Volleyball:Volle Halle, leere Bank

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Lohhofs Zweitliga-Frauen scheitern auch wegen ihres dezimierten Kaders an Sonthofen

Von Sebastian Winter, Unterschleißheim

847 Zuschauer waren am Sonntagnachmittag in die neue Halle von Lohhofs Zweitliga-Volleyballerinnen gekommen, "handgezählt", wie SVL-Managerin Richarda Zorn sagt. Eine solche Kulisse hat es seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gegeben bei einem Volleyball-Spiel in Unterschleißheim, nicht einmal beim einjährigen Erstliga-Intermezzo in der Saison 2009/10. Und auch wenn nicht alles zahlende Gäste waren, so blieb doch der Eindruck, dass die neue Arena angenommen wird; dass Lohhof also durch den Umzug auch einen großen Schritt gemacht hat in Richtung Professionalisierung. Genau das verlangt ja der so genannte Masterplan der Volleyball-Bundesliga auch von den Zweitligisten: Dass sie sich bereit machen für den Sprung ins Oberhaus.

Der wichtigste Eckpfeiler steht in Lohhof also seit Anfang dieser Saison, nur gibt es ein Problem: Die Mannschaft, das zeigt sich nach 13 von 24 Spieltagen, kann nicht Schritt halten mit dieser Entwicklung. Das Spitzenspiel gegen Sonthofen verlor sie nach nur einer guten Stunde überraschend deutlich mit 0:3 (15:25, 17:25, 19:25). Schon die ersten Minuten dieses Spitzenspiels des Zweiten Lohhof gegen den Dritten Sonthofen wiesen den Weg, 10:2 führten die Gäste. "Sonthofen hat uns einfach überfahren. Und das haben wir auch danach nicht aus den Köpfen gekriegt", sagte SVL-Trainer Jürgen Pfletschinger.

Nach sechs deutlichen Heimsiegen erlitt Lohhof die erste Niederlage zu Hause in dieser Saison, aber es war mehr als eine bloße Pleite. Nach diesem Spiel war klar, "dass Sonthofen individuell einfach besser ist", wie Marion Mirtl sagt. Die 22-Jährige spielt bis auf Weiteres auf der Annahme-Außen-Position, nach dem Sonthofen-Spiel wurde sie zur wertvollsten Akteurin ihrer Mannschaft gewählt. Zugleich steht Mirtl, die zu Erstligazeiten von Lohhofs damaligem Trainer Benedikt Frank in die Mannschaft hochgezogen wurde, exemplarisch für Lohhofs Sorgen. Denn Mirtl ist eigentlich Lohhofs Libera, sie hilft im Angriff nur aus, weil Lohhof auch in dieser Saison unfassbares Verletzungspech hat.

Abschied: Tamara Zeller (li.) verpasst auch diese Saison wegen ihrer Kreuzband-Verletzung, Libera Marion Mirtl rückt für sie in den Außenangriff. (Foto: Claus Schunk)

Christin Hölzel hat nach ihren anhaltenden Meniskusproblemen wieder mit dem Training begonnen, richtig überwunden ist die Verletzung aber noch nicht. Tamara Zeller, die Lohhofs Führungsspielerin werden sollte, musste sich nach ihrem im Herbst 2013 erlittenen Kreuzbandriss kürzlich einer weiteren Operation im lädierten Knie unterziehen, bis August fällt sie in jedem Fall aus, es ist sogar fraglich, ob sie je wieder Volleyball spielen kann. Und auch Maja Hammerschmidt fehlt Lohhof aufgrund gesundheitlicher Probleme möglicherweise bis zum Saisonende. Drei Stammspielerinnen sind also lädiert. Hölzel fehlt dem SVL auf der Diagonalposition, Hammerschmidt und Zeller im Außenangriff und letztere vor allem in der Annahme. Immerhin hat sich dadurch die erst 17-jährige Juniorin Laura Gentner ins Team gespielt.

Die Annahme funktionierte dennoch nicht mehr gegen Sonthofen, dadurch konnte Lohhof seine größte Stärke, das schnelle Spiel über die Mitte, nicht ausspielen. Und Pfletschinger fehlen mittlerweile die Alternativen auf der Bank. "Wir können den Aderlass der letzten Wochen nicht kompensieren", sagt Lohhofs Coach. Die verhinderte Libera Marion Mirtl findet: "Wir haben mit den Verletzungen wahnsinniges Pech gehabt. An jedem Spieltag haben wir eine andere Situation."

Dass Lohhof im vergangenen Herbst als einziger Zweitligist neben Tabellenführer Straubing die für den Erstliga-Aufstieg erforderliche Vor-Lizenzierung beantragt hat, tritt nun erst einmal in den Hintergrund. Der Schritt war sowieso nur dazu da, das Prozedere kennen zu lernen, ernsthaft an einen Aufstieg schon nach dieser Saison dachte niemand. Nun droht allerdings im Sommer ein größerer sportlicher Umbruch. Die Zukunft der Verletzten ist ungewiss, weitere Spielerinnen werden wohl aus persönlichen Gründen aufhören. Pfletschinger und die anderen Verantwortlichen müssen ein neues Team formen. Vom aktuellen Kader fordert Pfletschinger noch zwei Dinge: "Platz drei - und dass wir wieder leidenschaftlicheres Volleyball spielen."

© SZ vom 20.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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