SV Pullach:Zur Not spielt der Busfahrer

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Platz da! – Pullachs Stürmer Lukas Dotzler verschafft sich Raum, zu einem Tor gegen Traunstein reicht es jedoch weder für ihn, noch für einen seiner Kollegen. (Foto: Robert Haas)

Die schlechte Phase setzt sich gegen Traunstein fort. Coach Schmöller gehen die Leute aus.

Von Matthias Schmid, Pullach

Frank Schmöller lehnte gerade lässig an der Wand des Klubhauses, als er das entscheidende 0:1 in der 86. Minute miterleben musste. Der Cheftrainer des Bayernligisten SV Pullach hatte das Spielfeld eine Viertelstunde vor dem Ende verlassen müssen. Ein Disput mit dem Schiedsrichter Matthias Zacher ("Dann pfeif' anständig") war der Hinausstellung vorausgegangen. "Ich bin schon häufiger mit ihm aneinandergeraten", schimpfte Schmöller nach der Niederlage am Samstag gegen den Tabellenvorletzten SV Chiemgau Traunstein. Der 51-Jährige war noch so aufgebracht, dass er verbal nicht abrüsten wollte, obwohl er wusste, dass ihm das eine Geldstrafe einbringen dürfte. "Der Schiedsrichter hat gepfiffen wie ein Vogel", fügte Schmöller hinzu. Es gab mehrere Szenen, die ihn erzürnten.

Zum Beispiel als sein Verteidiger Alexander Probst von seinem Gegenspieler niedergerissen wurde (55.). Weil sich das im gegnerischen Strafraum zutrug, hätte es nach seiner Meinung Elfmeter geben müssen. "Das war ein klares Foul", hob Schmöller hervor. Aber der ehemalige Erstligaspieler ist Sportsmann genug, um die Niederlage gegen den Abstiegskandidaten nicht an der Schiedsrichterleistung festzumachen. Dem Tabellendritten fehlt gerade im Spiel nach vorne die Entschlossenheit, die Präzision und Raffinesse, um als Sieger den Rasen zu verlassen. Nach zuletzt zwei Unentschieden folgte nun gegen Traunstein sogar die dritte Saisonniederlage. Schmöller vermisst vor allem Leichtigkeit und Esprit. "Das sieht bei uns gerade in der Offensive alles ein bisschen schwerfällig und ideenlos aus", gibt er zu.

Nachdem er in Wolfratshausen (1:1) noch die Einstellung seiner Spieler kritisiert hatte, war Schmöller diesmal vom Arbeitsethos angetan. Engagiert traten die Pullacher in der Tat auf, sie kombinierten sich bisweilen auch ganz hübsch durchs Mittelfeld. Aber irgendwie will es mit dem Torschießen nicht klappen, sie spielen in den letzten 30 Metern meistens zu umständlich, harmlos wie eine Bambini-Mannschaft. "Wir müssen ein Tor auch mal erzwingen", sagt Schmöller. Er wünscht sich deswegen mehr Flachschüsse aufs Tor. Denn die Abschlüsse seiner Spieler gingen meistens so weit drüber, dass ein Ersatzball ins Spiel geworfen werden musste, weil die Ballsuche so viel Zeit beanspruchte.

Nach einem herrlichen Kopfball von SVP-Kapitän Andreas Roth aufs lange Eck verhinderte das Lattenkreuz das 1:0 (73.). "Wären wir da in Führung gegangen, hätten wir sie auseinandergenommen", sagte Roth. Doch es kam anders, der zweite gelungene Angriff der Gäste in der zweiten Hälfte führte zum Siegtreffer. Alexander Schlosser köpfelte ins Tor, nachdem Franz Eyrainer ungehindert von der rechten Seite hatten flanken können.

Wie sie den "kleinen Negativlauf", wie Schmöller die drei Spiele ohne Sieg nennt, beenden können, weiß er auch nicht so genau. "Wir versuchen alles, müssen jetzt endlich den Bock umstoßen." Schon am Mittwoch (18 Uhr) geht es daheim gegen den FC Ismaning weiter, das ist das Tröstliche in den englischen Wochen, die nun anstehen. Nur verletzen darf sich niemand, im Moment hat Schmöller aufgrund verletzter und gesperrter Spieler kaum Wechselmöglichkeiten. Fällt noch einer aus, "dann muss ich unseren Busfahrer aufstellen." Seinen feinen Humor hat Schmöller noch nicht verloren.

© SZ vom 16.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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