Sieg der Bayern-Basketballer:Abwechslung gegen Göttingen

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Bayern-Basketballer sind beim 114:73 diesmal kaum gefordert

Von Joachim Mölter, München

Unter den 18 Klubs der Basketball-Bundesliga (BBL) genießt die BG Göttingen ein Alleinstellungsmerkmal: als einziger Klub, gegen den der FC Bayern München in der vergangenen Saison nicht gewonnen hat, zu Hause nicht und in der Fremde auch nicht. "Gegen Göttingen zu gewinnen", fand Münchens Chefcoach Svetislav Pesic, "das wäre mal gut." Am Sonntag kamen die FC-Bayern-Basketballer dieser Aufforderung nach und bezwangen die Niedersachsen vor 5600 natürlich begeisterten Zuschauern 114:73 (51:34). Mit nun 10:2 Punkten bleiben sie damit dem an diesem Wochenende spielfreien Tabellenführer Alba Berlin (12:0) auf den Fersen.

Noch eine Heimniederlage gegen Göttingen wie im vergangenen Jahr wäre schwer zu erklären gewesen für Svetislav Pesic. Die Göttinger waren ja bloß als Tabellen-16. angereist, mit bislang nur einem Sieg in der Bilanz, 99:85 beim Mitteldeutschen BC, dem Letzten des Klassements. Der schlechte Saisonstart hat damit zu tun, dass Göttingens Trainer Johan Roijakkers derart mit Verletzungsproblemen in seiner Mannschaft zu tun hat, dass er dem FC Bayern diesmal wenig entgegenzusetzen hatte.

Die Münchner machten mühelos dort weiter, wo sie am Freitagabend beim 76:61 (31:29) über den französischen Pokalsieger Straßburg IG in der Euroleague aufgehört hatten, eine Partie, die Pesic als "unser bestes Spiel in dieser Saison" gelobt hatte. Das war es allerdings allenfalls in Bezug auf die Abwehrleistung: Da hatten seine Profis zum zweiten Mal binnen einer Woche einen Euroleague-Gegner bei rund 60 Punkten gehalten, nach dem 69:60 über Khimki Moskau.

Gegen Straßburg lief dafür der Angriff nicht immer rund, da war der Großteil der Körbe zwei Leuten zu verdanken gewesen, Nihad Djedovic (22 Punkte) und Dusko Savanovic (18). Gegen die überforderten Göttinger wanderte der Ball erwartungsgemäß flüssiger durch die Münchner Reihen, die FC-Bayern-Profis erspielten sich frühzeitig ein Punkte-Polster, so dass Svetislav Pesic schon im ersten Viertel den zuvor kaum eingesetzten Center Andreas Seiferth aufs Parkett beorderte und im letzten Abschnitt die jungen Karim Jallow und Daniel Mayr hinterherschickte, sehr zur Freude der Fans.

Als Seiferth kam, stand es 21:13 (9.), wenig später war der Vorsprung auf eine zweistellige Zahl angewachsen (29:17/12.), und vor der Halbzeit sogar noch auf mehr als 20 Zähler (49:28/19.). Dass der von Real Madrid gekommene K.C. Rivers mit einer hundertprozentigen Trefferquote bis zu diesem Zeitpunkt schon 18 Punkte erzielt hatte (am Ende waren es 23 bei immerhin nur zwei Fehlversuchen aus der Distanz), belegte ein weiteres Mal die Tiefe im Münchner Kader und die damit verbundene Flexibilität und Variabilität. In der zweiten Halbzeit teilten sich dann der wie immer spielfreudige Alex Renfroe (14), Paul Zipser, John Bryant (beide 13), Djedovic (11) und auch Seiferth (10) die Aufgabe als Punktelieferanten. Zwischendurch unterhielten sie das Publikum sogar mit Kabinettstückchen, wie etwa Renfroe mit dem Dunk zum 68:44 nach einem Gegenstoß.

Allerdings schlichen sich in der Defensive gelegentlich Nachlässigkeiten ein, welche die Gäste zu einfachen Punkten unter dem Korb nutzten - das hatte gegen Straßburg besser geklappt, fiel aber gegen Göttingen nicht wirklich ins Gewicht. Trotzdem nahm FC-Bayern-Coach Pesic zwischendurch mal eine Auszeit, zum Beispiel als die Gäste auf 28:39 (17.) verkürzt hatten, um seine Akteure zu mehr Aggressivität aufzufordern.

Im Grunde aber war die Partie gegen Göttingen nur ein besseres Trainingsspiel für die Euroleague-Reise am Donnerstag zum Titelverteidiger Real Madrid. In der spanischen Hauptstadt müssen die Münchner zwar nicht zwingend gewinnen, um ihr internationales Saisonziel zu erreichen, nämlich das Weiterkommen in die Runde der besten 16 Teams. Aber die Gelegenheit dazu ist womöglich so günstig wie selten, denn die mit Spitzenkräften gespickten Madrilenen sind bloß mit 1:2 Siegen in die Euroleague gestartet und suchen noch ihren Rhythmus. Gegen Real Madrid zu gewinnen, wäre jedenfalls auch mal ganz gut.

© SZ vom 02.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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