Stadt am Rand:Neue Nachbarn

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Im ehemaligen Musikkorps-Gebäude in Unterhaching sind die ersten Flüchtlinge eingezogen

Von Iris Hilberth, Martin Mühlfenzl, Landkreis München

Eine erneute Belegung von Turnhallen für die Unterbringung von Flüchtlingen im Landkreis München ist vorerst vom Tisch. Wie das Landratsamt mitteilte, können auch die beiden derzeit als Notunterkunft für Asylbewerber genutzten Sporthallen in Haar und Unterschleißheim "bald" wieder dem Schul- und Sportbetrieb zurückgegeben werden. Grund dafür sind weniger die Ende der Woche bekannt gewordenen derzeit zurückgehenden Zuweisungszahlen als vielmehr eine Alternativplanung der Behörden.

So sollen auf dem ehemaligen Airbusgelände in Unterschleißheim Bürocontainer in Unterkünfte für 300 bis 400 Flüchtlinge umgebaut werden, die voraussichtlich Ende März bezugsfähig sind. Zudem will der Landkreis in Unterhaching neben der bereits bestehenden Traglufthalle auf dem Gelände der Bundeswehr zwei weitere kleinere Unterkünfte dieser Art errichten. Diese Traglufthallen werden an einen gemeinsamen Sanitärcontainer angeschlossen und sollen Platz für weitere etwa 400 Menschen bieten. Auch die Traglufthalle in Haar wird laut Landratsamt Mitte Februar, und damit früher als geplant, fertig. Dann könne auch die Turnhalle des Ernst-Mach-Gymnasiums wieder freigegeben werden.

Die Nutzung des Bundeswehrgeländes in Unterhaching für die zusätzlichen beiden kleineren Traglufthallen des Landkreises war durch eine Verhandlung mit der Regierung von Oberbayern möglich geworden. Die hatte ursprünglich vorgesehen, auf dem Areal an der Biberger Straße eine Container-Anlage für eine Erstaufnahmeeinrichtung aufzubauen. Nach Informationen von Unterhachings Rathaussprecher Simon Hötzl soll diese Art der Unterkunft auf diesem Grundstück vorerst um ein Jahr verschoben und so Platz für die Notunterkunft des Landkreises geschaffen werden. Die als Dépendance der Bayernkaserne geplante Erstaufnahme hat dennoch teilweise schon ihren Betrieb in Unterhaching aufgenommen: In direkter Nachbarschaft zu der bestehenden und den geplanten Traglufthallen sind in das umgebaute Gebäude des ehemalige Musikkorps der Bundeswehr am 28. Januar 50 Asylsuchende untergebracht worden. Wie die Regierung von Oberbayern mitteilt, hat das Haus eine Kapazität von 150 bis 180 Plätzen. Betreut werden die Menschen in dieser Unterkunft von der Inneren Mission München. Ob die noch freien Plätze im einstigen Musikkorps-Gebäude ebenfalls für die Erstaufnahme genutzt werden, wisse man noch nicht, bestätigten die Sprecher der Regierung und des Unterhachinger Rathauses, deren Vertreter sich Ende vergangener Woche zu einem Abstimmungsgespräch trafen. Fest steht laut Hötzl allerdings: "Es kommen insgesamt nicht mehr Asylbewerber nach Unterhaching als bereits im Dezember geplant." Damit habe die Gemeinde ihre derzeitige Quote "übererfüllt".

Landrat Christoph Göbel (CSU) äußerte Erleichterung darüber, dass die Turnhallenschließungen zunächst einmal abgewendet werden konnten: "Es hat sich gelohnt, den unbequemen Weg der Alternativenprüfung und öffentlichen Diskussion zu gehen, denn die Belegung von Turnhallen ist denkbar schlechter als jede ordentliche Flüchtlingsunterbringung." Mit Blick auf die reduzierten Zuweisungszahlen mahnte er dennoch, dass die Anstrengungen nicht nachlassen dürften: "Ich rechne nicht damit, dass diese Entwicklung dauerhaft anhält. Die Flüchtlingszahlen werden wieder steigen, und wir müssen weiter daran arbeiten, dass uns die dezentrale Unterbringung im Landkreis gelingt." Er rechne für die kommenden Wochen in fast allen Gemeinden mit konkreten Standorten für Unterkünfte. Mitte Februar werden in Taufkirchen die "Feel Home"-Häuser bezugsfertig. Besichtigt werden kann die Unterkunft am Donnerstag, 11. Februar, um 16.30 Uhr.

© SZ vom 08.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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