Abenteuerlustig:Gaudi Rider

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Tutzinger tuckern mit alten Mopeds in einer Gruppe vom Münchner Marienplatz über die Alpen bis nach Rom. Kein Gepäck, kein Italienisch - dafür ist die Stammtischrunde in Lederhosen unterwegs

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Einfach losdüsen, mit dem Moped über die Alpen bis nach Rom - das klingt nach Halbstarken und Roadmovie voller wilder Abenteuer. Eine satte Portion von diesem Freiheitsgeist steckt immer noch in den gesetzten Herren, die vergangene Woche mit ihren kleinen Oldtimer-Maschinen vom Münchner Marienplatz aus nach Italien aufgebrochen sind. Vier Tutzinger waren mit von der Partie. Einer von ihnen ist Florian Schotter, vor wenigen Monaten als CSU-Bürgermeisterkandidat bekannt geworden. Den Polizeihauptkommissar erreicht die SZ auf seinem Handy. Er erzählt, wie die 1000-Kilometer-Moped-Tour nach Rom quasi als Schnapsidee geboren wurde.

Geschafft! In Rom posieren die Mopedfahrer (v. li.) Andreas Weigmann, Claus Reiher, Wolfgang Schießl, Florian Hellmeier, Florian Schotter, Rudi Eder und Michael Schulz stolz vor dem Petersdom. 1000 Kilometer sind ihre Oldtimer-Maschinen gerade in sieben Tagen tapfer durchgeschnurrt. (Foto: privat/oh)

Schotter und die Tutzinger Claus Reiher, Wolfgang Schießl und Andreas Weigmann treffen sich seit Jahren mit Freunden zum Stammtisch im Augustiner Am Platzl. Die "Platzl'a" eint nicht nur die Liebe zum Bier, sondern sieben von ihnen auch die Liebe zu alten Mopeds. Florian Schotter legte sich vor fünf Jahren eine Kreidler Florett, Baujahr '77, zu - "gut in Schuss, einfach eine Freude". Es ist nicht das erste Mal, dass die Stammtischbrüder mit ihren 50-Kubikzentimeter-Maschinen größere Tour machen. Als Ziele steuerten sie schon Kempten, Sterzing und Meran an. So einen ausgedehnten Trip haben die Bonsai-Easy-Rider aber noch nie gewagt. Gut, sich dazu den Reisesegen vom Polizeiseelsorger am Marienplatz abzuholen. Dann starteten vier Kreidler, eine Zündapp, eine Honda Dax und eine Herkules aus der Schnapsglasklasse am 1. Juli Richtung Süden. Viel Gepäck hatten die Jungs nicht. "Das ist ja das Praktische an der Lederhos'n, da brauchst nur Unterhosen zum Wechseln", hebt Schotter ungeahnte Vorteile der Tracht hervor. In Tagesetappen von bis zu 240 Kilometer tuckerte der Tross über Innsbruck, alte Brennerstraße über die Alpen, Kalterer See und Trient nach Riva, in die Po-Ebene hinunter mit einem Abstecher nach Brescello, dem Dorf von "Don Camillo und Peppone". "Darauf haben die Freunde bestanden, weil ich doch Bürgermeisterkandidat war", lacht Schotter, der gern für einen Spaß zu haben ist.

30 Grad, Zypressen, ein Weingut am Hügel und mitten drin in der Toskana der Tutzinger Florian Schotter mit seiner Kreidler Florett, Baujahr 1977. (Foto: privat/oh)

Das Wetter spielt mit: 30 Grad, kein tropfen Regen. Mit maximal 60 km/h geht's gemächlich durch's Land. Sie suchen sich Nebenstraßen, begegnen oft stundenlang keinem Auto. Fünf bis sechs Stunden sitzen die Mopedfahrer auf dem Bock. Bis auf kleinere Reparaturen wie einem ausgehängten Gaszug oder lockeren Schrauben überstehen die kleinen deutschen Zweitakter und die japanische Viertakter-Honda die Herausforderung prima. Quartier wird abends spontan gesucht. "Keiner kann Italienisch von uns. Aber alles kein Problem, wir hatten sofort nette Kontakte", sagt Florian Schotter, der sich vor allem über eine Begegnung freut: "In der Toskana hat uns der Inhaber einer großen Parmesankäserei gesehen. Der war so begeistert von den Mopeds und uns in Lederhos'n, dass er uns spontan eine Führung samt Verkostung spendiert hat." Dann nach sieben Tagen am Samstag die triumphale Einfahrt in Rom. Als Ziel peilen die Sieben den Petersplatz an. Aber Polizisten und Straßensperren verhindern das Vordringen an den Petersdom. Da nützt es auch nichts, dass Schotter als Polizist von Kollege zu Kollege verhandelt. Das Beweisfoto muss vor der letzten Sperre geknipst werden.

Ihre Unterkunft in der Heiligen Stadt verdankte die Gruppe den Tutzinger Missionsbenediktinerinnen. Die Männer durften in deren römischen Feriendomizil übernachten. Zurück verlief die Fahrt weniger spektakulär: Männer und Maschinen rollten im Bus mit Anhänger heimwärts.

© SZ vom 11.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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