Städteolympiade:Ein Hauch von München '72

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Rund 500 Nachwuchssportler aus verschiedensten Sportarten starten bei der 14. Auflage des Jugendwettbewerbs in München.

Von Nico Horn, München

Der Wettkampftag begann mit einem kleinen Eklat - oder zumindest mit etwas, das auf der großen Sportbühne das Zeug zu einem mittelschweren Skandälchen gehabt hätte. Denn als am Samstagvormittag 500 junge Athleten, Fahne und Feuer im Münchner Olympiastadion anwesend waren, fehlten zur Eröffnung der 14. Städteolympiade nur noch ein paar einleitende Worte von Michaela Regele, der Vorsitzenden der Münchner Sportjugend (MSJ). Doch statt die Städteolympiade amtlich einzuleiten, sprach Gastgeberin Regele folgenden Satz: "Die Wiesn ist eröffnet."

Alles natürlich nur ein Spaß, eine Wette, wie die Organisatorin später klarstellte. Auch wenn viele der Jugendlichen auf der Tribüne der ehrwürdigen Sportstätte von 1972 den Witz offensichtlich nicht verstanden, so passte diese Lockerheit doch zum Event. Schließlich war man nicht auf der allergrößten Sportbühne - die Winterspiele fanden in diesem Jahr ja bekanntlich in Südkorea und nicht in der Landeshauptstadt statt - sondern bei einem eintägigen Wettkampf zwischen den Jugendlichen aus neun deutschen Städten. Unter anderem Stuttgart, Dresden und Leipzig schickten Nachwuchsathleten im Alter zwischen 13 und 15 Jahren. In insgesamt sieben Disziplinen traten sie gegeneinander an: Judo, Leichtathletik, Tischtennis, Streetball (Basketball auf einen Korb im Modus 3-gegen-3), Feldhandball und Fußball-Mixed (6-gegen-6 mit mindestens drei Mädchen pro Team).

"Die Städteolympiade war ein klitzekleiner Ersatz für die Winterspiele", sagte Regele im Anschluss an die Eröffnungsfeier. Vor drei Jahren hatte man sich bei der MSJ dazu entschlossen, sich um die Austragung der Veranstaltung zu bemühen. Nach zwei Jahren Organisation und mit der Unterstützung der Stadt war die Bühne bereit für die Gäste aus weiten Teilen der Republik. Da störte es auch nicht, dass das Sportfest der Jugendlichen nun schon zum 14. Mal unter dem falschen Namen firmierte: Eine Olympiade ist ja eigentlich der Zeitraum zwischen den Veranstaltungen; genau genommen müsste es also heißen Olympische Spiele der Städte.

Den Nachwuchssportlern war derlei Wortklauberei herzlich egal, sie freuten sich einfach über die seltene Chance, an einer Veranstaltung dieser Dimension teilnehmen zu können. "Ich wollte schon immer bei so einem großen Event dabei sein", sagte etwa Emilio Kah, 14, der für München im Tischtennis antrat. Sein Teamkollege vom FC Bayern München, Paul Haenel, ebenfalls 14, pflichtete ihm bei: "Man trifft hier auf ziemlich viele Gleichaltrige - es ist einfach cool hier."

Für die beiden Tischtennisspieler war es aber nicht nur das Sportliche, das den Reiz der Städteolympiade ausmachte. Es war speziell die Gemeinschaft, die sie beeindruckte. Denn ein Großteil der Sportler verbrachte nicht nur den Wettkampftag miteinandern, sondern bereits den Abend davor. Die Athleten aller angereister Städte kamen nämlich gemeinsam im Anton-Fingerle-Bildungszentrum in Giesing unter. Dort fand dann auch im Anschluss an die Anreise ein gemeinsames Abendessen und eine Willkommensveranstaltung statt. Auch das fanden Haenel und Kah selbstverständlich "cool".

Die Tischtennis-Teams aus München und Frankfurt holen zusammen Silber

Allein die frühe Aufstehzeit genossen die Schüler nicht wirklich - bereits um kurz vor 6 Uhr ("sehr früh") seien sie aus den Betten gekrochen. Von Müdigkeit war bei den Münchnern dann aber nichts zu merken: Sie belegten den zweiten Platz im Tischtennis. Möglich machte dies eine spontan geschlossene Städtefreundschaft zwischen Frankfurt und München. Denn die beiden Metropolen hatten nur männliche Spieler zum Tischtennis entsandt, für ein Team waren aber vier Mädchen notwendig; sodass man sich spontan zu einem Mixed-Team zusammenschloss und gemeinsam Silber gewann.

Ein solcher Sportsgeist war ganz im Sinne der Verantwortlichen des MSJ, hatten sie doch explizit betont, dass es ums Miteinander und nicht das sportliche Gegeneinander ging. Aus diesem Grund gibt es bei der Städteolympiade auch keine Medaillenspiegel - anders als beim großen Olympia. Das wird in absehbarer Zeit sowieso nicht mehr im Olympiastadion oder einem anderen Fleck Münchens zu sehen sein. Wenigstens den alten Geist von 1972 brachte die Städteolympiade zurück in den Olympiapark.

© SZ vom 09.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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