TSV Schwabhausen:Willensstark

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Natalia Mozler, 13, gehört zum vielversprechenden Tischtennis-Nachwuchs des TSV Schwabhausen. Sie will Profi werden - um das Engagement ihrer Eltern mit Erfolg zurückzuzahlen

Von Horst Kramer, Schwabhausen

Eigentlich ist Natalia Mozler ein fröhliches junges Mädchen. Sie lacht gerne, albert herum. Doch sobald die Rede auf Tischtennis kommt, wirkt die 13-Jährige wesentlich reifer, fast schon erwachsen. Sie spricht dann sehr konzentriert und präzise. Natalia ist eines der vielen hochklassigen Tischtennis-Talente des TSV Schwabhausen. Vielleicht eines der größten. Sie ist in Polen zur Welt gekommen, in Jastrzębie Zdrój, 65 Kilometer südlich von Katowice, nicht weit von der Grenze zu Tschechien. Natalia stammt aus einer sehr sportlichen Familie: Vater Jerzey Labus trug einst das Trikot der polnischen Volleyball-Nationalmannschaft, ihr 19-jähriger Bruder Lukasz kickte in der B- und A-Jugend des FC Augsburg und verdient inzwischen sein erstes Geld als Profi bei der Reserve des polnischen Erstligisten GK Katowice.

Vor etwa sechs Jahren zog die Familie nach Deutschland, ins württembergische Ochsenhausen, eine Tischtennishochburg mit Leistungszentrum. "Um meinem Bruder und mir eine gute Sportausbildung zu ermöglichen", sagt Natalia ernst. Gleich in der Nachbarschaft residiert der TSV Herrlingen, auch eine gute Adresse in der deutschen Tischtennis-Landschaft. Der kleine Wirbelwind spielte sich schnell bis in die Regionalliga hoch, die der Frauen, wohlgemerkt. Mehr ging nicht bei den Schwaben. Daher beschloss der Familienrat vor zwei Jahren den sportlichen Umzug der Tochter.

Die Wahl fiel auf Schwabhausen. Dort misst sich die erste Frauenmannschaft in der ersten Bundesliga, das zweite Team ist in der dritten Liga zugange. Der Verein aus dem Dachauer Land genießt einen hervorragenden Ruf, insbesondere, was die Ausbildung angeht. Das ist mit ein Verdienst von Trainer Alexander Yahmed, selbst einst ein erfolgreicher Erst- und Zweitliga-Akteur: Sabine Winter, Eva-Maria Maier, Chantal Mantz und deren Schwester Sarah gingen oder gehen durch seine Schule. Und Natalia Mozler.

"Sie ist ein Riesentalent, ohne Frage", urteilt Yahmed. Ihre größte Stärke sei die Konstanz, das sei ungewöhnlich für dieses Alter. Ebenso ihr Kampfgeist und ihr Siegeswille. "Natalia fragt, sie will, sie tut." Und das trotz der schwierigen äußeren Umstände. Ihre Eltern leben weiterhin in Ochsenhausen. Die 13-jährige Realschülerin pendelt zum Training nach Schwabhausen hin und her: Zweimal wöchentlich mit Vater oder Mutter, jeweils 280 Kilometer hin und zurück. Freitags steigt sie alleine in die Eisenbahn und kehrt erst anderntags heim. Zur Schule geht sie zu weiterhin zu Hause. Ein enormer Aufwand, mit einem klaren Ziel: "Ich will Profi-Spielerin werden." Und aus einem klaren Grund: "Unsere Eltern haben viel aufgegeben für uns." Sie zahlt schon mit ersten Erfolgen zurück: Vor Jahresfrist war sie die erfolgreichste Schwabhauserin bei den bayerischen Meisterschaften der Schülerinnen, mit einem Einzeltitel und zwei zweiten Plätzen im Doppel und Mixed. Bei den Europameisterschaften holte sie mit dem deutschen Team Bronze. Natalias nächste Etappe heißt nun: regelmäßig im Dritt- und bisweilen im Erstliga-Team der Schwabhauser antreten. Zweimal durfte sie dort in der abgelaufenen Saison schon reinschnuppern.

"Nur wenn sie weiter an sich und ihrer Technik arbeitet, dann hat sie eine Chance", sagt Yahmed - es klingt fast wie eine Warnung. Denn Natalia Mozler ist zwar schon einen weiten Weg gegangen: von Polen nach Deutschland, von Schwaben nach Schwabhausen. Doch bis ganz oben ist die Strecke noch länger. Aber sie will es schaffen - und am Ziel immer noch lächeln.

© SZ vom 13.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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