SpVgg Unterhaching:Tagesordnungspunkt Copado

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Eine Woche vor der Mitgliederversammlung beschäftigt den Drittligisten die angebliche Demission ihres Sportdirektors Francisco Copado.

Andreas Liebmann und Johannes Schnitzler

Von Andreas Liebmann

Da läuft doch was? Trainer Klaus Augenthaler (Mitte) und Sportdirektor Francisco Copado (rechts) sind bei der SpVgg umstritten. Vereinsinterne Kritiker sagen, beide stünden einem Neuaufbau im Weg. (Foto: Claus Schunk)

und Johannes Schnitzler

- Die SpVgg Unterhaching weiß, wie man eine Jahreshauptversammlung spannend ankündigt. Am Donnerstag steht das Treffen der Mitglieder an, vor dem die Vereinsführung ohnehin Bammel haben dürfte. Nun muss der Fußball-Drittligist wenige Tage zuvor auch noch Medienberichte dementieren, er habe sich vom umstrittenen Sportdirektor Francisco Copado getrennt. Und das ist keineswegs das einzige Indiz dafür, dass es im Verein weiterhin brodelt.

"Es gibt keine Entscheidung des Präsidiums, dass wir uns von Copado trennen", sagte Klubchef Engelbert Kupka am Freitag, "bis gestern Nacht hat er sich für uns um Verträge gekümmert und wird das auch in den nächsten Tagen tun." Zu Spekulationen werde der Verein keine Stellung beziehen, teilte die SpVgg in einer Presseerklärung auf ihrer Homepage mit, erst zur Mitgliederversammlung werde das Präsidium "alle bestehenden Fragen beantworten". Copado selbst gab sich auf Nachfrage verwundert über die Meldung, er sei nicht mehr für die sportlichen Belange der SpVgg zuständig: "So etwas war bei uns nie ein Thema, ich mache weiter meinen Job." Auch über die Jahreshauptversammlung hinaus werde er Sportdirektor bleiben, versicherte der Schwiegersohn des Vereinsmäzens Anton Schrobenhauser.

Selbst ohne eine Personalie Copado dürften den Mitgliedern die Themen am Donnerstag (19 Uhr, VIP-Haus) nicht ausgehen. Kostspielige Fehleinkäufe werden aufzuarbeiten sein, die Entlassungen, Entmachtungen oder Rücktritte der Manager Ralf Bucher, Norbert Hartmann und Erich Meidert, der Rauswurf des Trainers Ralph Hasenhüttl, der Rückzug des Hauptsponsors Generali, der geplatzte Deal mit dem vermeintlichen Investor Franco Levis, die im Oktober mühsam abgewendete Insolvenz oder die mangelnde Transparenz des Vereins, dessen Öffentlichkeitsarbeit oft ausbaufähig wirkte. Eine lange Liste für nur ein Jahr, vielmehr: für die Monate seit März, als Schrobenhauser den Verein umkrempelte. Womöglich wird auch sein Wirken hinterfragt werden - als Schatzmeister muss er ja die Kassenlage referieren.

Womöglich setzt sich am Donnerstag dann auch öffentlich eine Diskussion um die Zukunft der SpVgg fort, die intern längst im Gang ist. Zum Beispiel darüber, ob der Drittligist einen Sportdirektor Copado braucht oder nicht eher einen, der Talente aus dem Pool der Nachwuchsteams künftig besser an die erste Mannschaft heranführt. Schrobenhauser soll sich darüber mit Manfred Schwabl, dem Koordinator für den Amateur- und Jugendbereich, ausgetauscht haben. Dem Vernehmen nach gibt es Bestrebungen, im Präsidium eine Art Mentor für den eigenen Nachwuchs zu installieren. Nicht zuletzt, weil sich die Trainer der Jugendmannschaften angeblich darüber beklagt haben, Cheftrainer Klaus Augenthaler schenke ihren Belangen zu wenig Gehör; für einen Neuanfang mit talentierten Nachwuchskräften sei der Weltmeister von 1990 nicht der richtige Mann.

Dieses Ziel ist nun übrig geblieben von der kurzen Utopie des Aufstiegs in die zweite Liga: Um den verschuldeten Verein zu sanieren, soll es künftig keine großen Transfers mehr geben, sondern eine Rückbesinnung auf den eigenen Nachwuchs. Im Zuge dieser Neuorientierung prallen hinter den Kulissen offenbar die Verfechter des Breiten- und des Leistungssportgedankens aufeinander, werden keineswegs nur die Personalien Copado und Augenthaler diskutiert, sondern auch die Kernfrage: Kann - oder muss - sich die SpVgg Unterhaching vor diesem Neubeginn von ihrem mächtigen Mäzen lösen? Im Umfeld wird weiterhin sowohl kolportiert, Copado sei bereits abgesetzt worden, als auch, er sei zurückgetreten - die aktuellen Dementis legen nahe, dass der Richtungsstreit noch nicht entschieden ist. Die Frist bis zur Mitgliederversammlung ist kurz, vielleicht kommt es dort zum Showdown.

Bei den laufenden Bemühungen, Teile des aktuellen Kaders zu Geld zu machen, deutet sich derweil ausgerechnet ein Verkauf des jungen Stürmers Mijo Tunjic, 22, an. Wie Augenthaler bestätigt, habe der Kollege Hermann Gerland bei der Suche nach Stürmern für den FC Bayern München II bei ihm angeklopft. Was Copado nicht allzu gerne hört: "Das ist ein Spieler, den wir nicht abgeben wollen", sagt er. Schließlich ist er - noch - im Amt.

© SZ vom 11.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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