bahnhof abgerissen werden soll, hatte es auch in den Fraktionen kontroverse Diskussionen gegeben, wie Andreas Romero von der SPD erklärte. Er plädierte aber für den Abriss, der die Möglichkeit biete, Neues zu schaffen. So argumentierten mehrere Kommunalpolitiker, so etwa Gerhard Nafziger (FBG): "Wir haben die Chance, für Gauting ein Fenster zu öffnen und frische Luft hereinzulassen." Allerdings hängen einige Gemeinderäte auch an dem Bau. Zum Beispiel Anne Franke (Grüne) und Christa von Einem (FDP), die "sehr viel Charme" sowie "Atmosphäre und Seele" in dem alten Gebäude sehen.

Nach Ansicht von Christel Freund (SPD) gäbe es "hundert Nutzungsmöglichkeiten"; so könnten sich dort Vereine präsentieren. Doch die drei Stimmen für den Erhalt blieben eine kleine Minderheit, zumal Brennecke anhand einer historischen Aufnahme von 1918 demonstrierte, dass von dem ursprünglichen Empfangsgebäude mit Rundbögen, Gesimsband und Sprossenfenstern nichts mehr übrig ist. Als Argument gegen den Erhalt der alten Substanz nannte Brennecke auch, dass ein barrierefreier Ausbau unmöglich sei.

Nun ist noch die Frage, was danach kommt. Jens Rindermann (Grüne) befürchtet schon, "dass wir noch mehr gesichtslose Architektur bekommen, dass der Ort in moderner Hässlichkeit erstarrt". Seine Fraktionskollegin Beatrice Cosmovici nannte als abschreckendes Beispiel die Brücke am Hauptplatz. Da haben sich mehrere Planer versucht, die Kommunalpolitiker über Details wie Beleuchtung, Geländer und Wegbreiten beraten und doch nur einen Standard-Betonriegel bekommen. "So etwas darf uns beim Bahnhof nicht passieren", warnte Cosmovici. Wann die Bauarbeiten beginnen, steht noch nicht fest. Ausgaben dafür sind jedenfalls laut Finanzplanung im Jahr 2012 vorgesehen, berichtete Kämmerer Hans-Jürgen Paul.

Zum Rahmenplan für das Bahnhofsareal gehört auch der Parkplatz. Dort stehen keine so großen Änderungen bevor, denn die vor acht Jahren vorgestellten Pläne für ein Parkdeck mit zwei Ebenen verschwinden nun wohl für immer in den Akten. Gut drei Millionen Euro hätte der Bau gekostet, und das war einer knappen 13:11-Mehrheit dann doch zu teuer; auch wenn der Eigenanteil der Gemeinde nach Brenneckes Schätzungen nur bei 1,4 Millionen gelegen hätte. Das ist aber immer noch eine Million mehr, als die Kommune nun für eine ebenerdige Anlage mit etwa 200 Plätzen aufbringen muss. Das Angebot an Radabstellplätzen soll erheblich erweitert werden. Mindestens 650 S-Bahnfahrer sollen künftig ihre Räder unterstellen können.

Damit würde das Platzangebot mehr als verdoppelt. Nun sind Rathausverwaltung und das Büro Brennecke am Zug, vor allem um Förderanträge vorzubereiten. Die erste Frist, die bei der Bezirksregierung einzuhalten ist, ist schon der 1. September, und Gauting ist nicht die einzige Gemeinde, die an Geld will. "Wir stehen in großer Konkurrenz", warnte Bürgermeisterin Brigitte Servatius (SPD).

© SZ vom 01.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: