Pferdesport:Cowboys in der Großstadt

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Kleineres Feld, größerer Ball, einfachere Regeln: So soll die Zukunft des Polos auch in München aussehen. (Foto: Claus Schunk)

Die Pferd International wird im Mai die erste Working-Equitation-Weltmeisterschaft in Deutschland ausrichten. Die junge Disziplin soll Laien ansprechen. Auch Polo will populärer werden.

Von Raphael Weiss, München

Slalom, Trail, Rinderarbeit und Dressur - "natürlich nur mit einer Hand am Zügel, die rechte Hand musste ja frei sein für die Rinder", erklärt Michael Grüter. Aus diesen vier Wettbewerben besteht die junge Pferdesport-Disziplin Working Equitation, die aus der Arbeit mit Rindern entstand und im Mai in München einige Aufmerksamkeit erhalten soll. Während der Pferd International wird erstmals in Deutschland eine Weltmeisterschaft in dieser Disziplin ausgetragen.

Alleine und im Team kämpfen die Reiter um den Titel, indem sie Rinder treiben, einen Parcours mit Geschicklichkeitsprüfungen überwinden und sich möglichst schnell durch einen Slalomkurs bewegen, alles angelehnt an die Arbeit der Rinderhüter Südeuropas. "Man muss Brücken überqueren oder ein Tor schließen. Wenn ein Reiter sich schnell durch Olivenbäume bewegen muss, ist das dem Slalom sehr ähnlich", sagt Grüter, der Vorsitzende von Working Equitation Deutschland. Das deutsche Team mit Christian Laukemper, Gernot Weber, Mitja Hinzpeter und Thomas Türmer will im Mannschaftswettbewerb Gold holen, bei der Europameisterschaft vor zwei Jahren gab es Rang zwei.

Die Veranstalter stellen eine zunehmende Entfremdung zwischen Mensch und Tier fest

Der Sport passt gut ins Programm der Pferd International, die vom 10. bis 13. Mai zum 35. Mal auf der Olympia-Reitanlage in Riem stattfindet. Ziel der Messe sei es, den Städtern die Tiere näherzubringen, vor allem den Kindern, sagt Jürgen Blum,der Leiter der Pferd International. Auch Grüter stellt eine zunehmende Entfremdung von Mensch und Tier fest. "Die Entwicklung ist generell kritisch. Immer mehr Kinder haben Angst vor Tieren, die sehen sie nur noch über das Handy." Working Equitation solle dem entgegensteuern, es soll die Vielseitigkeit des Pferdesports abbilden und für Zuschauer leichter verständlich sein.

Auch Polo will zuschauerfreundlicher werden, schneller, verständlicher - zumindest wenn es nach Wolf-Werner Jage geht, dem Inhaber des Munich Polo Center und Veranstalter des Poloturniers auf der Pferd International. "Es gibt Sportarten, die sind das geilste Spiel der Welt, wenn man sie selber spielt. Aber an den Zuschauer wurde meistens nicht gedacht", sagt Jage. Auch im Polo sei das so: "Beim traditionellen Polo stehen maximal ein paar Leute und trinken Sekt, dem Spiel schaut keiner zu." Daher will er ein neues Format in Deutschland etablieren: drei statt vier Spieler pro Team, einfachere Regeln, kleineres Spielfeld und ein großer Fußball als Spielgerät - so soll Polo auch in Deutschland mehr Zuschauer finden. Auf der Pferd International kann sich die neue Variante präsentieren. Der Deutsche Poloverband, "die Gralshüter", wie Jage sie nennt, sträubten sich noch gegen diese Form, sagt Jage, "dabei ist das hier die Zukunft."

Neben den eher exotischen Disziplinen werden in München auch wieder Dressur, Voltigieren und Springreiten auf dem Programm stehen. Das Starterfeld der Springreiter wird in zwei Wochen bekannt gegeben. Um die 70 Startplätze gebe es "großes Gerangel", sagt Jürgen Blum, "es gab schon sehr viele Anfragen an den Bundestrainer". Seine Tochter Simone, seit vergangenem Jahr im A-Kader der Nationalmannschaft, wird nicht an den Start gehen. Sie wird erst am Sonntagabend als Zuschauerin nach Riem kommen, weil parallel zur Pferd International in Hamburg das Deutsche Springreitderby stattfindet. "Der Bundestrainer möchte, dass sie sich jetzt bei den allerbesten Turnieren beweist, und Simone will da natürlich auch dabei sein." Dennoch gehe er von einem sehr gut besetzten Starterfeld aus, ebenso wie im Dressurreiten - hier stehen die endgültigen Zusagen von Größen wie der sechsmaligen Olympiasiegerin Isabell Werth und Kristina Bröring-Sprehe noch aus.

Blums Konzept, auf der Pferd International Städter für den Pferdesport zu begeistern, ist zumindest bei Münchens zweitem Bürgermeister aufgegangen: "Der Beppi Schmid ist letztes Jahr mit Frau und Tochter mit dem Zehner-Gespann mitgefahren, das lässt keinen kalt", erzählt Blum. "Uns hat das eine zweite Schirmherrschaft eingebracht."

© SZ vom 11.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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