Pferdesport:Das funkelnde Gestüt

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Edelstein mit Anhänger: Stonewashd Diamant mit Gerhard Biendl im Sulky gewinnt auf der Zielgeraden den Daglfinger Stuten-Cup. (Foto: Claus Schunk)

Mit GPS-Sender und Videoanalyse formt Andreas Schwarz Trabrennsieger. Beim Daglfinger Stuten-Cup holt er Platz eins, drei und vier.

Von Raphael Weiss, München

Es sind noch zwei Stunden, bis es endlich losgeht, und eigentlich wirkt Andreas Schwarz, 41, recht entspannt. Zurückgelehnt sitzt er auf der Terrasse des Traberstadls an der Daglfinger Trabrennbahn und lächelt. Doch während er mit wachen Augen seine Pferde beim Aufwärmen beobachtet, sagt er: "Seit einer Woche geht mir nichts anderes durch den Kopf als dieses Rennen."

"Dieses Rennen" ist der Münchner Stuten-Cup, das zweite gehobene Rennen des Jahres in Daglfing. Gewinnsumme: 20 000 Euro. Schwarz ist Gestütsleiter des MS Diamant Stalls bei Schrobenhausen, dem - nach eigenen Angaben - erfolgreichsten Pferde-Zuchtbetrieb Deutschlands. Auf dem Gestüt haben sie mehr als 80 Pferde, zehn gehen an diesem Sonntag in Daglfing an den Start, drei davon beim Stuten-Cup: Piccolina, Pocahontas und Stonewashd. Alle seine Pferde tragen das Gestüt als Nachnamen: Diamant.

1999 will Andreas Schwarz bayerischer Meister werden. Er stellt einen Weltrekord auf

Schwarz kam über seinen Vater Max zum Trabrennsport. Ein erfolgreicher Geschäftsmann, der schon immer eine Liebe zu Pferden hatte. Aufgrund der Nähe zur Daglfinger Rennbahn kaufte er sich Traber. Andreas Schwarz hatte zunächst keinerlei Interesse an den Pferden, doch nach seinem ersten Rennen hatte es ihn erwischt. "Eine Sucht", sagt Schwarz. Im Jahr 1999 war sein Ziel, bayerischer Meister zu werden. Er wurde gleich deutscher Meister, am Ende stellte er sogar einen Weltrekord auf: 229 gewonnene Amateurrennen in einem Jahr. "Das heißt 700 Fahrten, 280 von 365 Tagen nicht zu Hause."

Heute kümmert er sich hauptsächlich um Training und Zucht. "Und als Beisitzer versuche ich zusammen mit Angelika Gramüller und Johannes Sporer, den Münchner Trabrennverein wieder auf Vordermann zu bringen." Das soll mit gehobenen Rennen wie dem Stuten-Cup klappen.

"Die großen Zeiten waren in den 80ern und 90ern", erzählt Schwarz und meint nicht nur die Daglfinger Rennbahn, sondern den gesamten Trabrennsport. "Wir haben nicht gemerkt, dass es bergab geht. Jetzt sind wir durch das Tal der Tränen und es geht bergauf." Als Grund nennt er Wettanbieter wie die PMU aus Frankreich. Dort kann man jetzt auch auf Rennen in Deutschland wetten, wodurch in Bayern die Ausschüttungen bei Rennen um 35 Prozent im Vorjahresvergleich gestiegen sind.

Das Ziel von MS Diamant ist es, international erfolgreich zu sein. Derzeit sei man Europa League, sagt Schwarz, das Ziel sei die Champions League: "Das klappt alle zehn Jahre, mit einem außergewöhnlichen Pferd." Tsunami Diamant könnte ein solches sein. Das Pferd ist das zurzeit stärkste des Stalls, sein Vater hat über 600 000 Euro Preisgeld gewonnen. In zwei Wochen ist Tsunami Diamant einer der Favoriten beim großen Traberderby in Berlin.

Auf seinem Gestüt will Schwarz keine Neuerung verpassen. Die Pferde kommen nach den Rennen auf Laufbänder, bekommen Physiotherapie und GPS-Sender, die ihre Regeneration auf der Weide überwachen: "Wenn sich ein Pferd nach dem Rennen kaum bewegt, weiß ich, es hat Schmerzen. Wenn es wie verrückt rumläuft, ist es bereit für den nächsten Einsatz." Die Rennstrategie bereitet Schwarz per Videoanalyse vor. Er studiert die Fahrer und Pferde, erkennt Stärken und Schwächen und plant so den Lauf.

Die Strategie im Stuten-Cup: Das stärkste Pferd - Stonewashd Diamant - soll attackieren, Piccolina und Pocahontas in seinem Schatten Kraft für den Schlussspurt sparen. Dann geht es los. In der ersten Runde halten sich die Diamant-Pferde noch zurück, doch auf der ersten Geraden zieht Stonewashd mächtig an, schiebt sich auf der Außenbahn von Position sieben auf Position zwei, in seinem Gefolge: Pocahontas und Piccolina. Doch Unforgettable auf eins hält dagegen, bis zur letzten Kurve. Mit Leichtigkeit, als wäre sie nicht das gesamte Rennen auf der Außenbahn gelaufen, zieht Stonewashd an Unforgettable vorbei und gewinnt das Rennen. Platz drei und vier gehen an Piccolina und Pocahontas. 14 000 Euro Gewinn für Schwarz.

"An dieses Rennen werden wir uns ein Leben lang erinnern", sagt Schwarz am nächsten Tag. Die Siegerin ist derweil auf der Weide beim Regenerieren, mit GPS-Sender natürlich. In zwei Wochen geht es auch für sie nach Berlin zum großen Derby. Am 3. September läuft sie dann wieder in Daglfing, beim Bayern-Pokal, dem letzen gehobenen Rennen des Jahres. Mal sehen, welche Strategie sich Schwarz dann ausdenkt.

© SZ vom 25.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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