Snowboard-Weltcup:Nur nicht grübeln

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Der Aschheimer Patrick Bussler, 31, hat sich auf den Snowboard-Weltcup im österreichischen Bad Gastein reichlich unkonventionell vorbereitet. (Foto: dpa)

Nach zwei enttäuschenden Auftaktrennen sucht der Aschheimer Patrick Bussler in Bad Gastein Anschluss an die Spitze. Vor einem Jahr war er dort Dritter

Von Ralf Tögel, München

Patrick Bussler war beim Wandern. An sich keine aufsehenerregende Nachricht. Bedenkt man aber, dass der Aschheimer Deutschlands bester Snowboarder ist und derzeit eigentlich viel Zeit im Schnee verbringen sollte, gewinnt dieser Satz dann doch an Bedeutung. "Ich war auf der Kampenwand", erzählt Bussler also, "mit einem Freund". Man habe den Gipfel recht flott erreicht, sagt der 31-Jährige, der die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr mangels Schnee für Konditionstraining genutzt hat. Vielleicht hat ihm der herrliche Blick von der knapp 1500 Meter hohen Kampenwand auf die gewaltige Kette der Zentralalpen mit Großglockner, Großvenediger und Wildem Kaiser den Kopf ein wenig freigeblasen, denn der Aschheimer ist ein Typ, der viel grübelt. Auch jetzt, denn der Saisonauftakt ist alles andere als nach Wunsch verlaufen.

"Die ersten beiden Weltcups waren eine ziemliche Pleite", gibt Bussler zu, dem 30. Platz in Carezza folgte Rang 19 in Cortina d'Ampezzo, beides weit von Busslers Anspruch entfernt. Bussler hat zwar einen Winter ohne Großereignis wie Weltmeisterschaft oder Olympische Spiele vor sich und muss folgerichtig auch keine Ergebnisse für eine Qualifikation liefern. Ziele aber hat er dennoch, er will sich unter den besten Zehn im Weltcup etablieren. Ein Ansinnen, das angesichts des vierten Rangs bei den Spielen von Sotschi 2014 keinesfalls vermessen ist. Freilich sind die beiden aktuellen Weltcups in Italien nach dem gleichen Muster in die Hose gegangen: "Ich habe in der ersten Qualifikation einen Fehler gemacht, den ich dann nicht mehr gutmachen konnte." Warum er aber "weit hinter den eigenen Erwartungen" zurückblieb, weiß Bussler selbst nicht.

Es gibt ein paar Erklärungsansätze, etwa, dass er bislang ausschließlich auf Kunstschnee trainieren konnte. Dass er zum ersten Mal "über Weihnachten kein einziges Mal" auf dem Snowboard stehen konnte. Bussler habe noch keinen derart "trockenen Winter" wie diesen erlebt, für gewöhnlich sei spätestens zur Jahreswende Naturschnee in ausreichender Menge vorhanden gewesen. Dem steht indes sein gutes Gefühl entgegen, denn Bussler konnte zum einen ohne Qualifikationsdruck in das Saisongeschehen starten und dies erstmals seit langer Zeit ohne Knieprobleme tun. Das Material passt auch, die Vorbereitung ist nahezu problemlos verlaufen: "Ich bin so professionell wie möglich in die Saison reingegangen", sagt er. Mit bislang geringem Ertrag. Nun versucht er, das dritte Saisonrennen mit etwas Distanz anzugehen: "Zwei Rennen sind nicht gut gelaufen, okay, aber mein Ziel ist noch möglich."

Schon am Freitag in Bad Gastein will er sich diesem nähern, dann steht ein Parallelslalom auf dem Programm, am Samstag folgt ein Mannschaftswettbewerb. Bussler jedenfalls geht "mit Freude" an die Aufgabe heran, denn "der Hang liegt mir". Im Vorjahr, daran erinnert er sich gern, war er dort Dritter.

© SZ vom 08.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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