Shorttracker Johann Kaiser:Mit Lockerheit in Richtung Profisport

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Der 13-Jährige vom EHC Klostersee liebt an seinem Sport das direkte Duell auf dem Eis. Für seine Ziele trainiert er fünfmal pro Woche

Von Isabel Meixner

Johann Kaiser kann seinem älteren Bruder dankbar sein. Der hat vor Jahren in der Grundschule einen Eisschnelllauf-Wettbewerb gewonnen - und Mutter Susanne daraufhin entschieden, die Jungs ins Shorttrack-Training beim Grafiner EHC Klostersee zu schicken. Während Johanns Bruder bald ausstieg, fand der heute 13-Jährige Gefallen an dem Sport und feiert inzwischen einen Erfolg nach dem anderen: den Gewinn des Deutschland-Cups und der Munich Open, die bayerische und zuletzt die deutsche Meisterschaft im Mehrkampf. Beim Europacup-Finale der Junioren D fuhr er außerdem zwei neue deutsche Rekorde ein. Auch ist der Grafinger Gymnasiast in den D/C-Landeskader aufgestiegen.

"Johann ist ein Vorzeigeathlet", sagt Trainerin Renate Ulrich. Sie hat den 13-Jährigen zur Preisverleihung begleitet. Auch die Eltern, die fünf Geschwister, die Großeltern und seine zwei früheren Coaches Karin Zellhofer und Christine Pollnow hat der stolze Johann Kaiser mit nach München gebracht. Die Auszeichnung spornt an. Ob er weitermachen möchte? "Auf jeden Fall", antwortet Johann. "Jetzt erst recht." Seine Trainerin glaubt, dass er gute Chancen hat: "Er ist für sein Alter sehr weit." Er trainiere selbständig und fokussiert, verliere dabei aber nicht die nötige Lockerheit. "Er ist nicht verbissen", sagt Renate Ulrich. Das zeigt sich auch bei der Preisverleihung. Auf die Frage, ob er sich schon auf die kleinen wendigen Asiaten im Shorttrack vorbereitet, antwortet der Schüler entspannt: "Nö, ich mache einfach weiter wie bisher." Auch seine Trainerin findet: "Er ist noch jung. Bei den taktischen Sachen lernt er noch, aber das kommt schon mit der Zeit."

Den Biss, ein Großer zu werden, hat der Schüler. Den braucht es wohl auch, um in einer Sportart wie dem Shorttrack bestehen zu können, in der bis zu sechs Läufer gleichzeitig antreten und um die besten Rundenzeiten kämpfen. Schnelligkeit und Ausdauer trifft da auf Durchsetzungsfähigkeit. Das ist genau das, was Johann Kaiser an dem Sport so gefällt: "Nur gegen die Zeit zu laufen, ist mir zu unspektakulär." Er trainiert fünfmal pro Woche, zweimal davon fährt er extra nach München. Zusätzlich bolzt er Kondition auf dem Fahrrad, in seinem Zimmer hat er Hanteln liegen. Im Winter, wenn fast jedes Wochenende ein Wettkampf ansteht, nehme der Sport etwa 55 Prozent seiner Zeit ein. In der Schule sei er aber meist nicht viel schlechter als im Sommer, sagt er und grinst. Johann Kaiser ist nicht der erste erfolgreiche Shorttracker, den der EHC Klostersee hervorbringt. Auch Olympiateilnehmerin Susanne Rudolph feierte Erfolge für ihren Heimatverein. "Wir versuchen, das Beste aus unseren schwierigen Bedingungen zu machen", sagt Renate Ulrich. Denn die Shorttracker sind im EHC, der sich vorwiegend als Eishockeyverein versteht, nach wie vor eine Randabteilung.

Der Talentiade-Förderpreis der S üddeutschen Zeitung ist die erste Auszeichnung, die der 13-Jährige in seiner noch jungen Karriere gewinnt. Doch sein persönlicher Höhepunkt an diesem Abend ist eigentlich ein anderer. "Das Foto mit Felix Neureuther", sagt er und strahlt. Ein Autogramm hat er von seinem Paten auch bekommen.

© SZ vom 17.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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