Premiere für den Aufsteiger:Erst gefremdelt, dann gefangen

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Tor zur Geschichte: Andreas Faber erzielte in Eichstätt in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit per Elfmeter den ersten Regionalliga-Treffer für den FC Unterföhring. (Foto: Claus Schunk)

Der FC Unterföhring besiegt in seinem ersten Regionalliga-Spiel überhaupt die eigene Nervosität und holt in Eichstätt einen Punkt. Andreas Faber und Arthur Kubica sind die Torschützen zum 2:2.

Von Christoph Leischwitz, München

Thomas Seethaler war ja selbst beeindruckt: "Da kommt zuerst ein Pressesprecher auf dich zu, nach dem Spiel muss man zur Pressekonferenz, das Fernsehen, die vielen Zuschauer - Wahnsinn eigentlich", sagte Seethaler. Der neue Cheftrainer des FC Unterföhring war bisher als Coach nicht über die Bezirksliga hinausgekommen. Auch seine Mannschaft bringt wenig hochklassige Erfahrung mit, der liechtensteinische Nationalspieler Martin Büchel dürfte der einzige sein, der zuvor regelmäßig vor mehr als 1000 Zuschauer gespielt hat. Und so dauerte es eine Weile, bis sich der FC Unterföhring, Aufsteiger in die Fußball-Regionalliga Bayern, in seinem Auftaktspiel beim VfB Eichstätt akklimatisiert hatte. Mit Cleverness erspielten sich die Gäste danach noch ein Unentschieden. Arthur Kubica erzielte mit einem kuriosen Traumtor elf Minuten vor Schluss den 2:2-Ausgleich.

"Ich hätte mir zum Auftakt ein Heimspiel gewünscht", sagte Seethaler, er findet, dass einem Aufsteiger so etwas auch ein bisschen zusteht. Schwierig nur, wenn auch der Gegner ein Aufsteiger ist. Den Eichstättern jedenfalls habe man ansehen können, dass sie mit dem großen Publikum im Rücken befreiter aufspielten. "Wir waren oft einen Schritt zu spät, Eichstätt war zu Beginn klar besser", sagte Seethaler. Mit Glück und dem guten Torwart Daniel Sturm, der bis zum Winter noch in der Bezirksliga spielte, blieben die Unterföhringer in der ersten Halbzeit aber nicht nur ohne Gegentor - sie gingen sogar unmittelbar vor der Pause in Führung: Andreas Faber erzielte per Handelfmeter das erste Regionalliga-Tor des FC (45.+1). Dieser war umstritten, Seethaler fand ihn aber berechtigt: "Der Arm war schon sehr weit weg vom Körper", sagte er.

"Ein bisserl lockerer werden" könnten seine Spieler, findet Trainer Thomas Seethaler

In der Kabine ermahnte Seethaler seine Spieler, mutiger zu sein, offenbar erfolgreich: "Das sah danach recht gut aus", fand er. Ein einziger Fehler aber führte zum Ausgleich durch Yomi Scintu (62.), und als Eichstätt nur eine Minute später durch einen Treffer von Lucas Schraufstetter die Partie drehte, wankte der FC. Im Hinblick auf den weiteren Saisonverlauf folgte nun eine wichtige Phase: Wie würde Unterföhring den Rückstand verkraften? "Wir haben uns gefangen", stellte Seethaler zufrieden fest. Ein paar Auswechslungen machten das Abwehrgefüge stabiler, allmählich legten die Gäste den Respekt ab. Mehr noch: Dank eines Geniestreichs nahmen sie sogar einen Punkt mit: Kubica sah an der Mittellinie, dass der gegnerische Keeper Thomas Bauer zu weit vor seinem Tor stand, zog aus 45 Metern ab und ließ das Eichstätter Stadion verstummen (79.).

In der Schlussphase hatten die Föhringer sogar die besseren Möglichkeiten, obwohl Zugang Fabio Sabbagh in der 86. Minute nach wiederholtem Foulspiel Gelb-Rot sah. Fünf Platzverweise nach sechs Spielen am ersten Spieltag lassen vermuten, dass in den ersten Pflichtspielen der Saison das Timing noch nicht stimmt. Oder die Motivation zu hoch ist.

Zwei wichtige Spieler der Vorsaison, Alexander Hollering und Nimat Torah, werden noch länger verletzt sein, der Japaner Masaaki Takahara hat noch keine Spielerlaubnis. "Wir hoffen, dass sie in ein, zwei Wochen kommt, er wäre ein wichtiger Faktor für unser Offensivspiel", sagt Seethaler. Mit ein wenig Glück könnte der Zugang schon im nächsten Spiel dabei sein. Am Dienstag in einer Woche tritt Unterföhring wieder auswärts an, beim FC Augsburg II. Der Coach sieht seine Mannschaft auf einem guten Weg, spielerisch wie konditionell. Das einzige, was sich möglichst schnell ändern sollte: "Ein bisserl lockerer werden." Ein Tor wie jenes von Kubica könnte dem Selbstvertrauen noch sehr dienlich sein.

© SZ vom 17.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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