Stadtrat:Rathauskarrieren: Der Weg nach oben - und zurück

Aus dem Stadtrat haben es in den vergangenen Jahren zahlreiche Politiker auf gut dotierte Posten bei städtischen Ämtern geschafft. Eine Auswahl.

Von Dominik Hutter

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Quelle: DAH

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CSU: Max Straßer - Gewofag-Chef

Der gebürtige Landshuter und Volljurist war eine komplette und eine angebrochene Amtsperioden lang Mitglied des Münchner Stadtrats - von 2002 bis 2008 und dann wieder von 2014 an. Im November 2016 übernahm der bei den Sitzungen eher unauffällige CSU-Politiker, der bis dahin bei der bayerischen Landesbodenkreditanstalt gearbeitet hatte, einen von zwei Vorstandsposten bei der städtischen Wohnungsgesellschaft Gewofag (den anderen hat Klaus-Michael Dengler inne, der zuvor zahlreiche städtische Spitzenpositionen unter anderem im Planungsreferat bekleidet hat und der offizielle Vertreter der Stadt beim juristischen Kampf gegen den Transrapid war).

Straßer hat im Stadtrat Erfahrung für die neue Aufgabe gesammelt, er war Mitglied im Planungs-, Finanz- und Sozialausschuss, im Bayerischen Städtetag, im Riembeirat und in der fürs neue Wohngebiet Freiham zuständigen Kommission. Auch Einblick in die Gewofag hat der verheiratete Vater dreier Kinder gewinnen können - als stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats.

Dreifachturnhalle an der Grundschule Führichstraße. Das Dach des  Hallenneubaus dient als Pausenhof für das Tagesheim der Schule.

Quelle: Florian Peljak

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SPD: Beatrix Zurek - Stadtschulrätin

Ehrenamtliche Kommunalpolitik hat die frühere selbständige Rechtsanwältin von der Pike auf gelernt: In den Neunzigerjahren saß sie für die SPD im Bezirksausschuss Maxvorstadt. Von 2002 an machte sie 14 Jahre lang Politik im Münchner Rathaus, zuletzt war sie Mitglied im Finanz-, Kreisverwaltungs-, Rechnungsprüfungs- sowie Bildungs- und Sportausschuss. Als stellvertretende Fraktionsvorsitzende nahm sie jedoch eine Art Allrounder-Rolle ein.

Ihre Tätigkeit als Bildungspolitikerin stand in der Öffentlichkeit immer ein wenig im Schatten ihrer Position als Vorsitzende des Münchner Mieterbeirats, die sie auch seit ihrem Wechsel ins Referat für Bildung und Sport noch innehat. Bis heute ist Zurek vor allem als Gesicht des Münchner Mieterschutzes bekannt. Laut dem Bündnisvertrag mit der CSU gehört das Vorschlagsrecht für den Chefposten im Bildungsreferat der SPD, die sich schon Monate vor der Referentenwahl entschieden hatte, den Amtsinhaber Rainer Schweppe nicht wiederzuwählen. Im Sommer 2016 bezog Zurek ihr neues Büro.

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Quelle: Stephan Rumpf

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Grüne: Boris Schwartz - Chef der Markthallen

Als München noch von einer rot-grünen Koalition regiert wurde, galt das Kommunalreferat als Domäne der Grünen. Dort regierte seit 1998 Gabriele Friderich, die zuvor für die Grünen im Stadtrat tätig war (wie übrigens schon ihr Vorgänger Georg Welsch). 2011 wechselte Friderich in den Bremer Senat, als Nachfolger war der Grünen-Stadtrat und Planungsexperte Boris Schwartz auserkoren. Der Kandidat galt auch außerhalb seiner Partei als kompetent und integer, er wurde vom Stadtrat gewählt.

Seinen Posten konnte er dennoch nie antreten. Denn die Regierung von Oberbayern hob die Wahl auf, weil Schwartz die formale Qualifikation fehlte. Ein Fachhochschulabschluss reicht für das Amt des Kommunalreferenten nicht aus, und seine Tätigkeit bei der Olympia-Bewerbungsgesellschaft für 2018 überzeugte die Behörde nicht als Nachweis für eine leitende Position. So stieg Schwartz 2012 eine Ebene tiefer ins Kommunalreferat ein, als Leiter der Markthallen. Der damalige Vize Axel Markwardt, dessen Chef Schwartz eigentlich werden sollte, wurde nun sein Boss.

Wolfgang Heubisch

Quelle: dpa

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FDP: Wolfgang Heubisch - Stadtrat und Ex-Minister

Manchmal funktionieren politische Karrieren auch andersherum. Wolfgang Heubisch, der seit 2014 für die FDP im Münchner Stadtrat sitzt, muss das Rathaus nicht als Sprungbrett für höhere Weihen nutzen - er war bereits Staatsminister. Der heute 70-Jährige betrieb von 1983 bis 2008 eine eigene Zahnarztpraxis in München, zeitweise war er Vorstandsmitglied der Bayerischen Landeszahnärztekammer. Als die CSU bei der Landtagswahl 2008 ihre absolute Mehrheit verlor und eine Koalition mit der FDP eingehen musste, wurde Heubisch Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst. 2013 dann errang nicht nur die CSU ihren Nimbus zurück, die Liberalen scheiterten obendrein an der Fünf-Prozent-Hürde, und Heubisch musste sein Ministerbüro räumen. Für viele überraschend, trat er 2014 als FDP-Kandidat für den Stadtrat an und übernahm mit Engagement sein neues Mandat. Heubisch hat sichtlich Spaß an der Kommunalpolitik, er ist seinen Themen Kunst und Kultur treu geblieben. Zurück in den Landtag zieht es ihn nicht mehr.

© SZ vom 10.01.17/bhi
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