Wakeboard Park:Selfie hier, Smalltalk da

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Der Kanadier Raph Derome dominiert den Wakeboard-Wettbewerb. Lokalmatador Dominik Gührs verletzt sich im Training und muss aufgeben.

Von Sebastian Winter, München

Wakeboarder sind auch nur ganz normale Sportler, das hat man unmittelbar im Anschluss an den Wakeboard-Wettkampf am Sonntag beobachten können. Dankbar empfingen die drei Sieger die Magnumflaschen Sekt, öffneten sie, tranken daraus und spritzten damit herum. Der Sieger aus Kanada, Raph Derome, der schon den Best-Trick-Wettbewerb am Samstag gewonnen hatte, kam später nass und glücklich von der Bühne herab: "Ich liebe es immer, in Deutschland zu sein", sagte der Mann aus Coteau du Lac in Quebec. Zuletzt war der 26-Jährige vor zwei Jahren bei einem Contest in Köln gestartet, danach hatte er eine zweijährige Wettkampfpause eingelegt, auch um für seinen Sponsor Werbefilme zu drehen. Nun kam Derome umso stärker zurück, mit 85,48 Punkten bezwang er am Ende hauchdünn Vorjahressieger Guenther Oka (83,42) und Blake Bishop (70,16), die aus dem USA angereist waren. Und das auf einem Kurs, den selbst die besten der zwölf Fahrer als sehr anspruchsvoll beschrieben: "Das war der technisch schwierigste Kurs, den ich je gefahren bin", sagte Derome und übte leise Kritik: "Es waren sehr viele Wechsel von Rail zu Rail, nächstes Jahr wäre etwas weniger davon gut."

Die anspruchsvolle Strecke war am Samstag schon Lokalmatador Dominik Gührs zum Verhängnis geworden, der vergangenes Jahr überraschend in der Qualifikation gescheitert war. Der 28-Jährige verdrehte sich im Training beim Landungsversuch das Knie und konnte Qualifikation und Finale am Sonntag nur auf Krücken verfolgen. Offenbar hat sich Gührs aber nicht schlimmer verletzt, in zwei Wochen, ließ er mitteilen, müsste er wieder auf dem Board stehen können. Nach Platz zwei beim Mash 2016 und dem frühen Aus 2017 bleibt ihm das Pech im Heimwettbewerb allerdings weiterhin treu.

Ansonsten war der Wettbewerb ein großer Erfolg für die Mash-Organisatoren, vielleicht gerade deshalb, weil der Kurs die Athleten so sehr herausforderte. Viele tausend Zuschauer säumten den Olympiasee von allen Seiten, auch das schöne, nicht zu heiße Wetter hatte sie in den Park gelockt. Sie sahen spektakuläre Sprünge auf den Kickern, auch manche unfreiwillige Landung im Wasser, aus dem sich die Fahrer mit ihren Boards dann mühevoll wieder an Land schleppten. Außerdem rutschten die Wakeboarder mit beeindruckender Sicherheit das Herzstück des diesjährigen Wettbewerbs entlang, den 32 Meter langen Spillway Hack, einen schwimmenden Ponton mit mehreren schiefen Ebenen.

Nach Gührs' Malheur blieben die beiden Allgäuer Felix Georgii, der Best-Trick-Gewinner von 2017, und Nico von Lerchenfeld als deutsche Hoffnungen übrig. Sie scheiterten allerdings deutlich als Zehnter und Elfter der Qualifikation an ihrem Ziel, ins Finale der besten Sechs zu kommen. Dagegen gelang Bishop, dem blonden Mann mit den Dreadlocks, erstmals nach Platz vier im Vorjahr der Sprung aufs Podest. "Ich bin so glücklich darüber, auch weil ich supernervös und der Kurs viel härter als letztes Jahr war", sagte Bishop, der nach der Siegerehrung gerne die ganze Welt umarmt hätte. Selfie hier, Smalltalk da, seine Familie stand ein paar Meter weiter. Samt dem Großvater, der Bishop zufolge in Augsburg wohnt. Danach wollte der Sunnyboy nur noch zur Party. Die nächsten Wochen werden für ihn mit Contests in Italien, Österreich, Amsterdam und London ja auch stressig genug.

© SZ vom 25.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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