SpVgg Unterhaching: Mäzen Schrobenhauser:Der Verein ist er

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Humorvoll und warmherzig - aber auch gewieft und schwer greifbar: Bauunternehmer und Mäzen Anton Schrobenhauser hat die SpVgg Unterhaching über Jahre geprägt. Jetzt droht seinem Klub die Insolvenz.

Stefan Galler

Sein Verein kämpft ums Überleben. Sein Verein, das ist durchaus wörtlich gemeint. Anton Schrobenhauser kann getrost als derjenige bezeichnet werden, dem die SpVgg Unterhaching gehört. Er hat sie - als Erbe seines Vaters - zu dem gemacht, was sie heute ist. Ein angesehener Profifußballklub, der vor zehn Jahren die Deutsche Meisterschaft entschied. Nun droht die Insolvenz und Schrobenhauser schweigt. Zumindest öffentlich. Er ist nicht zu sprechen, Anfragen verlaufen ergebnislos.

Er hat die Spielvereinigung zu dem gemacht, was sie heute ist. Derzeit hält sich der Bauunternehmer Anton Schrobenhauser aber lieber im Hintergrund, Interview-Anfragen bleiben ergebnislos. Dem Unterhachinger Profifußballklub droht die Insolvenz. (Foto: Johannes Simon)

Es hat einmal eine Zeit gegeben, in der sich Schrobenhauser regelmäßig mit Journalisten unterhielt, in der man ihn sogar auf dem Handy erreichen konnte. Es war die kurze Phase, als er selbst und unmittelbar für die sportlichen Belange verantwortlich zeichnete. Als Teamchef in Funktion eines Trainers sprang er im Frühjahr 2002 ein, als die SpVgg im Abstiegsstrudel der 2.Liga zu versinken drohte. Fünf Spiele lang betreute er die Kicker - der Erfolg fiel deutlich geringer aus als jener, den er in seinem Hauptberuf als Bauunternehmer für gewöhnlich hat: Haching stieg damals ab.

Seither hört man Schrobenhauser, den Tausendsassa, nur noch bei offiziellen Anlässen sprechen: bei Charity-Events in seiner Funktion als Stiftungsgründer der Initiative "Kids to Life" und, einmal im Jahr, bei der Jahreshauptversammlung der Hachinger Fußballer, wenn er als Schatzmeister seinen Kassenbericht abliefert.

Schatzmeister, ein Wort, das das Klingeln von Talern wie in Onkel Dagoberts Geldspeicher suggeriert. Und zumindest im Unternehmen des 55-Jährigen, der Firmengruppe Schrobenhauser, wird weiterhin gut Geld verdient - jedenfalls lässt sich das anhand der zahlreichen Projekte, die er in Unterhaching und neuerdings auch in Poing im Landkreis Ebersberg anschiebt, vermuten.

Derzeit ist ein Grundstückstausch mit der Gemeinde Unterhaching auf dem Weg: Schrobenhauser bekommt das begehrte Areal einer Grundschule im Ortsteil Fasanenpark und stellt der Kommune im Gegenzug ein Grundstück auf der von ihm seit Jahren eifrig bebauten "Stumpfwiese" am Ortsrand zur Verfügung. Kritiker sprechen von einer Bevorzugung des örtlichen Unternehmers.

Dem widerspricht Bürgermeister Wolfgang Panzer: "Schrobenhauser zahlt bei uns Gewerbesteuer und bietet Arbeitsplätze an", so der Rathauschef. Zudem begleiche der Bauunternehmer bei diesem Tauschgeschäft sehr wohl den Wertunterschied zwischen den Objekten - rund 9,5 Millionen Euro. Es ist anzunehmen, dass Schrobenhauser keineswegs auf diesen Kosten sitzenbleibt, sondern ein Geschäft daraus wird - bis zu 200 Wohneinheiten wird er auf dem bisherigen Schulgelände bauen.

Der Bauunternehmer ist gut vernetzt, sitzt seit 2006 nach 18-jähriger Pause wieder für die CSU im Gemeinderat und hat viele einflussreiche Freunde, nicht nur in der eigenen Partei, nicht nur, aber vor allem in Unterhaching. Dort gilt er als Strippenzieher, der hinter den Kulissen agiert, andere für sich reden lässt und die Entscheidungen doch zumeist in Eigenregie trifft.

Im Gemeinderat trat zuletzt mit Richard Raiser der Sportreferent für Schrobenhauser in die Bütt, argumentierte leidenschaftlich für eine finanzielle Unterstützung des Fußballvereins durch die Kommune - während Schrobenhauser ohne eine Miene zu verziehen im Plenum saß. Der Macher gibt sich keine Blöße, er ist und bleibt nicht greifbar - vielleicht eines seiner Erfolgsgeheimnisse.

Bei der SpVgg Unterhaching ist es vor allem Klubpräsident Engelbert Kupka, der in der Öffentlichkeit seine Interessen vertritt. Kupka geißelt die schlechte finanzielle Ausstattung der Drittligavereine durch den DFB, er verkündet Trainerentlassungen und präsentiert neue Spieler.

Doch die Verbindung zwischen Kupka und Schrobenhauser ist keineswegs auf den Fußball beschränkt. Die Allianz hat ihren Ursprung in der tiefen Freundschaft Kupkas mit Schrobenhausers Vater Anton. Der hatte die vom Großvater in den dreißiger Jahren gegründete Baufirma einst zu einem prosperierenden Unternehmen ausgebaut. Anfang der siebziger Jahre prägte die Firma mit den neu gebauten Eigenheimsiedlungen in der Grünau und in der alten Ortsmitte das neue Bild der Gemeinde. Bürgermeister war damals Engelbert Kupka, der Schrobenhauser senior 1973 als Präsident der SpVgg ablöste, während der Bauträger das Amt des Schatzmeisters übernahm und die Bobsparte des Sportvereins als Aktiver und Geldgeber auf Vordermann brachte.

Als Torwart-Talent beim FC Bayern

Als Schrobenhauser senior im Alter von 50 Jahren bei einem Feuerunfall auf einem Sonnwendfest 1982 ums Leben kam, stand die gesamte Kommune unter Schock. Sein Sohn Anton war damals erst Mitte 20, ließ jedoch bereits seine Karriere als Torwart beim damaligen Bayernligisten Unterhaching ausklingen. Er hatte einst als großes Talent gegolten, in der Jugendnationalmannschaft gespielt und zwischen 1977 und 1979 dem Profikader des FC Bayern angehört - als dritter Mann hinter Sepp Maier und Walter Junghans. Doch fortan galt es für den Thronfolger, die Rolle seines Vaters auszufüllen, sowohl in der Firma, als auch in der Gemeinde und bei der SpVgg.

Er baute sein geschäftliches Imperium weiter aus, ermöglichte zudem den Fußballern den Aufstieg bis in die Bundesliga. Seither geht es mit dem Verein jedoch langsam aber stetig bergab. Deshalb dürfte die aktuelle finanzielle Krise des Klubs den Mäzen zwar tief treffen, aber nicht wirklich überraschen. "Einen Schatz habe ich hier noch nie zu verwalten gehabt", sagte er vor ein paar Jahren. Zumeist aber galt in der jüngeren Vergangenheit ein anderes Bonmot Schrobenhausers, aufgeschnappt bei einer Hauptversammlung der SpVgg: "Wir haben besser gewirtschaftet als Fußball gespielt."

Humorvoll, freundlich, ja sogar warmherzig - so beschreiben Leute, die ihn gut kennen, den 55-Jährigen. Dazu passt sein soziales Engagement: 2002 rief er die Initiative "Kids to Life" ins Leben und stellte der Stiftung ein großes Freizeitgelände zur Verfügung. Der damalige Bürgermeister Erwin Knapek war tief gerührt: "Ich habe als Bürgermeister niemanden kennengelernt, der die im Grundgesetz geregelte Verpflichtung des Eigentums so in die Tat umsetzt." Die Leiterin eines von "Kids to Life" unterstützten Kinderheims, ergänzte: "Herr Schrobenhauser, Sie sind ein Segen für uns."

Unmittelbar neben dem "Stiftungsgelände" an der Ottobrunner Straße hat sich der Unternehmer sein privates Domizil gebaut. Auf dem rund 6000 Quadratmeter großen Gelände wohnt auch Francisco Copado, ein früherer Fußballprofi, der in seiner Zeit bei der SpVgg Unterhaching Schrobenhausers Tochter Eva kennenlernte. Mittlerweile sind die beiden verheiratet, und der als Fußballer wegen Disziplinlosigkeiten oftmals umstrittene Copado gilt als einer der wichtigsten Vertrauten seines Schwiegervaters.

Ebenso wie Karl-Heinz Wildmoser junior, der Sohn des im Juli verstorbenen Gastronomen und ehemaligen Präsidenten des TSV 1860. Seit 1992 hatten Schrobenhauser und er geschäftlich miteinander zu tun, damals gründeten sie eine Firma, die in Ostdeutschland am Immobilien-Boom nach der Wiedervereinigung teilhaben wollte. Das Projekt hatte nicht den erhofften Erfolg, doch die beiden Geschäftsführer blieben befreundet. Als Wildmoser junior wegen der Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit dem Bau der Allianz Arena Ende 2004 angeklagt wurde, unterstützte ihn Schrobenhauser bei der Finanzierung des Prozesses.

Peter Gauweiler, einer der Anwälte Wildmosers, bestätigte dies damals indirekt: "Jedem muss klar sein, dass sich Herr Wildmoser das Geld zusammensuchen muss." Nach der Verurteilung blieb der mächtige Unterhachinger dem Freund gewogen und half ihm nach seiner Haftentlassung 2008 wieder auf die Beine. Und als Schrobenhauser diesen August auf Ibiza zum zweiten Mal heiratete, war Wildmoser sein Trauzeuge.

Angeblich soll "Heinzi", so Wildmosers Spitzname, auch den Kontakt zu Franco Levis hergestellt haben, jenem dubiosen Geschäftsmann, der sich als neuer Großsponsor der SpVgg angedient hatte und auf dessen Geld der Verein seither wartet. Nun kommt es auch auf Schrobenhauser an, ob eine Pleite noch verhindern werden kann. Fragt sich, wie viel es ihm wert ist, den Klub, der gleichermaßen sein eigenes sportliches Lebenswerk und das seines Vaters darstellt, nicht vor die Hunde gehen zu lassen.

© SZ vom 27.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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