Segeln:Machtwechsel in Starnberg

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BYC steigt aus der ersten Segel-Bundesliga ab, der MYC auf

Von Ralf Tögel, Starnberg

"Nein", sagt Ilja Wolf, "neue Boote müssen keine angeschafft werden." Wolf ist Manager des Bayerischen YachtClubs (BYC), und die Frage durchaus berechtigt. Denn der BYC ist am Wochenende aus der ersten Bundesliga abgestiegen, er hat die Relegation auf der Hamburger Außenalster als Sechster und Letzter abgeschlossen. In der ersten Liga wird auf Booten der Klasse J/70 gesegelt, in der zweiten Bundesliga sind es Kielboote des Typs B/One. "Boote sind vorhanden", sagt Wolf, der Unterschied sei für einen erfahrenen Segler ohnehin kein Problem.

Problematisch gestaltete sich dagegen die Relegation in Hamburg, Grund war ein "personeller Engpass im Vorfeld", wie Wolf erklärt. So musste Steuermann Christian Schäfer erneut aus gesundheitlichen Gründen passen. Dieser Verlust ist kaum zu kompensieren, denn Schäfer wurde in der Tempest-Klasse zehn Mal Weltmeister, seine Erfahrung ist daher gerade in Drucksituationen von unschätzbarem Wert. Mit Schäfer am Steuer hatten die Starnberger ihre besten Ergebnisse erreicht, in der Relegation auf der Außenalster fehlte zudem Walter Rotlauf aus beruflichen Gründen. Daher übernahm Wolf höchstselbst das Ruder, wie schon eine Woche vorher an gleicher Stelle im letzten Rennen der regulären Saison. Druck hatten die BYC-Segler also schon genug, ein verpatzter Start in die zweitägigen Wettfahrten ließ diesen zusätzlich steigen. "Wir haben versucht, das Beste zu geben", resümierte Wolf, freilich kam die Mannschaft bei schwierigen Segelbedingungen "nicht gleich in den Rhythmus".

Es gab zudem schnell zwei Proteste anderer Teams, weshalb die Starnberger Strafkringel fahren mussten und aus aussichtsreicher Position nach hinten durchgereicht wurden. Dann passierte der Crew ein Frühstart, damit sanken die Chancen für Steuermann Wolf, Taktiker Andreas Plettner sowie Adrian Hoesch und Oliver Oczycz schon nach dem ersten Wettkampftag empfindlich. Auch am Sonntag segelte die Starnberger Crew hinterher, der Klassenerhalt war schnell perdu. Der BYC muss als einziger Erstligist absteigen, sowohl der Düsseldorfer YC als auch der Chiemsee YC bleiben erstklassig. Den Platz des BYC nimmt der Aufsteiger vom Segel- und Motorboot Club Überlingen ein, das Team vom Bodensee wurde Dritter.

Nicht hart genug am Wind: Die Mannschaft des Bayerischen Yacht-Clubs steigt in die zweite Liga ab. (Foto: DSBl)

Nun gilt es für den BYC, den Fauxpas schnell wieder auszubügeln, der Plan steht bereits. Wolf hat einen detaillierten Trainingsplan ausgearbeitet, von Februar an würden "vier, fünf Mannschaften gebildet", die sich darauf vorbereiten. Noch vor Ostern, kündigt der Klubmanager an, solle eine "Selektionsserie" auf dem Gardasee und dem heimischen Revier am Starnberger See das beste Team ermitteln. Diese Crew soll dann schon im ersten Saisonrennen im kommenden Jahr, das voraussichtlich Anfang Mai vom Deutschen Touring Yacht Club (DTYC) in Tutzing ausgerichtet wird, um den Aufstieg mitsegeln. Das neue Format ist kein Problem, findet Richter, zwar seien die B/One-Boote im Vergleich zur J/70-Klasse etwa ab Windstärke vier schwieriger zu handeln, erfahrene Segler könnten sich "im Prinzip an einem Wochenende" darauf einstellen.

Während in Starnberg die Stimmung am Wochenende reichlich gedrückt war, ging es in Tutzing hoch her, wo der DTYC den zweiten Platz in der deutschen Meisterschaft feierte und sich somit für die Champions League qualifizierte. Im Übrigen werden trotz der Absenz des Traditionsklubs aus Starnberg auch in der kommenden Saison zwei Vereine aus der Region erstklassig segeln. Der Münchner Yachtclub (MYC) hat die zweite Liga als Dritter beendet und damit die Qualifikation für die erste Bundesliga geschafft. Der MYC, der pikanterweise auch in Starnberg residiert, hat es den Kollegen vom Bayerischen Yacht-Club also vorgemacht.

© SZ vom 12.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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