Pferdesport:Über alle Hindernisse

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"Wir werden anerkannt": Christian Feigl und Cassis, Zweite der bayerischen Para-Meisterschaften. (Foto: Claus Schunk)

Handicap-Springreiter reüssieren bei bayerischer Meisterschaft

Von Maria Kurth

München - Visitenkarten waren am Wochenende auf der Reitanlage in München-Riem nicht notwendig - zumindest aus Sicht der Dressur- und Springreiter mit und ohne Handicap. Vor jeder Prüfung wurden die Teilnehmer der bayerischen Meisterschaften vorgestellt. Bei Christian Feigl dauerte diese ein wenig länger, die Liste seiner Erfolge ist umfangreich. Genauso ausgiebig war der Applaus der Zuschauer für Feigl, der in der Vorwoche in Köln deutscher Meister geworden war. Der gebürtige Starnberger hat damit Pferdesport-Geschichte geschrieben: Zum ersten Mal wurde ein nationaler Titelkampf im Springreiten für Menschen mit Handicap ausgetragen. "Die Eindrücke waren fantastisch, uns wurde dort eine tolle Bühne geboten", sagt Feigl.

In Riem reichte es für den Vorjahressieger und sein Pferd Cassis im Paraspringen zu Platz zwei. Der 33-Jährige leistete sich in beiden Prüfungen jeweils einen Fehler und musste sich damit seinem Vereinskollegen Michael Wimme (RFV Chiemgau-Nord) geschlagen geben. Alina Gack, die beide Prüfungen dominierte, zählte streng genommen nicht in die Wertung. "Ihre Behinderung hat den Grad III, wir haben alle Grad II", erklärte Feigl. Demnach hat Gack die schwächere Behinderung, hätte also Hindernisse mit einer Höhe von 90 Zentimetern überspringen müssen. "Aber sie ist einfach bei uns mitgesprungen, wir freuen uns über jeden Springer", sagt Feigl: "Es gibt mit Sicherheit noch viel mehr Reiter, die mitmachen könnten, aber sich nicht an die Öffentlichkeit trauen."

Feigl selbst leidet seit seiner Geburt an einer Hemiparese. Die halbseitige Lähmung verhinderte die volle Ausbildung der Muskulatur in der rechten Körperhälfte. Seine Unterschenkelmuskulatur ist unterentwickelt, die Feinmotorik seiner rechten Hand eingeschränkt. Umso wichtiger sei es für ihn, bei den bayerischen Meisterschaften an den Start gehen zu können, sagt Feigl: "Wir sind zwar behindert, aber wir werden anerkannt." Der Titel im Paraspringen wurde in diesem Jahr erst zum zweiten Mal vergeben, 2014 hatte Feigl gewonnen. "Die Geschichte soll damit aber noch nicht beendet sein. Wir wollen paralympisch werden und eine Europameisterschaft austragen."

In die Annalen der bayerischen Meisterschaften trugen sich am Wochenende außerdem Stefanie Weihermüller mit Fantomas ein, die den Dressur-Wettbewerb gewannen. Die weiteren Titel gingen an Lena Grundlage mit Campino (Dressur Junge Reiter), Bettina Nuscheler mit Fascinate (Dressur Junioren I), Greta Garkisch mit Phaselis (Dressur Junioren II), Eileen Henglein mit Cinderella (Dressur Pony), Kirsten Schweiger mit Coriander (Springen Junge Reiter), Maximiliane Ruppert mit Landspiel (Springen Junioren I) und Annabell Veeh mit Coldene (Springen Junioren II).

© SZ vom 13.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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