VfR Garching:Spannungsaufbau

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„Mit dem, was ich draußen veranstaltet habe, wollte ich das 0:1 verhindern“: Daniel Weber sah das Unheil nahen, vermochte es aber nicht aufzuhalten. (Foto: Claus Schunk)

Die Elf von Trainer Daniel Weber liegt gegen Ingolstadt II lange zurück und schafft am Ende doch noch ein Remis. Dennoch schrumpft der Vorsprung auf die Abstiegszone.

Von Christian Bernhard, Garching

Daniel Weber war böse. Doch er war nicht der einzige. Auch seine Spieler waren es - und zwar auf ihn. Der Trainer des VfR Garching veranstaltete im Heimspiel gegen den FC Ingolstadt II am Samstagnachmittag eine knappe halbe Stunde lang ein ziemliches Theater an der Seitenlinie. Weber schimpfte und regte sich immer wieder "fürchterlich auf", wie er selbst eingestand. Er verstummte erst in Minute 28, als Ingolstadts Amar Suljic zum 1:0 für die Gäste traf. "Mit dem, was ich draußen veranstaltet habe, wollte ich das 0:1 verhindern", sagte er hinterher. "Ich habe es aber nicht verhindert. Weil ich meine Mannschaft nicht geweckt bekommen habe."

Bei seinen Spielern kam sein Verhalten der ersten Halbzeit nicht gut an. "Sie waren pissig auf mich. Zu Recht", sagte er. Am Ende des Spiels konnte er darüber lächeln, denn dank Manuel Eisgrubers Treffer zum 1:1 in der vierten Minute der Nachspielzeit holte der VfR noch einen Punkt gegen die auswärtsstärkste Mannschaft der Liga. Das gelang, weil der VfR in der zweiten Halbzeit das schöne seiner zwei Gesichter zeigte. Vor der Pause hatte es aus Garchinger Sicht wenig Gutes zu vermelden gegeben. Die Ingolstädter übernahmen von Beginn an das Kommando, das Spiel fand nahezu ausschließlich in der VfR-Hälfte statt. Webers Plan, die Gäste relativ spät anzugreifen, ging nicht auf, da sie "im Positionsspiel zu gut waren". Dazu kam, dass die Garchinger nicht bereit waren. "Wir waren von der Spannung her nicht da", sagte Weber.

Nach anfänglichen ruhigen Ballstafetten näherten sich die Gäste immer mehr dem Kasten von Garchings Torhüter Marek Große an, der nur deshalb nicht eingreifen musste, weil die Ingolstädter mehrmals aus guter Position über das Garchinger Gehäuse schossen. Webers Unzufriedenheit war dennoch im ganzen Stadion zu hören. "Ich habe geschimpft, weil ich es habe kommen sehen", sagte er hinterher. In Minute 28 trat der von Weber prognostizierte Fall ein. Nach einem feinen Steilpass umlief Amar Suljic Große und schob bequem zum verdienten 1:0 ein. Ingolstadts Ryoma Watanabe hätte danach zweimal das 2:0 nachlegen können (30., 42.). Die erste nennenswerte Garchinger Offensivaktion gab es erst in der 44. Minute, als Innenverteidiger Silas Göpfert nach einem Freistoß aus dem Strafraum-Zentrum am FCI-Tor vorbeischoss.

Manuel Eisgruber erzielt in der vierten Minute der Nachspielzeit den Ausgleich

Nach dem Seitenwechsel begann auch der VfR, Fußball zu spielen. Die großen Strafraumszenen ließen zu Beginn zwar noch auf sich warten, doch er arbeitete sich in die Partie, machte das Spiel breit und beschäftigte die Ingolstädter mit zahlreichen Flanken und Standardsituationen mehr und mehr. "Wir zählen auf unsere Läufe", erklärte Garchings Außenspieler Emre Tunc. Weber fasste es so zusammen: "Mutig, aggressiv, über die Flügel: Das ist unser Spiel."

Die spielerische Leichtigkeit der Ingolstädter war verflogen. "Nach der Pause waren wir nicht auf dem Platz, nur Garching hat gespielt", klagte FCI-Trainer Ersin Demir. "Wir waren tot." Die Gäste verteidigten nur noch, das Gedränge im FCI-Strafraum wurde immer größer. Zehn Minuten vor Spielschluss durchquerte eine flache Hereingabe des eingewechselten Daniel Suck den kompletten Fünfmeter-Raum der Gäste, zwei Garchinger verpassten den gefährlichen Ball nur knapp. In der Nachspielzeit war Eisgruber nach einer Kopfballverlängerung von Mike Niebauer links im Strafraum aber zur Stelle und traf mit einem platzierten Schuss ins lange Eck zum 1:1. Ingolstadts Trainer Demir war froh, dass die Partie dann so gut wie zu Ende war, "sonst hätten wir noch ein zweites kassiert". Weber bedankte sich hinterher bei seinem Trainerkollegen dafür, "dass ihr uns diese zweite Halbzeit ermöglicht habt". Als Memo an sich selbst nahm er aus der Partie mit: "Wir müssen Unruhe verbreiten, wir müssen ekelhaft sein und darüber in unser Spiel kommen."

Am nächsten Spieltag bekommt es der VfR Garching erneut mit einer zweiten Mannschaft zu tun, er tritt am Freitag den 13. beim Tabellendritten 1. FC Nürnberg II an. Für Weber sind die Franken die "wahrscheinlich talentierteste Mannschaft der ganzen Liga. Denen musst du auch die Lust am Kicken nehmen". Die 40 Punkte, die Garching als Tabellenachter auf seinem Konto hat, beruhigen den VfR-Trainer noch nicht, er rechnet damit, dass es 45 oder 46 Punkte für den direkten Klassenerhalt brauchen wird. "In dieser Liga", betonte er, "kannst du dich auf gar nichts verlassen." Er dachte da wohl an Bayreuths 2:0-Sieg gegen Nürnberg, durch den Garchings Vorsprung auf den ersten Abstiegs-Relegationsplatz "nur" noch sieben Punkte beträgt. Weber weiß aber auch: Wenn seine Mannschaft so zu Werke geht wie nach der Pause, "wird uns nichts passieren".

Falls das nicht gelingt, muss er wohl weiterhin das eine oder andere Mal laut werden.

© SZ vom 09.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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