Wakeboard:Der alte Park vibriert

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Munich Mash überzeugt erneut mit einem stimmigen Mix aus Lifestyle-Fest und Weltklasse-Actionsport. 77000 Zuschauer besuchen das Olympiagelände.

Von Ralf Tögel, München

Die überwölbende Idee bei Munich Mash ist ja, Besucher in den Park zu locken - junge Zuschauer, Familien, Menschen, die in dem historischen Ensemble bislang eher eine Erholungsstätte mit einer feinen Staubschicht sehen. Um diese Menschen vom Gegenteil zu überzeugen, modelliert die Olympiapark München GmbH (OMG) seit nunmehr vier Jahren einen gigantischen Actionsport-Spielplatz in den Park, der wiederum die besten Athleten der Welt nach München locken soll. Man darf konstatieren: Beides ist bestens gelungen. An diesem Wochenende waren die Jogger, Ruhesuchenden und Graugänse eindeutig in der Unterzahl, der Park pulsierte vielmehr an allen Ecken und Enden. Das Angebot passte, Actionsport auf höchstem Niveau zum Anfassen, trendiger Spitzensport gepaart mit der Möglichkeit, in diesen speziellen Kosmos einzutauchen. Denn für die Actionsportler ist ihr Lifestyle elementarer Bestandteil der Performance, Wettbewerb auf höchsten Niveau, aber immer cool, lässig, nah - und ohne Allüren.

Der Wakeboard-Wettbewerb am Sonntagnachmittag war der ideale Schlusspunkt der sportiven Höchsteistungen auf den Brettern und Rädern, obwohl das Superfinale der besten vier ohne deutsche Beteiligung über die Bühne ging. Und gerade die gescheiterten Helden konnten als Beleg für die spezielle Atmosphäre dieser Szene dienen. Dominik Gührs, der Vorjahreszweite aus München, musste vor den Augen seiner Familie und zahlreicher Freunde schon in der Qualifikation am Freitag die Segel streichen. "Ich bin so enttäuscht von mir", gab er sichtlich konsterniert zu Protokoll, am Sonntag war die Enttäuschung weitgehend verarbeitet. "Es ist extrem bitter zuzusehen", sagte er zwar noch, doch immer wieder fand sein Surfer-Lächeln den Weg ins Gesicht. "Jetzt habe ich so richtig Bock - und nächstes Jahr kann es für mich nur besser werden."

In der K.-o.-Runde am Sonntag schied dann auch noch Publikumsliebling und Mitfavorit Nico von Lerchenfeld gegen den Australier Aaron Gunn aus, danach musste in dem Allgäuer Felix Georgii der letzte Deutsche passen. Dabei war er der Erste überhaupt, der einen One-Footer über die riesige Schanze sprang. Georgii stieg vor dem Sprung mit einem Fuß aus der Bindung und schraubte seine zweieinhalb Drehungen in knapp neun Metern Höhe nur einfach am Board fixiert in die Luft, dennoch unterlag er dem US-Amerikaner Blake Bishop. Allerdings mit der zweithöchsten Wertung der gesamten K.-o.-Runde, blöderweise hatte der US-Boy mit der markanten Rasta-Mähne die höchste. Und Georgii? "Pech, dass ich Blake erwischt habe", sagte der 24-Jährige mit einem breiten Grinsen, aber das mit dem Gewinnen "ist mir nicht so wichtig. Der Spaß muss stimmen". Und den Preis für den besten Trick bekam er zudem. Den Wettbewerb gewann der Amerikaner Guenther Oka, vor Gunn und Vorjahressieger Dominik Hernler aus Österreich.

Während für die Sportler der Arbeitstag mit der Siegerehrung zu Ende war, ging das Mash-Fest bis in die späten Abendstunden. Auch hier passte das Angebot bei der vierten Auflage des Festivals, das dieses Mal anstatt der Mountainbiker einen hochkarätigen BMX-Wettbewerb auf dem Coubertinplatz bot - und bis auf die Street-League-Skatebord-Tour war der Eintritt frei. Weil die BMX-Rampe deutlich weniger Platz als der mächtige Mountainbike-Kurs beanspruchte, blieb mehr Raum für das Fest, das gedrängte Geschehen zwischen Eishalle und Turm entspannte sich in Richtung Coubertinplatz. Ein Muster, das im kommenden Jahr wohl fortgesetzt wird, OMG-Geschäftsführerin Marion Schöne zog jedenfalls ein positives Fazit: "Ich bin begeistert, es war eine wirklich schöne Veranstaltung, die nicht nur die jungen Leute in den Park gebracht hat, sondern auch viele Familien, wie man sieht." In der Tat, das Publikum strömte nicht nur in großer Zahl, sondern auch in großer Vielfalt: "Ich denke, es ist für jeden etwas dabei, aber es ist kein Jahrmarkt, sondern man darf nicht vergessen, dass die besten Sportler der Welt dabei waren." Bis 2019 ist das Mash-Spektakel gesichert, angesichts des aktuellen Erfolges ist Schöne nicht beunruhigt, dass es eine Fortsetzung darüber hinaus geben wird. Zumal einige Stadträte und Sportbürgermeisterin Christine Strobl vorbeikamen und sich sehr positiv geäußert hätten, wie Schöne anmerkte.

Das Vorjahresrekordergebnis von 85 000 Zuschauern konnte zwar nicht erreicht werden, auch weil am Sonntag Dauerregen bis Mittag viele Besucher fernhielt. Dennoch kamen wohl insgesamt 77 000 Menschen zum Mash, auch eine sehr beeindruckende Zahl, fand Schöne: "Der Park hat vibriert, was nicht nur an den Bässen der Bands lag."

© SZ vom 26.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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