Pokalsieg für Hachings Fußballer:Lukrative Aussichten

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Ab ins Finale: Pascal Köpke hat mit zwei Treffern großen Anteil daran, dass Unterhaching weiter auf den bayerischen Pokalsieg hoffen kann. (Foto: Bongarts/Getty Images)

SpVgg Unterhaching gewinnt beim Regionalligisten Bayreuth mit 3:1 und erreicht das Finale des Toto-Pokals. Wichtiger als die Trophäe wären die Teilnahme am DFB-Pokal und die damit verbundenen Einnahmen.

Von Fabian Swidrak, Weismain

Den Platz ganz außen auf der Ersatzbank hatte sich Manfred Schwabl ausgesucht. Möglichst weit weg vom Epizentrum der Unterhachinger Emotionen am Spielfeldrand, aber immer noch ganz nah dran am Geschehen. Schwabl ist keiner, der bei jeder Schiedsrichterentscheidung gegen seine Mannschaft aufspringt und frustriert über den Platz brüllt. Das bringe ohnehin nichts, sagt der Präsident der SpVgg Unterhaching. Er leidet lieber ruhig und alleine. Lange hielt es Schwabl daher trotz sorgfältiger Platzwahl nicht aus neben den Reservisten. Fünf, vielleicht sechs Minuten waren gespielt, als er aufstand, die Seitenauslinie einige Meter in Richtung des eigenen Tores abschritt und sich mit dem Rücken an eine Werbebande lehnte. "Pokalspiele sind für mich Anspannung pur."

Mit verschränkten Armen sah Schwabl, wie seine Mannschaft gegen Bayreuth vieles richtig machte, in Führung ging, dem Gegner dann aber zu viele Freiheiten ließ. Immer nervöser ging er die Linie auf und ab - als Unterhaching das Spiel aus der Hand zu geben drohte. Erst mit einem kraftvollen Sprung in den oberfränkischen Abendhimmel und zwei geballten Fäusten löste sich seine Anspannung, als der eingewechselte Lucas Hufnagel mit seinem Tor in der Nachspielzeit die letzten Zweifel am Unterhachinger Finaleinzug beseitigte.

3:1 (0:0) gewann die Spielvereinigung das Toto-Pokal-Halbfinale am Dienstagabend gegen Regionalligist SpVgg Bayreuth. Verdient, jedoch weit weniger souverän, als es das blanke Resultat vermuten lässt. Der abstiegsbedrohte Drittligist steht damit im Finale um den bayerischen Fußball-Pokal, das am 20. Mai bei der und gegen die SpVgg SV Weiden stattfindet.

Auf dem Papier eine klare Angelegenheit, in der Realität zumindest machbar. "Natürlich wollen wir jetzt auch den Titel", sagt Schwabl und hat dabei weniger die unspektakulär anmutende Trophäe als vielmehr die damit verbundene Teilnahme an der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals in der kommenden Saison im Auge. 140 000 Euro würden so allein an TV-Geldern in die Kasse der klammen Hachinger fließen. Dazu kämen weitere Einnahmen aus einem möglichen Heimspiel gegen einen attraktiven Gegner. Geld, das es Schwabl immens erleichtern dürfte, die Lücke im Etat bis Ende des Monats zu stopfen und so die Lizenzauflagen für die kommende Spielzeit in der dritten Liga zu erfüllen.

"Ein enorm wichtiger Sieg", betonte Schwabl daher, fügte jedoch an: "Noch bringt uns das nichts." 1500 Euro gibt es für den Finaleinzug im Toto-Pokal, große Sprünge macht ein Drittligist damit nicht. Aber die Chancen auf den dritten Pokalsieg nach 2008 und 2012 stehen gut, wenn die Mannschaft ihre aktuelle Form über die nächsten beiden Wochen hinweg konservieren kann.

Besonders in der ersten Halbzeit zeigte die Mannschaft von Trainer Claus Schromm eine engagierte Leistung. Auch in der Liga zeigt die Formkurve der Hachinger längst wieder nach oben. Sieben Punkte hat die SpVgg in den letzten drei Spielen gesammelt und den Klassenerhalt damit wieder in den Bereich des Möglichen gerückt. Selbst Torjäger Pascal Köpke war gegen Bayreuth nach knapp einmonatiger Durststrecke wieder erfolgreich und traf unter den Augen von Vater Andreas gleich doppelt: erst per Abstauber aus kürzester Distanz (48.), später nach schönem Solo (74.). Für eine Rückkehr in die Starformation beim Auswärtsspiel gegen Dynamo Dresden am Samstag (14 Uhr) empfahl sich Lucas Hufnagel, der nach seiner Einwechslung Köpkes zweiten Treffer mit einem schönen Chip-Pass einleitete und in der Nachspielzeit zum 3:1-Endstand traf.

Einzig die Spielweise seiner Mannschaft bei eigener Führung trieb Trainer Schromm Sorgenfalten auf die Stirn. "Da machen wir wieder einen Schritt nach hinten, vergessen, nach vorne zu verteidigen und machen den Gegner immer wieder stark", ärgerte er sich und wiederholte seine Worte der vergangenen Tage: "Auch wenn wir 1:0 führen, muss es im Kopf der Spieler weiter 0:0 stehen. Sonst verlierst du hier. Und in der dritten Liga sowieso."

Bayreuths Tobias Ulbricht hatte die Partie mit dem Treffer zum zwischenzeitlichen Ausgleich (71.) noch einmal spannend gemacht. Bereits zuvor hatten die Hachinger zweimal in höchster Not auf der Linie klären müssen. "Da haben wir den Gegner für zehn Minuten kontrolliert", fand auch Altstadt-Coach Christoph Starke. "Wir haben überhaupt eine starke Saison im Pokal gespielt." In Unterhaching werden sie das erst in zwei Wochen beurteilen können. Aus finanzieller Sicht ist nur der Titel gut genug. 90 Minuten muss Schwabl dafür mindestens noch leiden - Sitzplatzsuche nicht inbegriffen.

© SZ vom 07.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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