Poolbillard:Fixstern des Südens

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Das Derby zwischen Dachau und Fürstenfeldbruck überstrahlt alle anderen Partien der Poolbillard-Bundesliga. Sogar der FC Bayern wäre beinahe darauf aufmerksam geworden

Von Ralf Tögel, Dachau/Fürstenfeldbruck

Der Stern des Südens leuchtet nicht mehr. Vor fünf Jahren riefen die Verantwortlichen den Wettbewerb aus, die Idee war, dem Vergleich der beiden benachbarten Poolbillard-Bundesligisten BSV Dachau und BSV Fürstenfeldbruck ob der geografischen Nähe eine besondere Strahlkraft zu verleihen. Derbys auf dem grünen Filz sind halt nicht ganz so publikumswirksam wie Derbys auf dem grünen Rasen. Mittlerweile jedoch ist der riesige Pokal, der an den Sieger aus Hin- und Rückspiel geht, eine begehrte Trophäe. Und weil dieser hochkarätig besetzte Vergleich auch in der öffentlichen Wahrnehmung rasant wuchs, wurde der Dachauer Vorsitzende Andreas Huber, der den Stern des Südens maßgeblich initiiert hatte, "aus berufenem Mund", wie er sagt, darauf aufmerksam gemacht, dass der Titel "Stern des Südens" von einem im Münchner Raum nicht ganz unbedeutenden Fußballklub geschützt worden sei.

Also wurde die Veranstaltung vorsichtshalber in "Spiel der Spiele" umgetauft. Dass dies der Popularität schadet, kann sich Huber jedenfalls nicht vorstellen, im Vorjahr hätten 600 000 Menschen auf die Dahauer Internetseite zugegriffen, der BSV hatte die Fans aus aller Welt mit einem Liveticker informiert. Aus aller Welt ist dabei keine Übertreibung, wie Huber versichert; man habe Klicks aus "Amerika, Asien oder Hawaii" registriert. Einen Livestream, wie zuletzt 2012 offeriert, wird es auch in diesem Jahr nicht geben, was einen einfachen Grund habe: "Sonst bekommen wir die Bude vielleicht nicht voll", sagt der BSV-Chef. Mit mindestens 300 Zuschauern rechnet Huber am Sonntag (13 Uhr), in Dachau sind die Bundesligaspiele längst zu einem Event geworden.

Schlüsselspiel um die Meisterschaft: Fürstenfeldbrucks Harald Stolka plant seinen nächsten Stoß. (Foto: Toni Heigl)

Auch diesmal werden wieder einige Honoratioren der Stadt Dachau zugegen sein, so habe etwa Landrat Stefan Löwl sein Kommen zugesichert, berichtet Huber. Der BSV-Vorsitzende versteht die Frage nach der Teambesetzung schon fast als dreist: "natürlich alle". Schon den treuen Fans sei man das schuldig, die unter dem Kampfnamen Pooligans durch die Republik touren. Im Vorjahr wurde noch David Alcaide als lebensgroße Pappfigur in den Raum geschoben, weil der Spanier verhindert war. Diesmal wird nicht nur der zweimalige Europameister aus Malaga einfliegen, auch die deutsche Pool-Legende Ralf Souquet, der ehemalige Jugend-Europameister Manuel Ederer sowie die beiden österreichischen Spitzenspieler Mario He und Albin Ouschan werden da sein. Auch He hat einen EM-Titel auf der Habenseite.

Der derzeit wohl beste Akteur im Dachauer Kader ist Ouschan. Der 25-Jährige führte bis vor kurzem die Weltrangliste der World Pool-Billiard Association (WPA) an, momentan ist er an drei geführt. In diesem Ranking stehen sechs Europäer unter den besten 21 Akteuren, in Ouschan, Alcaide und Souquet werden drei von ihnen am Wochenende für die Dachauer an die Tische gehen.

Ein weiteres Indiz für die Qualität dieses Derbys ist die Tatsache, dass Stefan Klein, Vorsitzender des Kontrahenten aus Fürstenfeldbruck, sich durchaus Siegchancen ausrechnet. Die Brucker mussten zwar zuletzt zwei knappe Niederlagen gegen den aktuellen Tabellenzweiten Oberhausen und Straubing hinnehmen, sind jedoch mit zwölf Punkten Dritter und haben auf Dachau nur drei Zähler Rückstand. Bei der Drei-Punkte-Regel wären diese schnell egalisiert, die Brucker haben aber mehr im Sinn: "Wir haben den Kampf um die deutsche Meisterschaft noch lange nicht aufgegeben", sagt Klein. Der Brucker Kader ist zwar nicht so prominent besetzt wie der des Gegners, doch in dem Schweizer Nationalspieler Dimitri Jungo, dem kroatischen Internationalen Philipp Stojanovic sowie den deutschen Spitzenspielern Harald Stolka und Florian Hammer ist ihnen das auch zuzutrauen. Zudem spielt Brucks Kapitän Roman Hybler derzeit auf einem ausgesprochen hohen Niveau, was er mit seinem Sieg bei der German Tour am vergangenen Wochenende eindrucksvoll unter Beweis stellte. Dabei ließ der tschechische Nationalspieler eine ganze Reihe internationaler Spitzenspieler hinter sich, unter anderem Efren Reyes und Francisco Bustamante von den Philippinen, wo Poolbillard einen ähnlichen Stellenwert hat wie hierzulande Fußball. Im Finale ließ Hybler Nick van den Berg keine Chance. Der Niederländer ist wie viele seiner Kollegen auch in der Bundesliga unter Vertrag. Van den Berg spielt für Straubing.

Duell um die Krone - BSV Dachau gegen BSV Fürstenfeldbruck

Ralf Souquet

Spitzname: der Kaiser. Er ist nicht nur der erfolgreichste deutsche Spieler und gilt als lebende Pool-Legende, der 47-Jährige ist Mitglied der Hall of Fame in Amerika und will mit Dachau seinen ersten Meistertitel holen.

Duell um die Krone - BSV Dachau gegen BSV Fürstenfeldbruck

Roman Hybler

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(Foto: Günther Reger)

Spitzname: Czech Attack. Der tschechische Nationalspieler kann nicht so viele Erfolge wie sein Dachauer Gegenpart aufweisen, dafür wurde der 38-Jährige mit Dachau bereits zweimal deutscher Mannschaftsmeister.

Der Brucker Vorsitzende sieht die Chancen bei 50:50, Kollege Huber sieht das anders: "Mit dieser Aufstellung sind wir immer Favorit, wir sind die Gejagten." Freilich waren das die Dachauer auch in der Vorsaison, doch der Verband bremste den Titelanwärter aus, wie Huber erinnert. Die Dachauer wollten wegen der WM einen Bundesliga-Spieltag verlegen, die Deutsche Billard Union lehnte ab, der BSV musste ohne seine Besten auskommen und verlor. Mittlerweile kann Huber darüber lachen, zumal er am Wochenende einen "wichtigen Schritt zur Meisterschaft" erwartet. Zu seinen Gunsten selbstredend.

Genau das jedoch würden die Brucker dem Lokalkonkurrenten gerne vermiesen: "Unser Ziel ist auf jeden Fall ein Sieg", sagt Klein, der diesen Partien genau wie Kollege Huber im Bundesligaspielplan die größte Bedeutung beimisst. Am besten gleich im ersten Vergleich an diesem Samstag (14 Uhr, Hasenheide 6). Auch die Brucker haben eine Tribüne und Platz für 200 Zuschauer. Bei der fünften Auflage dieses Klassikers ist es Klein ziemlich egal, wie sich das Event letztendlich nennt. Er sagt: "Es wird sich zeigen, wer die Vorherrschaft im Süden hat."

© SZ vom 16.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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