TSV Gräfelfing:Das indische Versprechen

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Trotz Kamal Achanta reicht es für den Aufsteiger TSV Gräfelfing gegen Grenzau noch nicht zum ersten Tischtennis-Bundesligasieg.

Carsten Eberts

Wenn ein Spiel 2:3 endet, erzählt Martin Schauer, "dann fragt man sich natürlich immer, wo der entscheidende Punkt drin gewesen wäre". Der Manager des Tischtennis-Erstligisten TSV Gräfelfing klingt keinesfalls enttäuscht, wenn er über die knappe Bundesliga-Niederlage vom Sonntag gegen den TTC Zugbrücke Grenzau spricht. Am ehesten hätte vielleicht Gabriel Stephan noch einen Punkt holen können, der beim 1:3 gegen den Tschechen Tomas Pavelka immerhin einen Satz gewann; oder das abschließende Doppel mit Gabriel Stephan und Stefan Frasch, das im zweiten Satz bereits 10:6 führte, ihn dennoch abgeben musste. "Grenzau ist normalerweise ein sicherer Kandidat für die Playoffs", sagt Schauer. "Meiner Meinung nach war das ein Riesenauftritt von uns."

"Weltklasse":  Kamal Achanta, Gräfelfings neue Nummer eins. (Foto: Franz-Xaver Fuchs)

Ähnlich sahen das auch die 410 Zuschauer in der kleinen Gräfelfinger Turnhalle, die beim ersten Heimspiel der Saison erwartungsgemäß zu platzen drohte. Sie sahen vor allem einen starken Kamal Achanta, Gräfelfings neue Nummer eins aus Indien, der schon bei der Auftaktniederlage in Plüderhausen zwei Einzelpunkte holte. Auf Achanta war auch diesmal Verlass: Die Nummer 40 der Weltrangliste bezwang erst den Japaner Kenji Matsudaira 3:0 (11:8, 11:8, 13:11) und sorgte dann für Jubelstürme, als er den Österreicher Robert Gardos nach unglücklichem Beginn noch 3:1 (11:13, 13:11, 11:6, 11:9) besiegte und zum 2:2 ausglich. "Kamal hat unseren Fans absolutes Weltklassetischtennis geboten. Wir sind alle sehr glücklich, ihn für Gräfelfing spielen zu sehen", lobt der ehemalige Spieler und heutige Gräfelfinger Delegationsleiter Daniel Demleitner.

So scheint sich für den TSV zu bewahrheiten, was Manager Schauer vor Saisonbeginn prognostizierte: Zum einen, dass der finanzschwache Aufsteiger aus dem Westen Münchens in der Bundesliga nicht chancenlos ist. Zum anderen, dass Achanta als Nummer eins gegen die meisten Mannschaften in der Lage ist, seine beiden Einzel zu gewinnen. Jedoch auch, dass einer der anderen Gräfelfinger Spieler einen exorbitant guten Tag erwischen muss, damit es für den ersten Bundesligasieg des TSV überhaupt reichen kann. "Dass Kamal seine Spiele gewinnt, ist mehr oder weniger Voraussetzung", sagt Schauer: "Doch für uns kommen noch andere Gegner, die eher auf unserer Höhe sind." Dann kann Gräfelfing auch wieder auf seine Nummer zwei Nico Christ bauen, der gegen Grenzau wegen seines Starts beim DTTB-Ranglistenturnier in Höchst fehlte. Ob mit Christ der Sieg drin gewesen wäre? "Zu 99,9 Prozent nicht", sagt Schauer, "dafür war Grenzau einfach zu stark".

Der Spielplan will es, dass Gräfelfing schon an diesem Dienstag auf eine dieser Mannschaften trifft, gegen die ein Sieg schon eher machbar sein sollte: Im DTTB-Pokal gegen den TTC Ruhrstadt Herne (19 Uhr, Turnhalle in der Hubert-Reissner-Straße), der wie Gräfelfing in der Liga noch ohne Punktgewinn ist. "Der Pokal ist für uns genauso wichtig", sagt Schauer, aus zwei Gründen: Mit einem Sieg gegen Herne könnte der TSV zum einen den Vorjahrescoup wiederholen und ins Viertelfinale einziehen. Zum anderen bekäme Gräfelfing dort einen weiteren Auftritt bei Rekordmeister Borussia Düsseldorf geschenkt, "was für uns Anreiz genug sein sollte", glaubt Schauer. Nico Christ ist gegen Herne zwar wieder fit; das heißt jedoch nicht automatisch, dass er auch an Nummer zwei rückt. Schauer sagt: "Wer hinter Kamal spielt, macht die Mannschaft unter sich aus. Da rede ich nicht rein."

© SZ vom 19.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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