Ärger vor dem Jubiläum:TSV Tutzing fühlt sich von Gemeinde im Stich gelassen

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Der Verein, der 1800 Mitglieder hat, feiert heuer 125-jähriges Bestehen.

Von Otto Fritscher, Tutzing

Es ist nicht nur Feierstimmung, sondern durchaus auch ein bisschen Katzenjammer, der vor dem 125. Jubiläum des TSV Tutzing im Verein herrscht. Der Sportklub mit 1800 Mitgliedern fühlt sich - man darf das so sagen - in den vergangenen Jahren von der Gemeinde Tutzing im Stich gelassen. Und auch jetzt wünscht man sich mehr Unterstützung. Dies wurde bei einem Pressegespräch deutlich, das der TSV-Vorsitzende Ulrich Dillmann und seine Stellvertreterin Karin Goslich am Dienstag in den Räumen des TSV an der Bernrieder Straße führten.

Da ist zum Beispiel der Umstand, dass die Kommune die Benutzungsgebühren für die gemeindlichen Turnhallen an den Schulen kürzlich von 7000 auf 12 000 Euro erhöht hat; oder die Sache mit der Renovierung der Umkleidekabinen im Würmsee-Stadion, die die Fußballer selbst in die Hand nehmen wollten. "Telefonisch habe ich im Rathaus angefragt, ob die Gemeinde vielleicht die Materialkosten übernehmen könnte. Die Antwort lautete: Habt ihr überhaupt schon einen Antrag gestellt?", ärgert sich Bettina Krause - eine der wenigen Fußballabteilungsleiterinnen in Umkreis. "So verleidet man Ehrenamtlichen ihre Tätigkeit", fügt Vereinschef Dillmann hinzu. Er wird bei den Neuwahlen im Sommer nicht mehr antreten. "Zwölf Jahre sind genug, Jüngere müssen ran."

Im Sommer, am Wochenende des 9. und 10. Juni, soll dann auch das 125-jährige Bestehen des 1893 gegründeten Vereins gefeiert werden. Zum einem mit einem Festabend mit einer Gesprächsrunde, die Thorsten Otto moderiert, zum anderen einem Familientag im Stadion unter dem Motto "Spiel und Spaß für die ganze Familie". Und die einzelnen Abteilungen werden im Lauf des Jahres eigene Beiträge liefern, aber das genaue Programm und die Termine stehen noch nicht fest. Die Skiabteilung etwa will ein Stehpaddel-Rennen auf dem See organisieren, dazu kommen Events der Sparten Fußball, Leichtathletik, Tischtennis, Turnen und Volleyball. "Fast 20 Prozent aller Tutzinger sind im TSV organisiert", sagt Dillmann. 70 Übungsleiter bieten jede Woche fast 100 Trainingsstunden an. "Ein breit gefächertes Sportangebot", sagt Vereinsvize Goslich. Finanziell stehe der TSV auf gesunden Füßen. "Von wegen wir sind pleite, wie der frühere Bürgermeister Rudolf Krug gesagt hat", ärgert sich Dillmann noch heute. Die Gemeinde beteilige sich bislang auch nicht an den Kosten des Jubiläums, gibt aber "immerhin" einen jährlichen Zuschuss von 4000 Euro.

Bis nach dem Krieg war der TSV vor allem ein reiner Turnverein. Daran erinnert sich Willi Eisele noch gut, der selbst jahrzehntelang aktiver Turner war. Das Garatshauser Dorf-Unikum ist einziger Träger des Goldenen Ehrenrings des Vereins, hat bei der Organisation der 100-Jahr-Feier kräftig mitgemacht. Ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte war 1979 die Einrichtung der Langlauf-Loipe auf dem Gelände des Golfplatzes Deixlfurt. Vor einigen Jahren hat der Verein ein neues Loipenspurgerät angeschafft. Eigentlich war heuer zum Jubiläum ein Volks-Langlauf geplant, der bislang aber mangels stabiler Schneedecke ausgefallen ist. 1983 fand erstmals der Tutzinger Triathlon statt, 24 Mal in Folge mit bis zu 600 Teilnehmern. Als das Landratsamt die Rennradl-Runde um den Starnberger See untersagte, sank das Interesse auf 200 Teilnehmer, die Veranstaltung wurde eingestellt. "Schade", sagt Dillmann. 2010 kam auch das Ende der Schwimmabteilung, als die Gemeinde das Hallenbad schloss. Der Verein verfügt selbst über zwei Gymnastiksäle und nutzt ansonsten fast sämtliche Turnhallen am Ort. Die Würmseehalle sei "schön, aber mit ein paar baulichen Mängeln". So müssten das Dach und das Vordach erneuert werden. Und was die Sportler besonders ärgert: Die Sportlergaststätte ist zu, wird nun von der JM genutzt. Die Gemeinde habe offenbar keinen Pächter gefunden.

Jetzt führen Ulrich Dillmann und Karin Goslich den 1800 Mitglieder zählenden Verein. (Foto: Georgine Treybal)

Zum Schluss noch dies: "Bei uns als dem Breitensport verpflichteten Verein gibt es keine Doping-Probleme", sagt Ulrich Dillmann, und fügt lachend hinzu: "Aber natürlich weiß ich nicht, was unsere älteren Teilnehmer in den Gymnastikstunden so alles einnehmen."

© SZ vom 28.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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