Regioniken in Rio (I):Null nervös

Lesezeit: 1 min

Schützin Selina Gschwandtner ist eine Medaille zuzutrauen

Als wäre sie zum x-ten Mal dabei. Nervös? Nein, gar nicht. Aufgeregt? Na ja, sie freue sich halt. Die vielen Zuschauer und Athleten, das prestigeträchtigste Sportevent der Welt, alles kein Problem? Sie schüttelt den Kopf. So stoisch wie Selina Gschwandtner am Schießstand steht, spricht sie auch über ihre ersten Sommerspiele in Rio. "Eigentlich lief in der Vorbereitung alles wie immer", sagt sie und konkretisiert: "Wenn es gut läuft, gibt es keinen Grund, etwas zu verändern." Nur das Studium, Luft- und Raumfahrttechnik an der TU München, stellte sie zuletzt etwas mehr hinten an. Für die 22-Jährige (Foto: Imago) läuft es seit Beginn ihrer Profikarriere - oder was man bei Schützen als solche bezeichnet - mehr als gut. Schon zu Junioren-Zeiten gewann sie Titel um Titel. Der Wechsel in die Erwachsenenklasse vor zwei Jahren änderte daran nichts: 2015 wurde sie Europameisterin mit dem Luftgewehr und Weltcupfinal-Siegerin mit dem Kleinkaliber, 2016 schaffte sie die Qualifikation für die Olympischen Spiele. Am Luftgewehr gewann sie mit ihrem Verein, der HSG München, außerdem bereits zwei Mal (2013 und 2014) die Meisterschaft. Dass sie sich nur in einer Disziplin für Rio qualifizierte, war sogar eine kleine Enttäuschung. Den Doppelstart verpasste sie nur um ein paar Ringe respektive Zentimeter. "Aber das Wichtigste ist, dass ich dabei bin." Wer weiß, ob sie noch einmal zu den Spielen kommt? 2020 wird sie ihr Studium abgeschlossen haben, und dann fällt bei den Schützen die Entscheidung: Sport oder Beruf? "Gut möglich, dass ich dann sportlich kürzer trete", sagt Gschwandtner. Die deutschen Gewehr-Frauen sind aufgrund der starken Ergebnisse im internationalen Vergleich wohl die aussichtsreichsten Medaillenkandidaten unter den deutschen Schützen. Allerdings haben schwache Ergebnisse bei den Spielen trotz hochkarätiger Sportlerinnen in der Schützenwelt fast schon Tradition. Zuletzt gewann Petra Horneber in Atlanta 1996 Edelmetall. Gschwandtner interessieren solche Statistiken überhaupt nicht, sie ist zum ersten Mal dabei - und, nun ja, eben kein bisschen nervös. Wenn sie das Finale der besten Acht erreicht, ist ihr alles zuzutrauen. Denn dort hat sie ihre Nervenstärke zuletzt immer erfolgreich ausgespielt.

© SZ vom 06.08.2016 / ign - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: